Scheyern will Klimaschutz signifikant verbessern
(Scheyern, rs)Einen "Weg zum Klimaschutzkonzept" für die Gemeinde Scheyern zeigten die Berater der B.A.U.M. (Bundesdeutscher Arbeitskreis für Umweltbewusstes Management) am Donnerstagabend 35 interessierten Bürgerinnen und Bürgern auf. Über Ist-Erhebungen und Planaussagen sowie unter dem Treffen von Annahmen und mittels Hochrechnungen aus Erfahrungs-Datenbanken präsentierten sie einen Stand auf, wo die Gemeinde im Jahr 2030 bezüglich Klimaschutz stehen könnte.
Die Auftaktveranstaltung im Saal der Klosterschenke diente dazu, den interessierten Gemeindemitgliedern die Ergebnisse aus bisher durchgeführten Analysen vorzustellen, die sich daraus ergebenden Handlungsalternativen zu entwickeln und zu bewerten sowie die mittelfristigen Konsequenzen zu benennen. "Wir wollen aufzeigen, welche Möglichkeiten und Wege es gibt, bei jedem Einzelnen und auch als Gemeinde - also als Gemeinschaft - eine positive Wende zu schaffen", wies Bürgermeister Manfred Sterz (FW) daraus hin, dass auch klein scheinende Maßnahmen und Änderungen von Gewohnheiten dazu beitragen, Klimaänderungen aus Umwelteinflüssen aufzuhalten.
Projektleiter Martin Sailer (stehend) von der B.A.U.M. Gruppe mit seinem Team
Projektleiter Martin Sailer stellte in seinem Vortrag zunächst die Energie- und CO2-Bilanz der Gemeinde Scheyern vor, zeigte Potenziale auf, die sich aus den Erhebungen abgezeichnet haben und entwickelte Szenarien, die die zukünftigen Auswirkungen bei alternativen Handlungsweisen beschrieben. Der Energieverbrauch in Scheyern teilt sich demnach wie folgt auf die unterschiedlichen Verbraucher auf: Verkehr (42%), Haushalte (35%), Wirtschaft (22%) und den kommunalen Bereich (3%). Gegenüber 1990 habe es eine Steigerung von rund 20 % bei Wirtschaft und Verkehr sowie von 15 % bei den Haushalten ergeben, gegenüber 2010 jedoch einen Rückgang von über 7 % bei Wirtschaft und Verkehr sowie rund 2 % in den Hauhalten. Nicht überraschend ist angesichts dieser Verteilung, dass Treibstoffe 42% der Nutzungsarten ausmachen; Wärme hält aktuell bei 47% und der Strom bei 11%. Demzufolge verteilen sich die CO2 Emissionen auf: Verkehr (48%), Haushalte (37%), Wirtschaft (13%) und den kommunalen Bereich (1,5%). Diese Zahlen und Verteilungen sind für eine ländliche Gemeinde ohne komfortable Möglichkeiten eines öffentlichen Personennahverkehrs zunächst nicht überraschend oder außergewöhnlich.
Potenziale zur Senkung des Energieverbrauchs im Bereich "Treibstoffe" sieht Sailer darin, unnötige Wege zu vermeiden oder auch Zusammenlegungen von Fahrten vorzunehmen, aber auch öfter einmal auf das Fahrrad umzusteigen. Die öffentliche Hand könne natürlich den ÖPNV ausbauen, Scheyern beispielsweise besser an Pfaffenhofen und Petershausens S-Bahn-Anschluss anbinden. Im Bereich "Wärme" wäre ein höherer Anteil an Niedrigenergiehäusern bei Neubauten bzw. eine Steigerung der Sanierungsrate bei Altbau-Renovierungen erstrebenswert. Im Bereich "Strom" schließlich solle man wo immer möglich Standby abschalten und bei Neuanschaffungen auf effizienteste Techniken setzen.
Die Ziele für 2030 formulierten die B.A.U.M.-Berater und der gemeindliche Arbeitskreis wie folgt:
- Wir reduzieren unseren Strombedarf um rund 20%, unseren Wärmebedarf um rund 25 %.
- Den verminderten Energiebedarf im Jahre 2030 decken wir bilanziell im Strombereich zu über 100 % und im Wärmebereich zu 35 % aus regionalen erneuerbaren Energiequellen. Als weitere klimafreundliche Wärmequelle wird Koppelwärme genutzt.
- Im Verkehrsbereich erzielen wir durch Vermeiden, Verlagern und Nutzen klimafreundlicher Treibstoffe einen Rückgang der CO2-Emissionen um 8 %
Zur Zielerreichung braucht es jedoch in allen Handlungsfeldern unterstützende Maßnahmen wie beispielsweise die Ausrichtung von Bauvorschriften an Klimazielen, energetischer Sanierung von Gebäuden, Umstellung der Straßenbeleuchtung auf LED-Technologie oder auch Veränderungen in der Mobilität über Fahrgemeinschaften oder auch durch den Ausbau des Fahrradwegenetzes.
Interessiert den Zahlen und Fakten lauschen - Situation und Maßnahmen wurden anschließend intensiv diskutiert
Über Memo-Kärtchen sammelten die Anwesenden nach dem Vortrag ihre Anregungen. "Baby Steps", kleine Schritte auf dem Weg zu einer besseren Umwelt und einem weniger angegriffenen Klima. Ganz oben auf der Liste unterschiedlicher Kategorien stand ein ur-eigenes Scheyrer Thema: die von so vielen gewünschte Wiedereröffnung des Badeweihers. Das würde viele Fahrten ins Pfaffenhofener Freibad ersparen, so die Meinung der Betroffenen. "Wenn ich mein Kind zum Baden bringe, dann fahre ich die Strecke 4mal - jeweils hin und zurück beim Bringen und Holen." Aber auch die bereits im Vortrag adressierten Maßnahmen fanden reichlich Unterstützung; das heißt, zumindest die Teilnehmer dieser Infoveranstaltung fassen sich an die eigene Nase und geloben Besserung, nehmen aber auch unübersehbar die zuständigen Behörden in die Pflicht.
Im nächsten Schritt auf dem "Weg zum Klimaschutzkonzept" werden die Gemeinde und die Beraterfirma am 12. November ab 19 Uhr eine "Klimaschutzwerkstatt" in der Aula der Mittelschule Scheyern veranstalten, in der über Arbeitskreise konkrete Maßnahmen bezogen auf die Situation im Gemeindebereich erarbeitet werden sollen. Das erwartete Ergebnis nach diesem Workshop wäre dann ein abgestimmter Maßnahmenkatalog, den man dann beginnen könnte umzusetzen.
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