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Schlaflose Nächte

(Wolnzach, rt)

96 haben es geschafft ...

 

“I GOT 99 PROABLEMS BUT A TALENT AS WELL” - unter diesem Motto stand die Abschiedsfeier des Abiturjahrgangs 2015 im Hallertau Gymnasium Wolnzach (HGW) zu der Schulleiter Christian Heller insgesamt rund 300 Gäste in der dortigen Aula empfangen konnte. Eine deftige Abiturientenrede mussten dabei die Lehrer über sich ergehen lassen.

Dem Programm voran ging der von den katholischen und evangelischen Pfarrern Johann Braun und Michael Murner gestaltete Gottesdienst mit einer Lesung und Predigt, die sich am Matthäus-Evangelium 25, 14-30 orientierte. Dort heißt es unter dem Kapitel „Von den anvertrauten Zentnern“ unter anderem „Denn wer da hat, dem wird gegeben werden, und er wird die Fülle haben; wer aber nicht hat, dem wird auch, was er hat, genommen werden.“ Dies war schon eine der ersten intellektuellen Herausforderungen nach dem Abi, die in diesem Fall Murner im Rahmen seiner Predigt an die Adresse der künftigen Akademiker richtete. Der Geistliche schloss mit dem Hinweis darauf, dass letztlich das Vertrauen ein zentrales Element im Leben sei.

 

Pfarrer Johann Braun und Michael Murner

 

Braun bezeichnete das Gymnasium in Anlehnung an eine Fernsehsendung aus dem vergangenen Jahrhundert als eine Art von „Talentschuppen“, wobei auch die Eltern sehr viel Talent benötigten, ihre Kinder durch die Jahre im Gymnasium zu begleiten.

 

Markus Fiederer


Auf die Begrüßung durch den Oberstufenkoordinator Markus Fiederer („Der Jahrgang zeichnete sich durch großen Zusammenhalt aus.“; „Es war mir eine Ehre, Euer Oberstufenkoordinator gewesen zu sein.“) folgten die Grußworte der Elternbeirats-Vorsitzenden Kathrin Schreck („Bleiben Sie stets in Bewegung.“) und des stellvertretenden Pfaffenhofner Landrats Anton Westner („Es liegt nun an jedem von euch selbst, sein Leben weiter zu formen.“).

 

Christian Heller


Heller bezeichnete es als „sehr beachtlich“, dass sich so viele Schüler des Abschlussjahrgangs über die Note Eins vor dem Komma freuen könnten und erklärte, dass das Lehrerkollegium stolz sei auf die erwiesenen Leistungen. Dies gelte auch für einige erstaunliche Projekte, die in der Vergangenheit durchgeführt worden seien. Der nun endende Lebensabschnitt „Schule“ sei vergleichsweise klein, was die Jahre angehe, „aber mit diesem Festakt findet etwas Großes und Bedeutsames seinen Abschluss: Haben Sie doch in den vergangenen zwölf Jahren eine Grundlage gelegt für Ihre berufliche, wie auch private Zukunft.“

Und mit dem Abitur hätten sich die Schuler nicht nur irgendeine, sondern die bestmögliche aller möglichen Grundlagen gelegt. „Und das ist, allen Diskussionen um einen angeblichen Akademisierungswahn oder dem Qualitätsverlust des Abiturs zum Trotz, nach wie vor die beste aller möglichen Eintrittskarten in eine gelingende Zukunft.“ Das Zeugnis der allgemeinen Hochschulreife verpflichte allerdings auch dazu, „über ein gutes Maß an Allgemeinbildung zu verfügen.“ Das Gymnasium habe den Schülern das Denken gelehrt. Heller zitierte dazu den französischen Essayisten Michel de Montaigne unter anderem mit den Worten „Wer bloß hinter einem anderen hergeht, der tut nichts folgerichtig; er findet nichts, er sucht auch eigentlich gar nichts.“

Es gehe also nicht darum, unkritisch zu übernehmen, was man im Unterricht serviert bekomme, sondern darum, zu lernen, sich ein eigenes Bild zu machen. „Ich glaube, dass unser HGW Ihnen all das als Rüstzeug mit auf den Weg gegeben hat.“

 

Melina Rumpf, Elan Pinar


Naturgemäß mit ganz anderen Worten ließen die Abiturienten Melina Rumpf und Elan Pinar ihre Schulzeit am HGW Revue passieren. In der eloquent geführten Rede wurde etwa von Lehrern „und anderen pseudowichtiger Personen“ gesprochen. Man danke trotz allem den „Hauptdarstellern dieses ganzen Wahnsinns.“ Es habe Monster gegeben, „die zwei- bis dreimal die Woche aus dem Loch ihres Beamtentums hervorgekrochen kamen, um Schüler zu piesacken.“ Dennoch gebe es Lehrer, mit denen man sicherlich auch in zehn Jahren noch beim Tonelli-Ball feiern könne. Trotzdem habe man etwas gelernt: "Mit Menschen, die man nicht mag, muss man trotzdem auskommen."

Schlaflose Nächte habe es jedoch auch gegeben. Ursächlich dafür sei „die eine oder andere Französisch-Englisch-Referendarin“ gewesen, hieß es etwas nebulös-insiderisch, um dann aber kurz darauf in aller Deutlichkeit zu postulieren: „Wir sind intelligente Kinder, die zu Persönlichkeiten herangewachsen sind.“ Es sei zwar schon mal „Mist gebaut worden“, dann aber auf ziemlich hohem Niveau. Highlights habe es freilich auch etliche gegeben.

Ein gewisser „Martin“ zeichne für 90 Prozent dieser Höhepunkte verantwortlich. So sei er beispielsweise als Zehntklässler auf ein Waschbecken gestiegen, das er anschließend "hüpfend aus der Verankerung riss und dafür nicht einmal eine Strafe bekam.“ Das Ganze verstehe bis heute keiner.

Doch in den tollen Gruppen habe auch etwas bewegt werden können. „Man kann Zeichen setzen, Spuren hinterlassen.“ Der Zusammenhalt sei stark gewesen und man habe erfahren, dass „man sich manchmal für Sachen engagieren muss, auch wenn man keine Lust dazu hat; … eine Meinung zu etwas haben und sie respektvoll äußern.“ Den Eltern schließlich wurde von dem Abiturienten ausdrücklich für ihre Mühen der vergangenen Jahre gedankt: „Sie wissen, dass wir sie sehr, sehr gerne haben!“  

 


Die musikalische Begleitung des Festaktes übernahm das Schulorchester des HGW unter Leitung von Stephanie Fischer und die Big Band „What about jazz?“ unter Leitung von Michael Sandt.  

 


 

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