Skandal um Kirchenkunst
(Langenbruck, rt)Diese Kunstwerke sorgen nicht nur im Reichertshofener Ortsteil Langenbruck für Diskussionsstoff.
Aufsehen erregt hat eine Entscheidung des Reichertshofener Gemeinderats, der sich mehrheitlich auf seiner jüngsten Sitzung für die Ausführung der Rückwandverglasung in der geplanten Aufbahrungsstätte im Friedhof Langenbruck durch die Reichertshofener Mosaikkünstlerin Caroline Jung ausgesprochen hat. Dagegen macht sich nämlich jetzt völlig unerwartet Widerstand breit. Sogar um Spenden für eine andere Ausführung des Kunstwerks wird gebeten. Das wirft jedoch Fragen auf.
Nachdem ein eigens eingerichteter Arbeitskreis zu keinem eindeutigen Ergebnis gekommen war, wer in der künftigen Langenbrucker Aufbewahrungsstätte das dort vorgesehene Kunstwerk nach dem Entwurf des bereits verstorbenen Salesianer-Bruders und Künstler Benedict Schmitz umsetzen sollte, kam die Sache zur Abstimmung in den Gemeinderat. Der stimmte 11:7 dafür, dass Jung den entsprechenden Auftrag bekommen soll.
Zur Erinnerung: Im vergangenen November war die Angelegenheit bereits schon einmal im Gremium. Es wurde damals bekannt, dass die Realisierung des Kunstwerks durch die Mayer'schen Hofkunstanstalt, eine auf diese Art von Kunst spezialisierte Glasmanufaktur aus München, 70.000 Euro verschlingen würde. Die Gemeinderäte ruderten daraufhin zurück und stellten das Ganze nochmals auf den Prüfstand.
Dieser Enwurf der Reichertshofener Künstlerin Caroline Jung gefiel einer Mehrheit im Gremium besser - doch dies rief nun bislang unbekannte Gegner der Entscheidung auf den Plan.
Kleiner und günstiger
Mittlerweile gab die Mosaikkünstlerin Jung ebenfalls ein Angebot ab. Beide Varianten - die Bleiverglasung der Hofkunstanstalt mit nunmehr 34.379 Euro Kosten und Jungs Glasmosaik mit 23.681 Euro für das aktuell auf etwa 5,7 mal 1,2 Meter verkleinerte Werk - lagen nun dem Gemeinderat zur Abstimmung vor. Die Mehrheit war für Jungs Angebot, dagegen entschieden sich lediglich Gabi Breitmoser, Michael Weichselbaumer, Josef Pfab, Josef Fuchs, Dieter Lindenmeier (alle CSU) und Georg Pfab sowie Martin Kirmaier (beide JWU). Zuvor war in der Abstimmung das Angebot der Mayer'sche Hofkunstanstalt durch ein 9:9-Patt abgelehnt worden.
Kunst spaltet
Josef Pfab (CSU) erklärte in der Diskussion, man habe sich im Arbeitskreis schwer getan, weil „eine Reichertshofener Künstlerin das eine macht und eine auswärtige das andere macht.“ In der Kirche seien aber bereits bleiverglaste Fenster zu finden, somit sollte dahingehend eine Einheit zu erkennen sein. Georg Pfab sagte, es gebe nicht nur einen Wiedererkennungswert, bei Bleiverglasung sei auch die Spiegelung des Sonnenlichts höher und damit farbintensiver: „Das ist ein Schmuckstück!“ Andrea Blößl (JWU) präferierte Jungs Vorschlag, nicht nur wegen des Preises, auch weil es moderner wirke. Georg Link (FW) führte an, dass sich Caroline Jung internationaler Aufträge erfreue, ihr Entwurf sei erfrischender, moderner und „sie ist vor Ort!“ Den konkurrierenden Entwurf halte er für Massenware, den Bezug zwischen Kirche und Leichenhaus habe er so bislang nicht gesehen. Breitmoser sah sehr wohl einen Bezug zur Kirche und verwies auf die Architektur, der man dahingehend ja auch entsprochen habe. Weichselbaumer widersprach Links Aussage zur „Massenware“.
Jung, die in der Sitzung anwesend war, sagte gegenüber unserer Zeitung, dass sie bei der Realisierung des Kunstwerkes wohl mehr als 300 Arbeitsstunden benötigen und mit Handwerkern aus Reichertshofen zusammenarbeiten werde. Das notwendige Sicherheitsglas und die Steine wolle sie selbst aus Venedig nach Reichertshofen holen. Derzeit befindet sich Jung auf einer Auslandsreise.
An diesem Tisch in der Langenbrucker Kirche liegen die Unterschriftenlisten aus, die sich gegen Jungs Glasmosaik-Entwurf richten.
Umstrittener Spendenaufruf
Wie an diesem Wochenende bekannt geworden ist, wurden in der Langenbrucker St.-Katharina-Kirche Unterschriftslisten ausgelegt, denen nach die Bleiglasvariante gefordert wird. Die Unterzeichner sprechen sich dafür aus, das Kunstwerk nach dem Vorschlag der Mayer'schen Hofkunstanstalt zu realisieren und bitten mit ihrer Signatur um eine neue Abstimmung darüber im Gemeinderat. Von gewisser Brisanz ist jedoch eine zweite Liste, der nach sich die Unterzeichner zu einer Spende verpflichten, „sobald die Abstimmung mit Vergabe an die Mayer'schen Hofkunstanstalt erfolgt ist“. Soweit das Originalzitat, das zumindest den einen oder anderen Kirchenbesucher bereits empörte.
Diese Verknüpfung von Spende und einem Abstimmungsergebnis zu Gunsten eines vom Gremium im Wahlverfahren nicht zum Zug gekommenen Unternehmens könnte angesichts des vorangegangenen Abstimmungsverlaufes freilich auch für Zündstoff in der Gemeindepolitik sorgen. Interessant wird in diesem Zusammenhang auch die Klärung der Frage, ob die einmal erfolgte öffentliche Abstimmung überhaupt so einfach zu widerrufen ist, zumal damit ja bereits ein mündlicher Auftrag an Jung hergeleitet werden kann. Es wäre aber ebenso zu klären, ob und gegebenenfalls wer überhaupt im Gemeinderat eine derartige Initiative vertreten will. Die Unterschriftenlisten jedenfalls tragen keine Urheberangaben.
Noch ohne Unterschriften war die eine der Unterschriftenlisten, ...
... während sich in die andere bereits einige Bürger eingetragen haben.
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