Kein Heimatmuseum für Pfaffenhofen
(Pfaffenhofen, wk)
Der umfangreichste Punkt auf der Tagesordnung des Stadtrates war die Entscheidung über das weitere Vorgehen in Sachen Heimatmuseum im Anbau der Spitalkirche. Die Stadt hatte sich zur Sanierung der Spitalkirche entschieden, doch die Politiker hatten auch eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben, ob die sakralen Objekte, derzeit gelagert im Mesnerhaus, nicht im Anbau der Spitalkirche untergebracht werden können.
Mit einem hohen Kostenaufwand wird derzeit die Spitalkirche gegenüber der Stadtpfarrkirche am Hauptplatz saniert. Und da im ehemaligen Heimatmuseum im alten Mesnerhaus an der Scheyerer Straße die Heimatsammlung vieler sakraler Objekte gelagert ist, hatten die Politiker beschlossen, eine Machbarkeitsstudie zu beauftragen, um dann weiter zu entscheiden, ob es sinnvoll ist, die Sammlung in einem Anbau der Spitalkirche unterzubringen. Die mit 116 Seiten recht umfangreiche Studie war dann Basis für die Diskussion im Stadtrat, nachdem M.A. Dagmar Stonus, Volkskundlerin, und Dr.-Ing. Norbert Bergmann ihr Konzept für ein „Museum für sakrale Kunst und Volksfrömmigkeit“ brillant vorgestellt hatten.
die Gutachter Dr. Norbert Bergmann, Dagmar Stones
Das Konzept hatte schon etwas Bestechendes, auch wenn ein Teil des angedachten Museums einen baubedingt langen Flur beinhaltete. Doch auch daraus konnten sich die Gutachter eine sinnvolle Nutzung vorstellen. Für Bürgermeister Thomas Herker (SPD) war es eine gute Idee, das Museum an seine ursprüngliche Stelle zurückzuführen, denn bis 1969 war die Sammlung im Bereich der Spitalkirche untergebracht, musste aber wegen Abbrucharbeiten ausgelagert werden. Die Planer wollten das neue Museum attraktiver gestalten und nicht nur eine rückwärtsgewandte Darstellung präsentieren, sondern auch auf die Forderungen der Gegenwart und Zukunft ausrichten. Außerdem sei es eine besonders gute thematische Anbindung an die Spitalkirche, die ja zum früheren Franziskanerkloster gehörte. Der vom Büro Dr. Bergmann erstellte Plan sah eine Lichtdurchflutung der Räume von oben und der Front- wie Rückseite aus Glas vor sowie einen Aufzug im hinteren Teil.
Zum Schluss des recht überzeugenden Vortrags kam dann die fast schüchterne Anfrage aus dem Gremium, wie teuer denn das Ganze sei. Dr. Bergmann war etwas vorsichtig mit seiner Schätzung, doch er gab 1 bis 1,2 Mio. Euro als Anhaltswert an, dazu kämen noch die Kosten für den laufenden Betrieb, die jährlich bei gut 100.000 Euro liegen könnten.
Als erster reagierte Reinhard Haiplik (ÖDP), der das stimmige, aber auch sehr teure Konzept lobte. Er plädierte für den Bau, da Pfaffenhofen ein solches Museum brauchen könne und die Museumslandschaft in Pfaffenhofen eher dürftig sei. Auch wenn der künstlerische Wert der Sammlung nicht sehr hoch sei, so sei doch Pfaffenhofen und das Umland stark religiös geprägt (gewesen), dass ein solches Museum gut in die Landschaft passen würde. Für Markus Käser (SPD) ist die Sammlung die „Verpackung“ nicht wert, auch seien die Kosten nicht mit den prognostizierten Besucherzahlen vereinbar. Nach Meinung von Altbürgermeister Hans Prechter (CSU) hätten breite Kreise der Bevölkerung ein Interesse an einem Heimatmuseum (Anm.: die CSU hat einen eigenen Arbeitskreis für Heimat und Geschichte). Prechter warnte davor, schon jetzt die Pläne zu bremsen, man müsse schließlich erst einmal mit dem Landkreis verhandeln, der ja Mitbesitzer der Sammlung sei, und wenn jetzt schon gebremst werde, würden viele Kreistagsmitglieder auf den Zug aufspringen und ebenfalls das Museum ablehnen, so seine Warnung. „Wir sollten den Schritt wagen, auch im Bewusstsein, dass wir lange Jahre eine hohe Belastung dadurch haben“, so Prechter. Martin Rohrmann (CSU) ergänzte, dass das Gutachten zwar positive und negative Aspekte enthalte und er anfangs gegen ein solches Museum gewesen sei, doch nun sei er überzeugt von dem Gedanken an ein neues Museum. Peter Feßl (SPD) lobte die phantastische Darstellung, wies aber darauf hin, dass die nur möglichen 355 m² des Museum auch zu klein seien. Er hatte früher jahrelang im Mesnerhaus gewohnt und kann daher die neuen Raumvorstellungen nachvollziehen, doch die Sammlung im Mesnerhaus sei nie ein Museum gewesen. Für Franz Schmuttermayr (CSU) war die Planung zu teuer und er verlangte Einsparpotentiale: „Schaffen wir das?“ Dagmar Stonus konnte zwar gewisse Einsparungen sehen, doch sehr umfangreich waren diese nicht. Steffen Kopetzky (SPD) als Referent für Kunst ging immer davon aus, es sollte ein Heimatmuseum werden, in dem die Sammlung gezeigt und nicht versteckt werden sollte. Doch auch ihm waren die Kosten für die Zukunft zu hoch. Er plädierte stattdessen für eine Einlagerung in Kooperation mit dem Landkreis und themenbezogene, sporadische Ausstellungen, zum Beispiel in der Kulturhalle. Nach Auffassung von Peter Heinzlmair (FW) würden die 100 m² mehr nicht ausreichen, die Sammlung ausreichend zu präsentieren, er schlug vor, die Sammlung auch in anderen Gemeinden zu zeigen. Barbara Breher (CSU) fand das viele Geld gut angelegt, denn auch das sei eine gute Art der Bildung. Und für Finanzreferent Roland Dörfler (Grüne) waren die Kosten zu hoch, insbesondere die Folgekosten. Er verwies darauf, dass sich Scheyern im Rahmen des EFRE-Programms auch um die Errichtung eines sakralen Museum bemühe, außerdem sei in Schrobenhausen das Zeislmeier-Haus und die angedachten Besucherzahlen stünden nicht im Verhältnis zum Aufwand. „Lassen wir die Kirche im Dorf“, so sein Plädoyer. Nach einer kurzen Geschäftsordnungsdebatte über die abzustimmenden Anträge einigte man sich, erst einmal über den vorgelegten Antrag der Verwaltung abzustimmen, dieser wurde mit 16 Stimmen abgelehnt, gegen die Stimmen der CSU, Reinhard Haiplik und Bürgermeister Herker. Der Vorschlag von Steffen Kopetzky wurde auf Antrag von Andreas Herschmann dann mit 17 : 11 Stimmen angenommen, nämlich die Sammlung weiterhin unterzubringen und themenbezogene Ausstellungen zu organisieren, aber dafür auf ein eigenes Museum zu verzichten.
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