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Seit 90 Jahren den Geheimnissen des Hopfens auf der Spur

(Wolnzach, hr)

„Wen der Hopfen einmal gekratzt hat, den lässt er nicht mehr los“, ein Sprichwort, das nicht nur auf die Landwirte und auf die Brauer zutrifft, sondern viel mehr noch auf die Forscher. Seit 1927 ist man in Hüll den Geheimnissen des „grünen Goldes“ auf der Spur.

Noch im vergangenen Jahr schienen dunkle Wolken am Horizont der Gesellschaft für Hopfenforschung auf, denn der bayerische Rechnungshof übte an der Public Privat Partnership massive Kritik: „Der Oberste bayerische Rechnungshof sieht in der Hopfenzüchtung und –forschung keine originäre Aufgabe des Staates“, heißt es in der Schlussbemerkung des Jahresberichts von 2015 bezüglich der GfH. Doch diese Sorgen gehören der Vergangenheit an. „Der Haushalts- und Finanzausschuss hat uns voll umfänglich den Rücken gestärkt und die Kritik des Rechnungshofes zurückgewiesen“, erklärte GfH-Vorstand Michael Möller. Und so konnte man nun ein Jahr später ganz entspannt auf die doch mittlerweile 90-jährige Erfolgsgeschichte anstoßen.

„Wir haben vieles bewegt. Zwar sind es die Hopfensorten, die im Gedächtnis geblieben sind, doch war der Pflanzenschutz der Stein des Anstoßes“, erklärt der jetzige Geschäftsführer Bernhard Engelhard. Auch heute ist dies ein ganz wesentlicher Teil der Arbeit, die in Hüll geleistet wird. Dabei geht es nicht alleine darum für die Sonderkultur Hopfen neue Mittel zu entwickeln, sondern vor allem ökologische Wege zur Schädlingsbekämpfung zu erforschen. Dennoch ist der Pflanzenschutz, wie der Hüller Institutsleiter Peter Doleschel erklärte, nur mehr ein Baustein in der umfangreichen Forschungsarbeit. Gemeinsam mit der Landesanstalt für Landwirtschaft und der Universität in Weihenstephan konnte man auch die Technik, die Züchtung und vor allem die Analytik entscheidend weiterentwickeln.

Das, was im Gedächtnis bleibt, und damit hat natürlich auch Vorstand Dr. Michael Möller durchaus recht, sind die Hopfensorten. Mandarina Bavaria, Hüll Melon oder Hallertauer Blanc, das waren in den letzten Jahren die neuen Flaggschiffe der Flavour hops, der Aromahopfen. Neu dazu kommt jetzt die Sorte Callista. Bezogen sich die erstgenannten in ihrer Taufe noch sehr auf ihre herausstechenden Aromen, wagt man mit den neuen Sorten einen noch mutigeren Vorstoß in die Craftbrewer-Szene, als im letzten Jahr. So benannte man sie kurzerhand nach griechischen Naturgöttern. Hoffentlich entstehen aus diesen Sorten auch bald wahrhaft „göttliche“ neue Biersorten.

Dass zwar der Weltbiermarkt derzeit nicht wirklich „prickelnd“ ist – die Gesamtproduktion ist im vergangenen Jahr um 1,5% auf 1,927 Millionen Hektoliter gefallen – betonten auch die Forscher, dennoch wies Ministerialdirigent Friedrich Mayer darauf hin, dass die Lage im Bereich des Hopfens im Vergleich zu anderen Segmenten weitgehend „ruhig“ ist. Vielleicht ist ruhig in diesem Punkt gar eine leichte Untertreibung, denn auch wenn die weltweite Bierproduktion zurückgegangen ist, so ist die Hopfengabe pro Hektoliter in den vergangenen Jahren deutlich angestiegen. Ein Trend, der wie Dr. Michael Zapf erläuterte, von Amerika ausgelöst wurde. „Der Motor dieser Craft-Brewer-Szene sind in den USA die Home-Brewer“, so Zapf. Mit ihnen sind aber letzen Endes nicht nur Braustätten in den USA rasant gestiegen, sondern sie haben der ganzen Brauszene eine neue Dynamik verliehen.

Eine Dynamik, die natürlich die Landwirte aus der Hallertau auch freut, denn Hopfen ist so gefragter denn je. „Vor allem die ‚Noble Hops‘, die alten Sorten, wie der Hallertauer Mittelfrüher, sind bei diesen Brauern sehr beliebt“, fügt er weiter an. Was in diesem Bereich alles möglich ist, das zeigen alleine die Zahlen. Bei 1300 Brauereien in ganz Deutschland gibt es insgesamt rund 5.500 verschiedene Biere. „2014 lag Anteil der Craft-Bieren bei den neuen Biermarken in Deutschland bei 12%“, erklärte Dr. Michael Möller. Im Vorjahr waren es noch drei Prozent. Dies spiegelt sich auch direkt in der Anbaufläche wieder. Lag der Anteil der „feinen Aromasorten“ in der Hallertau 2012 noch unter 20 Hektar, so ist dieser in den Folgejahren kontinuierlich angestiegen. Derzeit werden die Sorten Mandarina Bavaria, Hüll Melon und Hallertau Blanc auf rund 400 Hektar angebaut – Tendenz weiter steigend.
 

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