Waldbesitzerchef stänkert: Moralische Vorstellungen haben sich gewandelt
(Hettenshausen, rt)Hermann Müller, Vorsitzender der Waldbesitzervereinigung Pfaffenhofen, hat keine gute Meinung vom Naturschutz und sagte dies auch mit deutlichen Worten auf der Jahreshauptversammlung des Vereins.
Eine scharfe Attacke gegen Naturschützer ritt Hermann Müller, Vorsitzender der Waldbesitzervereinigung Pfaffenhofen (WBV), am gestrigen Abend bei der Jahreshauptversammlung des Vereins im Hettenshausener Gasthof Schrätzenstaller. WBV-Vorsitzender Hermann Graf legte beeindruckende Zahlen zur regionalen Holzvermarktung vor.
Das Verhältnis der WBV zu den Naturschutzverbänden scheint nicht besonders gut zu sein. „Der Bund Naturschutz schlägt ein Naturwald-Verbundsystem mit 88.000 Hektar, angeblich im Staatswald, vor, die angeblich stillgelegt werden sollen“, beschrieb Müller das dieser Tage vorgestellte Konzept der Umweltorganisation Greenpeace, die zusammen mit dem Bund Naturschutz (BN) Großschutzgebiete zur Vernetzung mit weiteren 27 Waldgebieten in Bayern vorgeschlagen hat. Zehn Prozent öffentlicher Waldfläche hält der BN dazu für realisierbar.
Wer glaubt schon an den Osterhasen
„Wer glaubt, dass es mit den 88.000 Hektar gar ist, der glaubt auch an den Osterhasen“, ätzte der WBV-Vorsitzende. Ein Flächenanspruch für dieses Konzept werde künftig auch den Privatwald treffen und es würden damit „Borkenkäfer-Kompetenzzentren“ geschaffen. In einem verbalen Rundumschlag griff Müller gleich darauf auch den in Bayern aktiven Landesbund für Vogelschutz (LBV) an: Früher habe man es als Erbschleicherei bezeichnet, was dieser Naturschutzverband betreibe. „Soweit haben sich die moralischen Vorstellungen schon gewandelt in unserem Land“, giftete Müller und bekräftigte, dass man sich von derlei Verbänden nichts vorschreiben lassen wolle. Hintergrund dafür ist, dass sich der LBV im Rahmen des sogenannten Erbschaftsmarketings mit der Ansprache potenzieller Erblasser oder Erben die mögliche Generierung von Testamentsspenden praktiziert. Inwiefern dies allerdings die Belange der WBV berührt, blieb an dem Abend offen.
Müller beschrieb das vergangene Jahr aus forstlicher Sicht als „nicht ganz einfach“ und führte dies vorrangig auf das Sturmtief „Niklas“ zurück. „Einiges Holz geschmissen“ habe der Orkan, was dazu geführt habe, dass große Mengen an Holz angefallen seien, was zu einem Preisverfall mit Abschlägen bis zu 20 Euro geführt habe. Ein extrem heiß-trockener Sommer mit folgendem Borkenkäferproblem hätte zu weiteren Verlusten geführt. Müller appellierte zum Ende seiner Begrüßungsrede an die Mitglieder, ihr anfallendes Holz doch auch über die WBV zu vermarkten, was einige nicht machten: „Das tut uns relativ weh!“ Der WBV-Vorsitzende gab zu bedenken, dass damit die WBV auch an Marktgewicht verliere.
Einnahmen in Millionenhöhe
Der WBV-Kassenbericht zum 30. September 2015 wies Einnahmen von 4.598.219 Euro und Ausgaben von 4.660.117 Euro aus. Dass trotzdem ein Gewinn von 3.123 Euro verbucht werden konnte, liegt an Buchungsdetails die ihren Grund in der Umstellung der Buchführung vom Kalenderjahr auf das Wirtschaftsjahr begründet sind. Müller sprach von „soliden Finanzen“ und dass die WBV ohnehin kein gewinnorientierter Verein sei.
WBV-Geschäftsführer Hermann Graf erläuterte den Geschäftsbericht.
Der sich im kommenden Herbst in den Ruhestand verabschiedende WBV-Geschäftsführer Hermann Graf stellte den Geschäftsbericht für das Jahr 2015 vor. Demnach konnte der Verein zum Jahresende 2.017 Mitglieder zählen, die insgesamt 11.124 Hektar Wald ihr Eigen nennen; jedoch gab es nur 758 tatsächlich auch vermarktende Mitglieder. An Stammholz wurden 42.745 Festmeter geschlagen, an Hackschnitzeln fielen 42.000 Kubikmeter an. Die beiden größten Stammholzabnehmer waren die Firmen Binder mit 22.584 Festmeter und Pfeifer mit 14.738 Festmeter. Die Fichte dominierte die vermarkteten Baumarten mit 33.993 Festmeter (79,52 Prozent), gefolgt von Kiefer (7.893 Festmeter) und Tanne (205 Festmeter). Die WBV hat 90 Waldpflegeverträge mit rund 650 Hektar zu betreuender Fläche.
„Bei uns ist es mit dem Wildbestand sehr im Argen“ sagte Graf im Hinblick auf den Verbiss insbesondere durch das seiner Meinung nach noch zu häufig vorkommende Rehwild. Das Sturm- und Käferholz hätten sich vergangenes Jahr negativ auf die Preise ausgewirkt und auch heuer werde von Abnehmerseite her mit einigem anfallenden Käferholz gerechnet. Auch beim Hackgut müsse sich heuer der Waldbesitzer auf Abschläge einstellen.
Verbiss macht Verdruss
Einen Programmpunkt der Jahreshauptversammlung bestritt Xaver Haas, Präsident des Deutschen Holzwirtschafsrats und geschäftsführender Gesellschafter der Firma Haas Holzbau mit einem Vortrag über sein Unternehmen und die Zukunft des Bauens mit Holz. „Der Holzbau in Europa hat eine große Zukunft vor sich“, lautete sein Fazit. In seinem Grußwort sprach der stellvertretende Pfaffenhofener Landrat Josef Finkenzeller (FW) den voraussichtlich im kommenden Sommer bevorstehenden Umzug der WBV in ein neues Bürogebäude an und bemerkte, dass die WBV „in den letzten Jahrzehnten eine eindrucksvolle Entwicklung gemacht hat.“ Der kommissarische Bereichsleiter Forsten vom Pfaffenhofener Amt für Ernährung , Landwirtschaft und Forsten, Andreas Hahn, nannte in seinen Grußworten in Bezug auf die Ergebnisse aus dem jüngsten Verbissgutachten die Situation im Landkreis „nicht ganz zufriedenstellend“ und bot deshalb an, in den kommenden Jahren zusammen mit den Betreuungsförstern und Waldbesitzern verstärkt Reviergänge zu machen.
Josef Wittmann (Mitte) aus Geisenfeld-Engelbrechtsmünster wurde als zweitausendstes Mitglied der WBV Pfaffenhofen geehrt.
Mathias Ritzer wird in einigen Monaten die Nachfolge von Hermann Graf als WBV-Geschäftsführer antreten und hat sich bereits bei der gestrigen Jahreshauptversammlung vorgestellt.
WBV-Förster David Hauser (r.) wurde für seine 10-jährige Betriebszugehörigkeit geehrt.
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