hallertau.info News

Grüne Gentechnik - Fluch oder Segen?

(Scheyern, rs)

Es gäbe keine neue, möglicherweise beängstigende Entwicklung, es sei nichts im Busch - mit diesem Hinweis begann Andreas Tyroller vom Bayerischen Bauernverband seinen Vortrag über die "Grüne Gentechnik" beim Gartenbauverein Scheyern am Dienstagabend. Das Thema interessierte Gartler gleichermaßen wie Nicht-Mitglieder, das Gartenstüberl jedenfalls war bis auf den letzten Platz besetzt.


Andreas Tyroller (links) folgte der Einladung vom Vorsitzenden des Gartenbauvereins Scheyern, Johann Fetsch

Wertneutral wolle er das Thema vorstellen, das machte der Referent von vornherein deutlich. Er zeigte sich überzeugt, dass das Thema über kurz oder lang wieder bei uns aufschlage. Im Rahmen der TTIP-Diskussionen möglicherweise? Drei Arten der Gentechnik gibt es:

  • die rote Gentechnik: Gentherapie, Einsatz im medizinischen Bereich beispielsweise in der Herstellung von Insulin,
  • die weiße/graue Gentechnik: Industrielle Biotechnologie, Einsatz in den Bereichen der Vitamine und Enzyme,
  • die grüne Gentechnik, deren Anwendung im Bereich gentechnischer Verfahren der Pflanzenzüchtung liegt.

Im Gegensatz zu den beiden erstgenannten Kategorien, die in geschlossenen Räumen unter Labor-Atmosphäre erforscht und verarbeitet werden, handelt es sich bei der grünen Gentechnik um Verfahren, die im Freiland zum Einsatz kommen. Die letzten 10 Jahre hätten - so Andreas Tyroller - eine rasante Entwicklung der genetischen Forschung mit sich gebracht, wobei das Verständnis um Zusammenhänge und Konsequenzen einzelner Technologieschritte alles andere als bewertbar oder messbar gilt. Neue, gegen Pilze resistente Weizensorten seien so entstanden, gentechnisch veränderte Schweine, deren Organe für Transplantationen beim Menschen verwendet werden könnten oder auch Kartoffeln, die beim Frittieren weniger Acrylamid entwickeln und damit das Krebsrisiko senken.


Kein Platz blieb frei im Stüberl des Gartenbauvereins beim Vortrag über "Grüne Gentechnik"

Die interessierten Zuhörer erfuhren, was die neuesten Technologien der Grünen Gentechnik sind: Smart Breeding (Präzisionszucht), die Oligonukleotid gesteuerte Mutagenese (ODM, ein Verfahren in der Pflanzenzüchtung, über das eine genau vorbestimmte Veränderung im Erbgut einer Pflanze erzeugt werden kann) oder auch Genom Editing, bei dem die DNA an einer bestimmten Zielsequenz geschnitten werden kann und so "repariert" werden kann.

Soja, Mais, Baumwolle und Raps sind die Pflanzen, die im kommerziellen Anbau weltweit am meisten gentechnisch verändert werden. Regional sind die USA, Kanada, Brasilien und China diejenigen Länder, die die Technologien verstärkt einsetzen. Mit Verbot von MON810-Mais wegen "erheblicher Risiken" und der damit zurückgezogenen Zulassung als Saatgut - ausgesprochen 2009 durch Ilse Aigner in ihrer Funktion als Bundes-Landwirtschaftsministerin - wanderten viele der deutschen Firmen, die sich der Gentechnik-Forschung verschrieben hatten, in die USA aus, was zumindest vorübergehend zu einem Ende der Gen-Debatte in Deutschland führte. Das Thema an sich ist aber dadurch noch lange nicht vom Tisch, darüber waren sich alle auch in der abschliessenden Diskussion einig.

Teaserfoto: Michael Bührke/pixelio.de

Zurück

Kommentare

Einen Kommentar schreiben

Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.