Bayerisches Bier - eine Erfolgsgeschichte mit Fortsetzung
(München / Pfaffenhofen , rt)Johann Pichlmaier, Präsident des Verbands deutscher Hopfenpflanzer und Vizepräsident des Internationalen Hopfenbaubüros, war einer der Redner beim elften Marktforum der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft in München.
Namhafte Referenten traten unlängst beim Marktforum der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) zum Thema „Der Wert des Bayerischen Bieres – Was macht die Wertschöpfungskette nachhaltig?“ auf. Im Münchner Augustiner-Keller fanden sich dazu über 120 Experten unter anderem aus den Bereichen Brauerei, Mälzerei und Erzeugung vor dem Hintergrund der Marke „Bayerisches Bier“ und dem 500-jährigen Jubiläum des Reinheitsgebotes ein.
Warum „Bayerisches Bier“ einzigartig ist, erläuterte Lothar Ebbertz vom Bayerischen Brauerbund. In Bayern seien 45 Prozent aller deutschen Braustätten heimisch. „Davon sind die meisten in Oberfranken.“ Ein Fünftel der bayerischen Biererzeugung sei im vergangenen Jahr in den Export gegangen, womit ein Rekord aufgestellt wurde. Überwiegend sei die Brauwirtschaft mittelständisch geprägt: „Nirgends sonst entfällt ein so großer Anteil des gesamten Bierabsatzes auf mittelständische Brauereien oder sogar Familienunternehmen – das ist einzigartig!“ Bayern alleine würde jedoch unter den Bier produzierenden Ländern der Welt Platz 13, vor Holland und zwischen Nigeria und der Ukraine, einnehmen. „Es geht bei der hervorgehobenen Einzigartigkeit nicht um eine analytisch nachweisbare prinzipiell höhere Qualität bayerischen Bieres.“ Es handle sich vielmehr um keine höhere, sondern „es ist eine andere Qualität, die es auszeichnet und in meinen Augen in der Tat einzigartig macht. Ich nenne es einmal ‚emotionale’ Qualität und in deren Mittelpunkt steht die besondere Tradition des bayerischen Bieres.“
Weltweit wettbewerbsfähig
Johann Pichlmaier, Präsident des Verbands deutscher Hopfenpflanzer und Vizepräsident des Internationalen Hopfenbaubüros, erläuterte unter der Überschrift „Hopfen aus Bayern - der Stoff aus dem die Biere sind“, dass 98 Prozent des Hopfens ins Bier gingen. „Dies bedeutet, dass wir in diesem Markt eine extrem geringe Preiselastizität haben“, was die Hopfenvermarktung sehr schwierig mache. Die Zahlen aus 2015 zeigten, dass es noch 947 Pflanzer in der Hallertau (Tettnang 1, Spalt 54 Pflanzer) gibt, die eine Fläche von fast 15.000 Hektar bewirtschafteten. „Der Strukturwandel ist leider Gottes Tagesgeschäft.“ Die bayerische Anbaufläche sei jedoch relativ betrachtet angestiegen. Doch im internationalen Vergleich sei sie in den USA aufgrund der Craft-Biere gestiegen und habe Deutschland, wenn auch nur geringfügig, bereits eingeholt. Die Stärke der bayerischen Hopfenproduktion machte unter anderem die staatlich organisierte und finanzierte Hopfenforschung. Weitere Faktoren seien das breite Sortenspektrum und eine breite, stabile Betriebsstruktur. Dies verleihe der Produktion eine gute Stabilität. „Wir sind sehr sehr gut aufgestellt.“
Der Anteil der Flavor-Hopfen werde jedoch die nächsten Jahre noch zunehmen. Überdies seien modernste Hopfenverarbeitung und –lagerung wesentliche Punkte. Als Hauptexportland für Hopfen gab Pichlmaier Russland mit 2.991 Tonnen, gefolgt von den USA (2.952 Tonnen) und Japan (2.113 Tonnen) an. Hopfen ist ein komplett freier Markt mit „phänomenalen Schwankungen“ bei den Preisen, deshalb gebe es mehrjährige Lieferkontrakte. Einkommensschwankungen kämen aber auch aus der Ertragssituation. Die Ernte 2017 sei etwa zu 80 Prozent verkauft. Pichlmaier zog das Fazit, dass der bayerische Hopfenanbau weiterhin alle Voraussetzungen für eine weltweit wettbewerbsfähige Erzeugung mitbringt. „Die staatliche Hopfenforschung inklusive der Beratung und Züchtung ist nicht nur der Beginn der Wertschöpfungskette, sondern auch das Rückgrat der bayerischen und deutschen Hopfenproduktion.“ Die Qualität bayerischen Hopfens definiere sich über die Qualität der Produkte, aber auch über die Qualität des Produktverfahrens.“ Pichlmaier stellte aber auch heraus, dass ein freier, ungeschützter Markt bis heute wettbewerbsfähige Strukturen geschaffen habe, „selbst wenn der Strukturwandel manchmal schmerzlich war, beziehungsweise ist.“ Die Verknüpfung des bayerischen Bieres mit dem bayerischen Hopfen sei letztlich eine Win-win-Geschichte.
Referenten und Hoheiten trafen sich zu den Themen Bier, Hopfen und Braugerste im traditionsreichen Augustiner-Keller in München.
Braugerste, Pflanzenzüchtung und Bierrohstoffe widmete sich Markus Herz vom Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung an der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft. Dabei sprach er von den Vorzügen der Braugerste in der Fruchtfolge. Es sei gelungen, deutliche Ertragsvorteile in der Braugerstenzucht zu realisieren. Das Interesse am Sommergerstenanbau dürfte laut Herz durch die neue Düngeverordnung und dem Greening in Bayern zunehmen.
LfL-Institutsleiter Peter Doleschl stellte Getreide und Hopfen als Rohstoffe in den Vordergrund der Erzeugungskette für Bier. Die LfL setze sich mit angewandter pflanzenbaulicher Forschung, Züchtung und dem Versuchswesen für eine nachhaltige und wettbewerbsfähige Rohstofferzeugung bei Braugerste und Hopfen ein. Die Herausforderungen des Klimawandels seien dabei Schwerpunkte der Forschung.
Kreativ und kultig
Die Eckpunkte der Wertschöpfungskette bayerischen Bieres stellte der LfL-Institutsleiter für Ernährungswirtschaft und Märkte, Peter Sutor, dar. Die klare Definition der Zutaten stelle weltweit ein Alleinstellungsmerkmal dar, das einen Mehrwert auf den globalen Märkten rechtfertige. In die Vernetzung der Wertschöpfungskette sollte Braugerste vermehrt mit einbezogen werden.
Für das vergangene Jahr zog Martin Spantig von der Bayern Tourismus Marketing GmbH eine positive Bilanz im Hinblick auf den Tourismus rund um das Bier aus den bayerischen Landesteilen. Dies sei ein Trend, der sich seit 1995 beobachten lasse. Die historische Entwicklung der bayerischen Bierproduktion mit ihren vielen Braustätten und den kulinarischen Spezialitäten rufe bei Touristen die Assoziation von „Bier und Bayern“ hervor.
Schließlich wies Werner Gloßner vom Verband der Privatbrauereien auf die Renaissance der regionalen Braukunst hin und erwähnte dazu explizit die Bierregion Oberfranken. Der Trend zu regionalen Produkten und besonders zu regionalen Bieren, verbunden mit Bierfesten, zeige gute Erfolge. Gefördert werde diese Entwicklung durch eine Generation junger Braumeister mit kreativen Ideen, die Bier zu einem Kultgetränk werden ließen. Eine geschützte Herkunftsangabe nannte Gloßner ein Marketing-Instrument, um den Bierabsatz für heimische Brauereinen voranzubringen.
Kommentare
Einen Kommentar schreiben
Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.