Erwartete Flüchtlinge in Scheyern: Wir kriegen das hin.
(Scheyern, rs)48 neue Flüchtlinge werden - so die aktuelle Planung des Landratsamts - am 15. Februar nach Scheyern gebracht werden und dort in die damalige Mannschaftsunterkunft der ehemaligen Kaserne (Gebäude 9) einziehen. Gemeinde, Caritas, der Arbeitskreis Asyl und das Landratsamt informierten am Donnerstagabend die Bürgerschaft und stellten sich den Fragen und Bedenken.
Das Vereinsheim an der Hochstraße, in dem die Versammlung abgehalten wurde, habe eine zugelassene Kapazität von 200 Personen, darüber hinaus brauche es eine Sondergenehmigung, so Bürgermeister Manfred Sterz (FW) angesichts des enormen Ansturms der interessierten Teilnehmer. Neben ihm hatten Sabine Rieger (Koordinatorin für die ehrenamtliche Arbeit im Bereich Asyl vom CARITAS-Verband des Landkreises Pfaffenhofen), Hannelore Düsener (Vorsitzende des Arbeitskreises Asyl Scheyern) sowie vom Landratsamt Christian Huber (Migrationsbeauftragter des Landkreises) und Siegfried Emmer (Sachgebitsleiter Sozialamt) am Podium Platz genommen.
Sterz, Rieger, Huber, Emmer, Düsener (v.l.n.r.) - "Wir kriegen das hin."
Zur Zeit seien in Scheyern 14 Asylbewerber in dezentralen Wohnungen untergebracht, so Manfred Sterz in seiner Einleitung. Aufgrund des zwischen den Bürgermeistern der 19 Landkreis-Gemeinden einvernehmlich beschlossenen Quote müsste Scheyern bis zu 96 Flüchtlingen Wohnraum bieten. Für die jetzt bevorstehende Zuweisung - zu gleichen Teilen bestehend aus insgesamt 48 Männern aus Syrien und dem Irak - werde gerade im ehemaligen Mannschaftsquartier des Kasernengeländes das Erdgeschoss umgebaut und bewohnbar gemacht. Die dort entstehenden Zimmer in einer Größe von 24 qm sollen mit jeweils 4 Männern belegt werden; den Bewohnern stehen darüber hinaus gemeinschaftliche Räumlichkeiten (Duschen, Küche und Aufenthaltsraum) zur Verfügung.
Eines der wesentlichen Grundprobleme sei die Sprachbarriere, machte Sabine Rieger in ihrem Erfahrungsbericht deutlich. Ohne die Beherrschung der Sprache sei einfach alles schwierig: Kontakt zu den Bürgern, Arztbesuche, Behördengänge. Aber auch die vorherrschenden - beidseitigen, aber nach allen Erfahrungen vollkommen unbegründeten - Berührungsängste verhindern das gute Miteinander und die damit einhergehende Integration. Man solle bei den Begegnungen nicht auf den Boden schauen, sondern den Menschen mit einem freundlichen "Guten Morgen" oder "Grüß Gott" begegnen, das sei das beste "Kulturdolmetschen", das man sich vorstrellen könne. "Es sollte ein gutes Miteinander werden, dann werden die Probleme am geringsten sein."
Als integrationsfördernd sollen sich einige geplante Maßnahmen erweisen, die vom Migrationsbeauftragen Christian Huber in Zusammenarbeit mit dem AK Asyl Scheyern erarbeitet wurden. So sollen besipielsweise die schon seit 3 Monaten in Scheyern lebenden Syrer helfen, ihren neu ankommenden Landsleuten mit den bereits gemachten Erfahrungen den Start zu erleichtern. Auch wird im Gebäude 9 eine Kontaktperson regelmäßig - ca. 20 Stunden je Woche - anwesend sein, um bei aufkommenden Fragen oder Problemen spontan zu beraten. Nichtsdestotrotz - so der Appell von Hannelore Düsener, bräuchte der AK Asyl dringend mehr Unterstützer, idealerweise Männer, die sich bereit erklären, die Neuankömmlinge in einer gewissen Regelmäßigkeit zu betreuen.
Die anschließende Diskussion machte deutlich, was die Ängste der Bürgerinnen und Bürger sind: die Nähe der ausgewählten Unterkunft zu Grundschule, Kindergarten und Krippe; Bedenken bezüglich der Sicherheit; Sorgen wegen der "Hormonhaushalte" der Männer. Man solle doch aber den erwarteten Ankömmlingen nicht von Haus aus Böses unterstellen, auch deutsche Männer seien schon straffällig geworden, entgegnete Siegfried Emmer diesen Befürchtungen. "50 Betreuer-Familien für 50 Männer", appellierte Anja Neumann, die Deutschkurse für die Asylanten abhält und dabei nur allerbeste Erfahrungen mit den Charakteren gemacht hat, an die Nächstenliebe. In einer katholisch geprägten Gemeinde wie Scheyern müsse das Angebot zur Hilfe doch eigentlich selbstverständlich sein.
Flüchtlinge in Scheyern: volles Vereinsheim - Diskussion, Bedenken, aber auch hohe Bereitschaft zu unterstützen
Wie wichtig es sei, den Kindern die neue Situation mit den Flüchtlingen zu erklären, machte eine Mutter deutlich. "Meine Tochter kam vom Kindergarten nach Hause und rief mir schon aufgeregt entgegen: 'Die Krieger kommen.'" Sie musste dem Kind erst einmal den Unterschied zwischen denen, die vor einem Krieg fliehen, und den "Kriegern" erläutern, damit das kindliche Verständnis zurecht gerückt werde. Und dass es überall Deppen gäbe - auch bei uns - betonte eine andere Teilnehmerin, Sorgen bereite ihr nur, was passieren würde, wenn sich einer der 48 Flüchtlinge etwas zuschulden kommen ließe. "Was passiert dann mit den anderen 47?"
Mehr als 20 potentielle Helfer trugen sich nach Ende der Veranstaltung in die ausgelegte Liste ein und erklärten sich darüber bereit, die in Scheyern erwarteten Flüchtlinge auf ihren ersten Schritten in das neue Leben zu unterstützen. Diese Zahl - immerhin ca. 15% der Anwesenden - spiegelt auch den Grundtenor der Informationsveranstaltung wider. Die Situation ist gegenwärtig und kann nicht verändert werden, und man könne den Neuankömmlingen mit Sicherheit nicht von vornherein Böses unterstellen. Bedenken wegen der Sicherheit wirkt die Gemeinde durch zusätzlich geschaltete Straßenbeleuchtung im Bereich des ehemaligen Kasernengeländes entgegen, durch die Anwesenheit der Betreuer vor Ort, aber auch durch die im Obergeschoss des Gebäude 9 ansässigen Vereine ist eine relativ regelmäßige Kontrolle der Lage gegeben. Aufeinander zugehen - Isolation überwinden - Integration schaffen; das ist der Weg zum Miteinander zwischen den Kulturen. "Wir kriegen das hin", konstatierte der Migrationsbeauftragte des Landkreises, Christian Huber, in Anlehnung an eine viel bekanntere Aussage der Bundeskanzlerin.
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