Integration von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt
(Pfaffenhofen, wk)Der Verein ProWirtschaft hatte aufgrund seiner Kontakte die positiven Ergebnisse des Projektes “INFLAMA” aus Geisenfeld als Grundlage genommen, um seine Mitglieder und interessierten Gäste über die Möglichkeiten und Grenzen des Einsatzes von Flüchtlingen und Asylbewerbern in Unternehmen zu informieren.
auf dem Podium (v.l.): Gabriele Pulm-Muhr, Theresa Stumpf, Johann-Wolfgang Reiling, Günter Krömer, Roland Matejka, Birgit Lachermeier
Bei der gut besuchten Veranstaltung mit Wirtschaftsvertretern und Asylhelfern saßen Vertreter der Initiative “INFLAMA”, der Caritas und eine Unternehmerin, die bereits konkrete Erfahrungen gesammelt hatte, auf dem Podium.
Dieter Andre-proWirtschaft Birgit Lachermeier
Der 2. Vorsitzende von ProWirtschaft, Dieter Andre hatte zuvor schon konkrete Fragen ausgearbeitet und moderierte anhand dieses Fragenkataloges die Veranstaltung, er schaute aber auch auf die einkalkulierte Zeit, wollten doch viele der Anwesenden das Champions-League-Spiel am Abend nicht verpasen. Durch seine Fragestellungen gab Dieter Andre jedem Podiumsteilnehmer die Gelegenheit, den Anwesenden spezielles Wissen und Erfahrungen zu vermitteln.
So hatte Birgit Lachermeier erste Erfahrungen mit einem Asylbewerber in ihrem Hopfen- und Gerüstbau-Betrieb sowie inzwischen mit einem zweiten neuen Mitarbeiter. Sie konstatierte, dass der Arbeitsmarkt für Mitarbeiter in ihren Branchen sehr schwierig sei und die bisher gemachten Erfahrungen mit den beiden Afrikanern sehr positiv seien. Beide würden neben ihrer Arbeit Deutschkurse besuchen, die sie vorfinanziert und die beide Mitarbeiter setzen ihre Überstunden für die Kurse ein.
Johann-Wolfgang Reiling und Roland Matejka; beide von INFLAMA
Johann-Wolfgang Reiling, einer der Initiatoren von INFLAMA (INtegration von FLüchtlingen in den ArbeitsMArkt) berichtete über seine Erfahrungen mit Deutschkursen, die er Asylsuchenden in der Patriot-Stellung in Geisenfeld gegeben hatte. Dabei stellte er fest, dass die Ausländer in erster Linie arbeiten wollten, um Geld zu verdienen, aber keinerlei Ahnung vom Arbeitsmarkt in Deutschland hatten. Also habe man die Kurse umgestellt auf arbeitsrelevante Themen und Praktikumsstellen vermittelt sowie zusätzlich Deutschkenntnisse vermittelt, die für die Arbeit relevant seien. Durch Unterstützung von Roland Matejka (einem “Mann aus der Wirtschaft”) und Günter Krömer (Mitglied von ProWirtschaft) ist es gelungen, die Flüchtlinge in Praktikumsplätze zu vermitteln. Einer dieser Teilnehmer, ein Dipl. Ingenieuer aus Afrika, der auch als Gast anwesend war, konnte zu McDonalds vermittelt werden, und bei seinen inzwischen sehr guten Deutschkenntnissen, so hoffen die INFLAMA-Mitglieder, könne er auch bald als Ingenieur arbeiten.
Günter Krömer wies darauf hin, dass es in Afrika einige Staaten gebe, deren Studienabschlüsse mit deutschen vergleichbar seien. Er bezeichnete es als Glück, dass die Caritas INFLAMA unterstützt und dass dadurch die INFLAMA-Idee auch auf weitere Asylhelferkreise ausgedehnt werden kann.
Gabriele Pulm-Muhr und Theresa Stumpf (beide Caritas)
Gabriele Pulm-Muhr (Caritas) informierte über die rechtlichen Rahmenbedingungen beim Einsatz von Flüchtlingen in Unternehmen und die notwendigen Genehmigungen. Aber inzwischen sei es zumindest möglich, Flüchtlinge nach 3 Monaten zu beschäftigen, ohne auf den Abschluss des Asylverfahrens warten zu müssen, so könnten sie sich durch Arbeit ihren Unterhalt relativ schnell selbst verdienen. Da Syrer im Gegensatz zu anderen Flüchtlingen eine relativ sichere Aufenthaltserlaubnis bekämen, sei deren Einsatz problemloser. Bei anderen dagegen sei auch mit Abschiebung zu rechnen. Und bei der Asyl-Anerkennung werden nach 3 Jahren die Voraussetzungen wieder überprüft, aber es hat sich die Praxis herausgebildet, dass jemand zum Beispile nach Abschluss einer Lehre noch zwei weitere Jahre in Deutschland bleiben könne, um Praxiserfahrungen zu sammeln.
Theresa Stumpf (Caritas) konnte Dieter Andre die Frage beantworten, wie ein Unternehmen denn am besten mit Asylbewerbern in Kontakt komme. Die Helferkreise würden "ihre Pappenheimer" ganz gut kennen und auch INFLAMA könnte bei der Vermittlung helfen, ebenso die Arbeitsagentur, und die Erfahrung zeige, dass die Asylsozialberatungen bei den zu beantragenden Genehmigungen einen guten Draht zu den Behörden hätten. Auch die Dauer und die unterschiedlichen Qualitätsstufen der Deutsch-Abschlüsse wurden von den Podiumsteilnehmern erläutert. Dabei wies Gabriele Pulm-Muhr darauf hin, dass es aber auch Flüchtlinge gebe, die weder eine Schule besucht hätten, noch die Latainschrift kennen würden und deshalb erhebliche Schwierigkeiten bei der Integration hätten.
Der Abend hatte gezeigt, dass der Wille bei Unternehmen vorhanden ist, Flüchtlinge in den Arbeitsmarrkt zu integrieren, dass dazu doch aber auch erhebliche Anstrengungen von beiden Seiten nötig sind.
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