Besprechen statt benoten
(Langenbruck, rt)Seit dem Schuljahr 2014/2015 haben bayerische Grundschulen die Möglichkeit, das Zwischenzeugnis in den Jahrgangsstufen 1 bis 3 durch ein dokumentiertes Lernentwicklungsgespräch zu ersetzen. Im Landkreis Pfaffenhofen dafür entschieden hat sich beispielsweise auch die Schulleitung der Grundschule Langenbruck/Pörnbach. Und sie ist dabei nicht alleine.
Bislang 24 Schulen im Landkreis ersetzen das Zwischenzeugnis durch das Lernentwicklungsgespräch sagt Schulrat Josef Steinberger. „ Es ist Pädagogisch wertvoller, weil es ausführlicher und aussagekräftiger ist als die bloße Note“, so der stellvertretende Leiter des Staatlichen Schulamtes Pfaffenhofen. Positive Erfahrungen hätten durchwegs alle Beteiligten damit gemacht. „Die Kinder profitieren davon, weil sie aufgrund der Analyse und im anschließenden Gespräch sich selber reflektieren können und das funktektiert von der ersten Klasse an.“
Dialog statt Monolog
Dies bestätigen auch die Rektorin der Grundschule Langenbruck/Pörnbach Katharina Dollinger und Konrektorin Petra Dorneburg. „Wir führen keine Monologe sondern Dialoge“, erläuterte Dollinger kürzlich bei einem Elternabend zum Thema Lernentwicklungsgespräch. Der Elternbeirat stehe der Einführung positiv gegenüber und auch die Lehrerkollegen berichteten von sehr gute Erfahrungen, bekräftigt Dorneburg. Mit dem Lernentwicklungsgespräch könne man die Stärken der Schüler hervorheben oder an ihren Schwächen arbeiten, dabei nähmen sie „die Kinder sehr ernst“, so die beiden Schulleiterinnen.
Überzeugt von der Effektivität des Lernentwicklungsgespräches ist auch Simone Fleischmann, Präsidentin des Bayerischen Lehrerinnen und Lehrerverbands (BLLV). „Alle Rückmeldungen die uns dazu erreichen sind durchwegs positiv, die Lehrer erleben es als sehrt gutes Instrument, die Eltern - von Einzelfällen abgesehen - sind schwer begeistert.“, sagt Fleischmann im Gespräch mit unserer Zeitung. Dem Lern- und Leistungverständnis des BLLV entspreche es total. Leistungsrückmeldungen würden idealerweise sehr individuell gegeben, das sei hier der Fall. Obgleich das „zeitliches Budget aufwändig ist“, aber auch Zeugnisschreiben verlange nach Ressourcen bei der Lehrkraft.
Spaenle: Stärkung der Eingenverantwortung
Bayerns Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) ist der Ansicht, dass das Lernentwicklungsgespräch „einen Beitrag zur Stärkung der Eigenverantwortung der Schule vor Ort und zur Stärkung der Bildungs- und Erziehungspartnerschaft von Grundschule und Elternhaus leistet.“
Das dokumentierte Lernentwicklungsgesprächs anstelle eines Zwischenzeugnisses in den Jahrgangsstufen 1 bis 3 wurde bereits im Rahmen des vierjährigen Schulversuchs „Flexible Grundschule“ erfolgreich erprobt. Dabei handelt es sich um eine Aussprache an der der jeweilige Klassenleiter, der Schüler und Erziehungsberechtigten außerhalb der Unterrichtszeit teilnehmen.
Im Gespräch können je nach Leistungsstand des Kindes auch gewisse Zielvereinbarungen getroffen werden. Wenn in einem Einzelfall Erziehungsberechtigte kein dokumentiertes Lernentwicklungsgespräch führen möchten, kann auch ein Zwischenzeugnis ausgestellt werden. Bei dem etwa 30 Minuten dauernden Lernentwicklungsgespräch steht die individuelle Situation des Kindes mit seinen Stärken, Schwächen und Entwicklungspotenzialen im Zentrum. Lediglich in der 4. Jahrgangsstufe ersetzt wie schon bisher das Übertrittszeugnis das Zwischenzeugnis.
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