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Katastrophe nun amtlich

(Wolnzach/Nürnberg, ted)

Zur BrauBeviale halten Hopfenpflanzer- und Hopfenwirtschaftsverband alljährlich eine Abschluss-Pressekonferenz zur Hopfenernte. Die deutsche Ernte kam 2015 nicht über 28.200t. Die Alpha-Klausel trifft für alle Sorten zu. Doch dazu müssen Brauer und Handel gemeinsame Lösungswege finden. Ein einseitiges Rundschreiben stößt da schnell auf Kritik.

Zwei dieser Fälle führte Stefan Stang, Geschäftsführer des Verbands privater Brauereien ins Feld. In diesen wurde die Liefermenge auf 30% festgelegt und für die Differenz eine Lieferung aus dem Lagerbestand angeboten – allerdings zu vierfachem Vertragspreis. Derlei Gebahren wurde streng verurteilt. Bei der Alpha-Klausel besteht nur eine Möglichkeit: entweder Mengenreduktion oder Preisanhebung.

 

Die Erntezahlen Deutschland gab Dr. Johann Pichlmaier bekannt. Mit 28.200t kamen 10.000t oder 26% weniger zur Abwaage als 2014. Spalt mit -45% und die Hallertau mit -28% lagen noch schlechter. Der Magnum behauptete sich am besten, bei den Gebieten war es Elbe-Saale (- &%), mit einem Normalertrag. Hinzu kamen die niedrigen Alphagehalte, so dass im Gesamtalpha 40% weniger als 2014 herauskamen (bzw. -35% im Vergleich zur Normalernte). Entsprechend niedriger fällt auch das Einkommen der Pflanzer aus. Dr. Pichlmaier gab den Verlust mit 50 Mio. € an. Andererseits stiegen die neuen Kontrakte im Preis, bisher mit 100 € pro 100 kg. Flächenausweitungen kämen nur über Verträge zustande.

Zur Zukunftssicherung, auch des Hopfengebiets Hallertau, müsse die Bewässerung der Anlagen weiter vorangetrieben werden und die Wasserbeschaffung, aber auch vermehrte Lagerhaltung. Dr. Pichlmaier freute sich auch über die Entwicklung der neuen Biere mit höherer Hopfengabe. Hierzu werden zwei neue Flavorhops aus Hüll gerade auf den Markt gebracht.

Erstmals saßen auch zwei Craft-Brauer auf dem Podium: Florian Kuplent von der Wolnzacher Urban Chestnut und Eric Toft von der Schönramer Brauerei. Sie sehen die Entwicklung der hopfenbetonten Spezialbiere selbst in Deutschland sehr positiv. So fänden mehr Frauen zum Bier.

Peter Hintermeier legte die Zahlen der anderen Hopfen produzierenden Länder auf den Tisch. Die USA können über eine normale Ernte glücklich sein. Europa hatte generell große Einbußen: Slowakei -37%, Frankreich -30% und Tschechien mit -26%. Der Saazer kam nur noch auf durchschnittlich 800 kg pro Hektar.

In der Hallertau ergaben sich 1,6t/ha. Nur 2003 lag niedriger. Der Brauwert der Aromahopfen halbierte sich gegenüber dem Durchschnitt, bei Hochalphasorten gab es 30 % weniger Alpha gegenüber dem Durchschnitt. Die Lagerbestände bei Perle und Tradition werden voll aufgebraucht. Interessant, dass nun auch von einem Abbau der Hochalphaextrakte aus den Vorjahren gesprochen wird. Es dürfte auch hier kaum etwas übrig bleiben. Feine Aromasorten und Flavorhops müssen zu 50 % unterliefert werden – total. Hintermeier: „Generell werden die Kontrakte aus der Ernte 2015 wohl bei keiner Sorte vollständig beliefert werden können.“

 

 

+++ Der Pfaffenhofener Müllerbräu darf sich indes über insgesamt 4 Medaillen freuen. Drei mal Gold gab es für das Festbier, das Leichte Weizen und den Festus; einmal Silber für Heimer Leicht +++

 

 

Die Weltalphaproduktion war nun schon im vierten Jahr defizitär. Mit höheren Preisen soll die Produktion angekurbelt werden. Sie müssen auch die gestiegenen Risiken bei Produktion und Vermarktung berücksichtigen. Dazu kommt die Ausweitung der Bewässerung und der Wasserversorgung.

Hintermeier forderte aber auch die Züchter auf, Sorten bereitzustellen, die mit wenig Wasser und Hitze besser zurecht kämen. Züchter Lutz wies aber darauf hin, dass alle Sorten auch mit kalten, verregneten Sommern klar zu kommen haben. Die Brauer freuten sich aus der Biersicht über den heißen Juli bis September, die den Rückgang des Bierabsatzes im Mai und Juni mehr als ausglichen, berichtete Stefan Stang für die mittelständischen Brauer. Wir hatten also beides in einem Jahr!

Mit der Ernte 2015 werden die Brauer mit viel Flexibilität, Kreativität und Improvisationstalent klarkommen. Die erste und zweite Hopfengabe beim Brauer müsse nicht unbedingt mit Aromahopfen erfolgen. Stang warnte auch die Händler, die Notlage auszunutzen und skrupellos an der Preisschraube zu drehen. Walter König, Geschäftsführer des bayerischen Brauerbunds, erklärte nicht nur die Alphaklausel hierzu, sondern wies auch darauf hin, dass bislang Hopfen für den Brauer ein Zukaufsprodukt gewesen sei. Nun müsse sich der Brauer wieder verstärkt um die Rohstoffe Hopfen und Malz kümmern. Dies bestätigten auch die Brauer Kuplent und Toft. Sie hätten direkte Verträge mit den Bauern. Hierbei würden schon „Lagen“ eine Rolle spielen. In der Tat fielen die Ernteergebnisse 2015 lokal sehr unterschiedlich aus.

Hintermeier betonte, dass seitens des Handels ein sehr hoher Service  für den Brauer bestünde, insbesonders durch Brauingenieure. Doch es müsse viel geredet werden mit den Brauern, um das Krisenjahr 2015 zu meistern. Von König kam aber auch ein Lob für die vielen Workshops der Vorjahre, um diesen Weg gemeinsam zu gehen: von der Barth-Haas-Akademie, Hopsteiner-Forum, HfH-Expertenkreis, Infotage des IGN und der HVG. Die Brauwelt erkennt dies an, indem sie nicht in eine Panik über die Lage verfällt wie 2007.

 


Nebst den Ehrenpreisen gingen auch im regulären Wettbewerb des European Beer Stars 2015 3x Gold und 1x Silber an die Müllerbräu Brauerei

 


 

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