Die Ernte hautnah erleben
(Wolnzach, hr)s ist schon sehr beeindruckend“, mit diesen Worten beschrieb Kurt Nemmstiel vom Gartenbauverein Schönsee in der Oberpfalz die Hopfenernte. Rund 40 Interessierte waren vom bayerischen Wald nach Wolnzach gekommen, um einmal selbst zu erleben, welches Geheimnis hinter dem „grünen Gold“ steckt.
Es war dieser wirklich einzigartige Duft, der den Gästen aus der Oberpfalz sofort, als sie den Bus verließen, in die Nase stieg. „Herrlich“, so ihr erster Kommentar. „Man riecht den Hopfen schon in der Luft!“ Doch die Gäste waren nicht nur gekommen, um dieses unverwechselbare Aroma zu genießen, sie wollten auch mehr über den Hopfen, den Anbau und die Ernte erfahren.
„Aus einer Rebe kann man rund 400 Liter Bier brauen“, erklärte Hopfenbotschafterin Erna Stanglmayr, während die Traktoren den Hopfen vom Feld auf den Hof zur Pflückmaschine brachten. „Für uns ist das mit die stressigste Zeit im ganzen Jahr“, führte sie weiter aus. Innerhalb kürzester Zeit müssen die Reben vom Feld geholt, gepflückt und getrocknet werden. Auf 32 Hektar baut man dort vier verschiedene Sorten an. „Im Grunde genommen könnten wir mit dem Hopfen das Oktoberfest für 32 Jahre beliefern“, erklärt Erna Stanglmayr damit ihre Gäste eine Vorstellung von den Mengen haben, die im Brauprozess für einen Hektoliter benötigt werden.
„Natürlich waren einige Mitglieder unseres Vereins in jungen Jahren in der Hallertau als Erntehelfer unterwegs, aber es hat sich seit dieser Zeit Vieles verändert“, so Kurt Nemmstiel. Die Handpflücke ist lange vergessen, heute geht auch in der Ernte vieles maschinell, dennoch hat sich an dem Sprichwort – „ der Hopfen will jeden Tag seinen Herrn sehen“ – nichts geändert. „Der Hopfen ist eine sehr arbeitsintensive Kulturpflanze“, erklärt die Hopfenbotschafterin und verweist in diesem Zusammenhang darauf, dass auch heute noch Vieles Handarbeit ist. „Jedes Jahr machen wir einen tausendfachen Kniefall“, damit meinte die Landwirtin die Zeit des Anleitens, das auch heute noch genauso wie vor 50 Jahren mit der Hand gemacht werden muss.
Aber natürlich hat die technische Revolution auch vor den Hopfenpflanzern nicht Halt gemacht. „Früherwaren tausende Erntehelfer bei uns in der Hallertau“, erklärt Erna Stanglmayr. Heute ist man zwar nach wie vor auf Erntehelfer angewiesen, aber bei Weitem nicht mehr in der Menge. Vieles hat sich verändert, neue Sorten moderne Maschinen, doch eines das ist über all die Jahre gleich geblieben: „Wen der Hopfen einmal g’kratzt hat, den lasst er nicht mehr los.“ Und so lebt man nicht nur auf dem Hof der Stanglmayrs von und mit dem Hopfen, sondern in der ganzen Hallertau. „Es ist sehr beeindruckend zu sehen, wie viel Arbeit dahinter steckt“, so Nemmstiel.
Dass der Hopfen aber nicht nur unverzichtbar, sondern letztlich gar die „Seele des Bieres“ ist, davon konnten sich die Oberpfälzer bei einer kleinen Bierprobe am Ende noch selbst überzeugen.
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