"Mainburg liegt uns am Herzen"
(Mainburg, sh)
Die Werbegemeinschaft hat für das Jahr 2016 den Kampf gegen den Leerstand in der Innenstadt Mainburgs ausgerufen. Druck machte die Vereinigung der örtlichen Geschäftswelt nicht erst zuletzt mit ihrem Bürgerantrag im vergangenen Herbst. In einem Bürgerforum mit offener Podiumsdiskussion wurde kürzlich das Thema wieder neu aufgegriffen, und am Ende herrschte sogar ein wenig Aufbruchsstimmung.
Das Podium in der Stadthalle war im Zuge des jüngsten Bürgerforums prominent besetzt. Neben Bürgermeister Josef Reiser nahm der IHK Fachmann für Stadtentwicklung, Dr. Matthias Segerer, Einzelhandelskaufmann Hans Zirngibl sowie Stefanie Brixner, Marktmanagerin aus Siegenburg. Unter der Moderation von Geschäftsführer Christian Klotz vom BDS Oberbayern standen die Teilnehmer Rede und Antwort.
Das Interesse an der Zukunft Mainburgs und auch teilweise die Besorgnis an der beträchtlichen Leerstandsquote von mittlerweile 20 % war Grund genug für viele Bürger, sich an der Diskussion aktiv zu beteiligen. Der Eine betitelte das Internet als „Totengräber“ der heimischen Geschäftswelt, ein Anderer äußerte Missmut über die mangelnden Stellplätze und wieder ein anderer fand, dass Mainburg nicht „schick“ genug sei und dringend „aufgehübscht“ gehöre, damit Einkaufen auch Spaß macht.
Auch wenn von den fachmännischen Podiumsteilnehmern keiner so wirkliche ein Patentrezept aus dem Ärmel schütteln konnte, war eine allgemeine Aufbruchsstimmung gepaart mit einem Tatendrang in der Runde zu verspüren. Niemand, weder die Bürger und noch weniger die Stadtväter wollen Mainburgs Attraktivität als Mittelzentrum komplett zugrunde gehen sehen.
Mit beeindruckenden 1600 Stimmabgaben für einen Stadtentwickler, der bis zum 01.05.2016 ins Amt gerufen werden soll, unterstreicht der Bürgerantrag „die Notwendigkeit, die Dinge beim Namen zu nennen“, mahnte der Vorsitzende der Werbegemeinschaft Johannes Beck. Mainburg als Mittelzentrum habe eine Regionalitätsfunktion und müsse dieser auch nachkommen, sonst wird es eng. Die Stelle eines professionellen Citymanagers wird ab Ende Januar ausgeschrieben, über den Antrag selbst muss bis spätestens Ende Februar im Stadtrat entschieden werden.
Wie denken die Experten über Mainburgs derzeitige Situation?
20 % Leerstand ist schon eine Hausnummer, darüber war man sich einig. Moderator Christian Klotz stellte gleich zu Beginn die Frage in den Raum, wie man Mainburgs Innenstadt als Verkaufszentrum heute beschreiben würde. „Viel zu tun“, gäbe es nach Ansicht von Bürgermeister Reiser, „packen wir es an“. Nichtsdestotrotz stellte sich das Stadtoberhaupt energisch gegen die pauschale Anschuldigung dass Mainburg in den letzten Jahren geschlafen habe. „Wir haben ein tolles Krankenhaus mit einer Krankenpflegeschule geschaffen,“ das dürfe man nicht vergessen. Auch den Bau einer Realschule habe man auf den Weg gebracht. Reiser bat um Verständnis, dass man als Bürgermeister nicht immer nur bestimmte Einzelprojekte in den Fokus nehmen könne. Rendite in Schulen und Bildung seien schließlich genauso wichtig wie der blanke Profit.
Auch Dr. Segerer sieht Investitionsbedarf auf der einen, großes Potential auf der anderen Seite. Hans Zirngibl vom gleichnamigen Traditions-Schuhhaus fand, dass sich mit dem Ausbluten der Innenstadt in den letzten Jahren eine durchaus beängstigende Dynamik entwickelt habe. Dennoch könne Mainburg auch ihm zufolge den „Turnaround“ schaffen. Genügend Kaufkraft ist da, soviel zum Positiven. Was man nach Ansicht von Johannes Beck brauche, seien keine unrentablen Großprojekte als vielmehr eine zielgerichtete Handlungsstrategie. Das Image einer Innenstadt aufzupolieren, braucht Geduld und vor allem ein tragfähiges Konzept.
Ist das Internet an allem schuld?
Als mögliche Ursache für das Ladensterben sah Helmut Weiherer als Bürgerstimme das Internet. Besonders die jungen Leute bestellen seiner Meinung nach unzählige Sachen online, oder lassen sich zwar vor Ort beraten, nur um die gewünschten Artikel dann doch elektronisch zu kaufen. Liegt also im Internet die Wurzel allen Übels? Ganz Recht geben wollte aus der Expertenrunde dieser Behauptung eigentlich niemand. „Das Phänomen Internet kann man nicht wegdiskutieren, aber es gibt da schon Grenzen“, lautete das Urteil von Hans Zirngibl.
Die Kombination macht´s, meinte Johannes Beck: „83 Prozent der Bundesbürger wollen stationär bedient werden!“. Die Kunden wollen also beides, Onlineshopping und echte Beratung. Ein guter Einzelhandel ersetzt nicht das Internet. Den Eindruck vermittelten auch einige Bürgerstimmen, die im Laufe der Diskussion immer wieder laut wurden. Da ist beispielsweise eine Kundin, die beim Service in den Geschäften gute und schlechte Erfahrungen gemacht hat. Also doch ein hausgemachtes Problem? Oder fehlen die attraktiven Schaufenster, die vom Bummeln abhalten? Oder ist gar die Größe der Stadt entscheidend, damit sich der Einzelhandel behaupten kann? Hier zumindest konnte IHK Experte Segerer einwenden, dass Mainburg sehr wohl die kritische Größe besäße, damit der Einzelhandel auch funktioniert.
Gemeinsam lautet das Stichwort
Dass man am Ende nur gemeinsam erfolgreich sein kann, davon waren im Laufe des Abends Experten und Bürger mehr oder minder überzeugt. Das künftige Leitbild gehört sich unbedingt mit Bürgern und politischen Trägern gemeinsam geschaffen. Aus den Stimmen im Publikum bekam man den Eindruck, die Bürger leben gerne in Mainburg. Großstadtflucht ist für viele keine Alternative, auch wenn die Geschäftswelt zusehends ausblutet. Vielleicht braucht es also gar kein überkandideltes Konzept eines „Citymanagers“, da die Ideen letztlich miteinander geboren werden. Am Ende herrschte in versammelter Runde eine leicht aufkeimende Euphorie, etwas bewegen zu wollen. Vielleicht kann man Mainburg ja ein kleines Stück nach vorn bringen. Es bleibt jedenfalls spannend.
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