Österreichischer Rap am Würstel Standl und mehr
(Niederscheyern, sh)Es wehte ein Hauch von Österreich durch den Pfarrsaal in Niederscheyern, als Stefan Leonhardsberger und Martin Schmid vor Kurzem mit ihrem satirischen Liederabend „Da Billi Jean is ned mei Bua“ die Menge zu regelrechten Beifallstürmen hinrissen. Die gekonnten Persiflagen bekannter Klassiker aus Rock und Pop erwiesen sich als echte Renner: Eben Pop-Schmäh made in Austria.
Ohrwürmer, die sich tief ins musikalische Ohr gebrannt haben textlich neu gestalten. An und für sich nichts Neues. Doch einen kompletten österreichischen Liederabend daraus zu machen, das ist eine Kunst, der der Österreicher Stefan Leonhardsberger, der heute in Ingolstadt lebt, zusammen mit seinem Jugendfreund Paul Klambauer Leben eingehaucht hat.
Als musikalischer Begleiter hat sich Stefan Leonhardsberger den Augsburger Profimusiker und Gitarristen Martin Schmid ins Boot geholt. „M.C. Schwabendeifi“, oder das „enfant terrible der Augsburger Musikszene“, wie Leonhardsberger ihn augenzwinkernd während des Konzerts nannte. Dieser ist als Frontmann der „Presley Familiy“ ebenso fest in der Musik verwurzelt. Die beiden ergaben durchweg eine unvergleichliche Mischung, von vorne bis hinten perfekt aufeinander abgestimmt und eingespielt.
Es klang an das musikalische Vaterschafts-Drama von „Da Billie Jean is ned mei Bua“, man hört 50 Cent am Würstelstand auf Österreichisch rappen und man lacht mit Tina Turner´s neuer Version des „bsoffenen Tänzer“ über Männer, die erst nach dem dritten oder vierten Rüscherl so richtig in die Gänge kommen. "Lass die Finger vo meim Teller, ela-ela..." lautete ein gut gemeinter Rat, der an Rihannas "Under my Umbrella" erinnerte.
Keiner kann Silben dabei so staccatorartig ins Mikrophon takten wie Stefan Leonhardsberger. Gekrönt wurden die teils sehr stimmintensiven Darbietungen durch ebenso ausdrucksstarke Mimik und Gestik, die den Künstler stellenweise körperlich an seine Grenzen brachten.
Auf Lieder geschrieben in der typisch österreichischen „Hobbydepression“ wie sie Leonhardsberger scherzhaft nannte, folgten Stücke, die das Zwerchfell der Zuschauer ganz schön beanspruchten. „Wir können euch schließlich so nicht nach Hause gehen lassen“. Und was bietet sich da besser an als eine urkomische Parodieversion von Lana del Reys „Summertime Sadness“.
Durch die Übersetzungen in seinen Heimatdialekt erzählen die berühmten Melodien völlig neue Geschichten: So trauert in Leonhardsbergers Version ein junger Mann der Stunde hinterher, die er durch die Sommerzeitumstellung verloren hat.
Die musikalische Glanzleistung des Duos gipfelte schließlich in ihrer Version des Welthits „Purple Rain“ von Prince. „I wuid di doch nur amoi lachn seng im Purpur Reng“, lautete da eine Zeile, die der gebürtige Mühlviertler mit einer derartigen Inbrunst sang, das sich das Publikum zurecht in eine tosende Menge verwandelte.
Als „Zuckerl“ obendrauf gab es an diesem Abend erstmalig drei anstelle nur zwei Zugaben, dann war das Repertoire erschöpft. Stürmischer Beifall inklusive. Eins war am Ende des Abends sicher: Den Leonhardsberger, den schauma uns nomoi o!
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