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Bewässerung das zentrale Thema

(Mainburg, hr)

von links: Martin Schöttl-Pichlmaier, Pascal Piroué, Florian Fritsch und Joachim Gehde

Wie entwickelt sich der Hopfenmarkt? Das wollten viele Pflanzer ganz genau wissen und so war das Hopfenhaus in Steinbach auch bis auf den letzten Platz gefüllt als Hopsteiner zu einem Informationstag rund um das „grüne Gold“ einlud. Neben den Markttrends und der wachsenden Craft-Bier-Szene stand das Thema Bewässerung in diesem Jahr ganz oben auf der Tagesordnung.

„In den vergangenen zwölf Monaten ist auf dem Hopfenmarkt viel passiert“ begrüßte Geschäftsführer Pascal Piroué die Pflanzer. Und damit hatte er auch nicht übertrieben, denn nach der schlechten Ernte in Deutschland ist der Markt an sich in Bewegung geraten. So kann man derzeit auf eine Vorvertragsquote von 90% für die kommende Ernte blicken und auch die Jahre 2017 und 2018 lassen die Hopfenbauern durchaus positiv in die Zukunft schauen.

Dabei bestimmen im Moment zwei Trends den internationalen Markt: zum einen greift die von Amerika ausgehende Craft-Brewer-Szene immer mehr auf die Brauwelt über, zum anderen gibt es in den USA die Tendenz von Hochalphasorten auf Aromahopfen zu wechseln. „In einem normalen Erntejahr würde der Zuwachs in Deutschland ausreichen um den Rückgang im Hochalphabereich auszugleichen“, so Piroué weiter. Doch das Jahr 2015 war für die deutschen Landwirte kein normales Jahr.

Im Durchschnitt lag die Temperatur im Juli und August um 3,7° Celsius über dem langjährigen Jahresmittel, wobei gleichzeitig rund 150 Liter Niederschlag pro Quadratmeter zu wenig waren. Durch diese doch extremen Wetterbedingungen kam es zu einem Ernterückgang von rund 1400 Kilogramm Alpha, wie Joachim Gehde Geschäftsführer bei Hopsteiner, ausführte. Weniger Hopfen auf dem Markt bedeutet natürlich für die Bauern höhere Preise. Doch letztlich steht mit der unterdurchschnittlichen Ernte von 2015 für die Hallertauer Landwirte mehr auf dem Spiel. Es geht um die Liefersicherheit, denn innerhalb von drei Jahren kam es in der Hallertau zweimal zu erheblichen Ernteausfällen. So waren zwar die neusten Trends der Craft-Brauer interessant, doch mehr waren die Pflanzer am Thema Bewässerung interessiert.

„Seit 1977 ist die Durchschnittstemperatur bis heute um mehr als 2° Celsius im Vegetationszeitraum gestiegen“, erklärt Martin Schöttl-Pichlmaier und zeigte damit auf, wie sehr sich das Klima in der Hallertau verändert hat. In Teilen hat man auch bereits darauf reagiert, denn derzeit stehen 18% der Gesamtfläche unter Bewässerung. Und gerade im vergangenen Jahr wurde deutlich, dass mit einer Bewässerung der Ernte der Rückgang deutlich geringer war als ohne. Im Durchschnitt lag der Ertrag abhängig vom Boden um 11% über den von unbewässerten Hopfengärten. Ein Prozentwert, der sich letztlich auch positiv auf die Bilanz der einzelnen Pflanzer auswirkte, denn die Mehrkosten für die Bewässerung wurden letztlich durch die hohen Preise übertroffen.

Allerdings gibt es in diesem Zusammenhang einen oder auch zwei Haken, wie Martin Schöttl-Pichlmaier erläuterte. Zum einen hat nicht jeder Betrieb Zugang zu einer entsprechenden Wasserquelle zum anderen legen die Wasserwirtschaftsämter die bestehenden Gesetze zur Wasserentnahme sehr unterschiedlich aus. So war das Amt in Landshut mit den entsprechenden Genehmigungen in der Vergangenheit deutlich restriktiver als die Ingolstädter. Dennoch dürfte nach dem vergangenen Jahr klar sein, die Zahl der Landwirte, die entsprechende Anträge stellen werden wohl erheblich steigen.

Aber sieht Pascal Piroué am Ende nicht nur die Landwirte gefordert, sondern auch die Züchter. „Wir brauchen auch in der Hallertau Sorten, die hitzeresistenter sind.“ Allerdings dürfte die Züchtung, die in den vergangenen Jahren mehr auf das Aroma ausgerichtet war, einige Zeit brauchen, um auf dieses Phänomen reagieren zu können. So wird man letztlich nicht umhin kommen, in der Hallertau mehr Brunnen zu bohren, denn die Alternativen (Wassergewinnung über den Feuchtigkeitsgehalt der Luft) stecken noch in den Kinderschuhen und sind nicht nur aufgrund der hohen Anschaffungskosten, sondern auch wegen des enormen Energiebedarfs derzeit noch keine Option.
 

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