Auf den Spuren der eigenen Geschichte
(Wolnzach, hr)
Wolnzach ist seit vielen Jahren nicht nur ein aufstrebendes Mittelzentrum, sondern auch ein Ort, der auf eine lange Geschichte zurückblicken kann. Schon 4500 v. Chr. siedelten an der Wolnzach die ersten Menschen. Aber obwohl die Hopfenmetropole eine so lange Geschichte hat, richtete Marktflüsterer Alois Siegmund den Blick auf das 19. und 20. Jahrhundert.
Trotz eisiger Temperaturen versammelten sich rund 20 Wolnzacher zur ersten Marktführung „Häuser und ihre Geschichten“. Gespannt war man, was der Kulturbeauftragte alles zu erzählen hatte, und dieser spannte sein Publikum nicht lange auf die Folter. Noch im 19. Jahrhundert schrieb ein Abensberger Stadtrat, dass in Wolnzach alles „graislig“ und die „Menschenrasse klein, stumm und wild“ sei.
Eine Aussage, die Alois Siegmund dazu ermutigte einmal genauer hinzuschauen und gemeinsam mit den Wolnzachern auf Spurensuche zu gehen. Dabei richtete Siegmund aber seinen Blick nicht nur auf die heute noch stehenden historischen Fassaden, sondern wusste vor allem mit kleinen Anekdoten und Überlieferungen aus jener Zeit die Geschichte greifbar zu machen. So führte er schmunzelnd aus, dass im 19. Jahrhundert zur Heirat auch ein Gemeinderatsbeschluss notwendig war. Entlang der Preysingstraße ließ er daraufhin seinen Blick schweifen: Sebastian Hammerschmid, Alois Dallmayr, Max Eder und Josef Aichbichler; Namen, die viele irgendwie schon einmal gehört hatten, deren Verdienste für den Markt aber schon in Vergessenheit geraten sind.
Über vielem liegt heute ein Schleier der Vergangenheit, den Siegmund für eine kleine Weile ein wenig lüftete und den Blick auf ein Wolnzach lenkte, das so heute nur noch wenigen bekannt ist. Dass dort aber alles „graislig“ war, davon konnte im wahrsten Sinne des Wortes keine Rede sein. Zwar dauerte es, wie Siegmund berichtete, eine ganze Weile, bis die Hallertau verkehrstechnisch erschlossen wurde, dennoch: Mit einer Poststation, einem Kloster und zahlreichen Brauereien war sie nicht die „Heimat von Wilden“, wie der Abensberger Stadtrat einst schrieb. Auch dass es den Menschen schlimmer erginge als dem Vieh. Sie müssten um 2.00 Uhr aufstehen und mit der Arbeit beginnen und würden doch nichts zu Wege bringen, das war am Ende nicht nur weit hergeholt, sondern völlig falsch: „Damals verstand man noch etwas von Handwerkskunst“, so Siegmund, als er auf die schwierige Kirchenerweiterung zu sprechen kam. Nachdem die damalige Pfarrkirche – Wolnzach wuchs auch im Zuge des Hopfenanbaus – zu klein wurde, musste sie 1911 erweitert und ausgebaut werden. Eine handwerkliche Meisterleistung. Aus einer einschiffigen Kirche wurde eine dreischiffige Basilika.
So wusste der Marktflüsterer vieles über seine Heimat zu berichten. Kleine Geschichten rund um die Hofpenmetropole, die durchaus nicht die „Heimat von kleinen Wilden“ war. Vielleicht blickte man schon damals mit einem gewissen Neid nach Wolnzach? Das aber wird sich wohl nicht mehr endgültig klären lassen.
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