Hopfenmarkt: Brauer steuern Vorräte bei
(Wolnzach, ted)Der Vorsitzende des Rings Junger Hopfenpflanzer, Andreas Widmann, konnte an Donnerstag im Reich-Saal auf ein volles Haus stolz sein. Zum Thema „Entwicklung des Hopfenmarktes“ bot er wohlbekannte Referenten auf: Dr. Johann Pichlmaier (HVG/Hopfenpflanzerverband) Peter Hintermeier (Barth/Hopfenwirtschaftsverband) und Pascal Piroué (Hopsteiner), die 90 % der Hopfenvermarktung repräsentieren, also den „Markt“ aus Sicht des Pflanzers.
Pascal Piroué berichtete besten vorbereitet über den US-Hopfenmarkt. Die US-Craft-Brauer stellen 2 % des Weltbierausstoßes her, brauchen aber dazu 20 % des Welthopfens. Wegen ihrer Bevorzugung regionaler Produkte werden die US-Hopfenpflanzer laufend zur Flächenerweiterung gezwungen bzw. mit Höchstpreisen dazu bewegt. Aromahopfen ersetzt Bitterhopfen. Die hallertauer Hopfenpflanzer decken den restlichen Weltmarkt ab, der auf moderate Preise pocht. So ergibt sich die Preisspaltung am Weltmarkt. Neben den bislang großen Anbaugebieten mit 60 Pflanzern entstehen in den USA nun über 100 neue Betriebe außerhalb. Dorthin gehen viele alte Pflückmaschinen der Hallertau dorthin. An ihrer Wirtschaftlichkeit dürfen Zweifel gehegt werden. Die US-Craft-Brauer sind ständig auf der Suche nach neuen US-Sorten.
Peter Hintermeier gab den Überblick über die europäischen und asiatischen Anbauländer. Von Bedeutung seien nur noch Tschechien, Polen, Slowenien und China. In der Hopfenknappheit konnten die Europäer alle Hopfen verkaufen, wenn auch zum Teil zu überraschend niedrigen Freihopfenpreisen, was an der fehlenden Marktgängigkeit vieler Sorten liegt. In China fehlen die effektiven Marktmechanismen. Allmählich gingen dort im Hopfenbau die Lichter aus.
So konzentriert sich alles auf „Blockbuster“ Deutschland, in der Hauptsache die Hallertau. Dr. Johann Pichlmaier reflektierte über diesen Markt und seine Preisentwicklung. Das Ungleichgewicht von Nachfrage und Angebot hätte eine höhere Preisentwicklung erwarten lassen. Die Hauptsorten Herkules, Perle und Tradition hatten aus fünf guten Ernten doch höhere Lagermengen entstehen lassen, gerade bei den Brauern, die nun für den nötigen Ausgleich sorgten.
Überraschend auch die Feststellung Dr. Pichlmaiers, dass es inzwischen für jede Sorte einen eigenen Markt gäbe mit wenig Neigung, die Sorte zu wechseln. Das jetzige Preisniveau bei den Verträgen spiegele tatsächlich den Markt. Wider seien die Preise zu niedrig für eine größere Flächenausweitung. Statt der erwarteten 1000 ha kamen 2015 doch nur 540 ha heraus. Die bestbezahlte Sorte bleibt der Herkules mit 16000 €/ha. Da kämen selbst begehrte Flavorhops nicht heran (14400 €/ha).
In der Diskussion bestätigten die drei größten Handelshäuser der Welt, dass sie für die deutsche Ernte 2016 von einer Durchschnittsmenge ausgehen. Bewässerung sei zwar ein viel diskutiertes Thema, aber auch ein schwerfälliges und widersprüchliches. Momentan sieht die Hopfenwirtschaft die Liefersicherheit der Hallertau nicht bedroht. Für den Craftbiermarkt kommen zwei neue Hüller Sorten auf den Markt, die auch bald ihre Namen erhalten. Von den bisherigen Flavorhops entwickelten sich drei überraschend gut und schnell: ihre Fläche liegt bereits bei 500 ha. Ohne Lagerbestände hoffen hier die Brauer auf eine Verdoppelung des Hektar-Ertrags gegenüber 2015.
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