Von taubengrauen Verwaltungsgebäuden
(Pfaffenhofen, ce)
Marco Dinic ist der zweite Lutz-Stipendiat in der Stadt. Er bewohnt für drei Monate den Flaschlturm und präsentierte eigene Prosa und Gedichte sowie einen extra für Pfaffenhofen geschriebenen Text. Rund 70 Zuhörer waren in den Festsaal des Rathauses gekommen zur Lesung mit anschliessendem Literaturgespräch.
Der junge Schrifsteller ist 1988 in Wien geboren, wuchs in Belgrad auf und lebt heute, nach Station in zahlreichen Städten, in Salzburg. Er ist begeistert vom Flaschlturm und bedankte sich auch in der Lesung sehr herzlich für das Stipendium, die tolle Unterkunft und die Chance. Menschen und Kultur der Kleinstadt hier haben ihn beeindruckt.
Marco Dinic schreibt in einer komplexen, bildreichen Sprache, er liest schnell, oft mit hartem Tonfall, der seine zweite Muttersprache serbisch anklingen lässt. Selbst bezeichnet er sich als "Bildungsflüchtling vom Balkan". Dabei betont Dinic, welcher Luxus das ist und wie sehr ihn das von anderen Flüchtlingen unterscheidet.
Nach einem Literaturgespräch mit Steffen Kopetzky las Marco Dinic seinen vielschichtigen, dichten, teils düsteren Text zu Pfaffenhofen. "Jedes Ereignis hat so stattgefunden" betont er und schreibt detailliert von Erlebnissen in einem Cafe, seine Eindrücke vom Hauptplatz, von der "Verwaltungsgebäudefarbe taubengrau" und schliesslich davon, wie er sich selber in vielen Jahren im Flaschlturm besucht: Einen zurückgezogenen, gealterten Dichter, halb zu Lutz geworden, der 800-Seiten-Romane verfasst und nach dem endgültigen Schluss sucht.
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