Von utopischen Summen, Konzernen in Lauerstellung und vier Windrädern
(Pfaffenhofen, rt)Andreas Herschmann (l.) und Markus Käser wollen vier weitere Windräder im Förnbacher Forst.
Maximale Bürgerbeteiligung verspricht die Pfaffenhofener Bürgerenergiegenossenschaft (BEG), die einen Windpark im Förnbacher Forst plant. Am vergangenen Donnerstagabend lud sie deshalb zur Informationsveranstaltung mit Planvorstellung und Expertendialog in den Stockerhof. Dort gab es erwartungsgemäß kontroverse Diskussionen von Gegnern und Befürwortern des Vorhabens.
Zur Begrüßung der Interessenten postierten sich an der Einfahrt zum Stockerhof fast ein Dutzend Leute von „Gegenwind“. Der Name lässt ahnen, worum es der erst Mitte Februar gegründeten Gruppierung geht: „Kein weiteres Windrad im Förnbacher Forst.“ Unter anderem befürchten die Aktivisten krankmachenden Infraschall, die Zerstörung von Wald und Landschaftsbild, bezweifeln die Effizienz von Windrädern in der hiesigen Region ebenso wie eine nennenswerte Kohlendioxydverringerung durch Windkraftanlagen. Sie seien gegen Atomkraft und für eine sinnvolle Energiewende, doch ohne Naturzerstörung.
Die vorwiegend jungen Aktivisten haben damit so gut wie all das vorweggenommen, was nachher in der Fragen-/Antwortrunde zur Sprache kam. Zunächst aber waren BEG-Vorstandsvorsitzender Andreas Herschmann und BEG-Pressesprecher Markus Käser an der Reihe: Nicht mehr als vier neue Windräder soll es im Förnbacher Forst auf der Eignungsfläche 59 geben, das versprachen sie gleich zu Anfang der Veranstaltung nach der Devise „So viel wie nötig, so wenig wie möglich.“ Das Ganze müsse wirtschaftlich zu betreiben andrerseits erträglich gestaltet sein. Käser machte darauf aufmerksam, dass das 10H-Gesetz - wonach faktisch die Errichtung von Windkraftanlagen im Umkreis von etwa zwei Kilometern um Wohnbebauung ausgeschlossen wird - am kommenden Dienstag vor dem Bayerischen Verfassungsgerichtshof verhandelt wird. Würde es fallen, könnte zwar im hiesigen Landkreis innerhalb der Positivflächen geplant werden, allerdings wäre dann ein gemeindlicher Bebauungsplan nicht mehr notwendig.
Vier auf einen Streich.
Utopische Summen
Ab 2017 gelten so oder so europaweite Ausschreibungen für Windkraftanlagen. „Das heißt, große Konzerne bieten auf Flächen und Kontingente in ganz Deutschland“, erklärte Käser auf Nachfrage unserer Zeitung. Dem wolle die BEG mit ihrer aktuellen Planung im Interesse der Bürger vor Ort zuvorkommen. Käme es in Pfaffenhofen zu einem Bürgerentscheid, der sich gegen die Windräder wenden würde, so würde dieser ein Jahr bindend sein, erläuterte Käser auf die Frage aus dem Publikum.
Die heftigsten Reaktionen löste an diesem Informationsabend die Aussage eines Teilnehmers aus, demnach die BEG nicht akzeptieren wolle, dass Eigentümer, die ihr Grundstück nicht für Windradstandorte zur Verfügung stellen wollten, den Vertrag wieder zurückgeschickt hätten. „Und Sie telefonieren jetzt mehrmals die Grundstückseigentümer nach und bieten utopische Summen im hohen sechsstelligen Bereich, dass sie ihre Grundstücke hergeben“, so der Vorwurf des Teilnehmers.
Herschmann antwortete darauf: „Also ich kann da nichts dazu sagen. Ich habe mit den Grundstückseigentümern wie auch die Grundstückseigentümer mit der Genossenschaft Vertraulichkeit vereinbart. Das heißt, über Pachtpreise et cetera wird in der Öffentlichkeit nicht gesprochen werden. Dazu haben wir uns verpflichtet.“ Von mehreren anderen Teilnehmern wurde Herschmann daraufhin lautstark mangelnde Transparenz vorgeworfen, woraufhin dieser argumentierte: „Beim Eigentumsrecht hört die Transparenz auf.“ Der BEG-Vorstandsvorsitzende verwies darauf, dass die BEG sich dazu entscheiden habe, ein demokratisches Genossenschaftsmodell zu etablieren. „Wir haben gesagt, wir machen ein Flächenmodell. Das heißt - und da hat sich die Genossenschaft sicher nicht den leichtesten Weg ausgesucht -, wir wollen alle Grundstückseigentümer beteiligen. Alle 42 Grundeigentümer, die in dieser Fläche ein Grundstück haben. Denn wir wollen niemanden ausspielen; wir haben gesagt, wir nehmen alle mit und jeder soll etwas haben.“ Die Pachteinnahme werde in erster Linie auf die Fläche verteilt. „Sodass jeder partizipiert und nicht nur einige wenige.“ Dieses Modell sei unter Vertraulichkeit vorgestellt worden. Niemand sei verpflichtet, sein Grundstück herzugeben.
Viele Teilnehmer wollten über die Windkraftplanung der BEG diskutieren.
Es folgten noch zahlreiche weitere Fragen der knapp 200 Diskussionsteilnehmer, die über mehr als drei Stunden hinweg von der Höhe der Windräder, den Flächenverbrauch, Reflexionen, Schattenwurf und Eisgefahr bis hin zu physikalischen Details reichten, die eigentlich nur noch Fachleute wirklich verstehen konnten.
Im Mai wird es nun die erste öffentliche Auslegung des Bebauungsplan-Vorentwurfs geben, der die Bürgerbeteiligung zur Planüberarbeitung folgt. Nach dem entsprechenden Stadtratsbeschluss im Juli gibt es die zweite öffentliche Auslegung. Dieser könnte ein Bürgerentscheid im Oktober folgen, bevor die Bauarbeiten an den vier Windrädern Anfang des Jahres 2017 tatsächlich beginnen.
Herschmann zeigt das Planungsgebiet.
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