Stromkonzession der Kreisstadt neu vergeben
(Pfaffenhofen, rt)Feierten am Umspannwerk Reisgang am heutigen Donnerstagvormittag die Konzessionsvergabe: Karl Krapf (l.), Leiter Steuerung Kommunen und Kooperationen der Bayernwerk AG, und Stadtwerke-Vorstand Stefan Eisenmann.
Den Konzessionszuschlag für die kommenden zwei Jahrzehnte haben als Bietergemeinschaft das Kommunalunternehmen Stadtwerke Pfaffenhofen und die Bayernwerk AG erhalten. Ab 1. November betreiben sie unter dem Namen „Stromversorgung Pfaffenhofen GmbH & Co. KG“ das Stromnetz im Stadtgebiet. Mehr Einfluss der Bürger auf die lokale Netzinfrastruktur bei gleichzeitiger optimaler Einbindung in das regionale Verteilnetz, stellen Stadtspitze und Stadtwerke das Ergebnis nach der Neuvergabe der Stromkonzession in Pfaffenhofen dar.
Den monetären Effekt durch die Neuvergabe hätten die Kunden Stadtwerke bereits zu Beginn des Jahres bemerkt, denn da ist die Bayernwerk AG auf eigenes Risiko in Vorleistung gegangen, wie Stadtwerke-Vorstand Stefan Eisenmann erklärte. Der Strompreis ist nämlich zu diesem vorgezogenen Zeitpunkt um einen halben Cent günstiger geworden. Die Stadt erhalte Versorgungssicherheit und auch für den Bürger sei die Neuvergabe „das Beste“. Von der technischen Überleitung werde der Stromverbraucher selbst nichts bemerken.
Pfaffenhofens Bürgermeister Thomas Herker (SPD) sieht in der Konzessionsvergabe einen “entscheidenden Schritt“, den die Kommune damit mache. Die Partnerschaft sei auf Dauer angelegt, das partnerschaftliche Miteinander bereits bewiesen. „Der Konzessionsgewinn ist ein wichtiger Schritt auf unserem Weg einer nachhaltigen Stadtentwicklung“, so Herker. „Die Netze bilden das Rückgrat der Energieversorgung. Über das neue Unternehmen können wir nun mehr Einfluss auf die konkrete Entwicklung hier vor Ort und auf die Umsetzung unserer gesteckten Klimaschutzziele nehmen"
Pfaffenhofens Bürgermeister Thomas Herker sieht in der Kooperation der Stadtwerke und des Bayernwerks vielerlei Vorteile.
Als „weitsichtig“ bezeichnete Karl Krapf, Leiter Steuerung Kommunen und Kooperationen der Bayernwerk AG, die Entscheidung der Stadt, mit der Eon-Tochter zu kooperieren. „Wir treten hier nicht als großkotziger Konzern auf, das mag früher so gewesen sein“, erklärte der Manager. „Neben dem technischen Know-how bringen wir gern unsere in ganz Bayern gemachten Erfahrungen in die Kooperation ein.“
Zur Neuvergabe der Konzession wurde eigens ein „Vergabeausschuss Konzessionen“ eingerichtet und von einer spezialisierten Anwaltskanzlei juristisch begleitet. „Der Ausschuss hat großen Wert auf die Durchführung eines transparenten und diskriminierungsfreien Auswahlverfahrens gelegt“ so der Vizebürgermeister und Vorsitzender des Konzessionsausschusses Albert Gürtner (FW). Im Zuge des Auswahlverfahrens waren zwei verbindliche Angebote eingegangen. Nach einer gründlichen Bewertung erhielt schließlich die Bietergemeinschaft aus Kommunalunternehmen Stadtwerke Pfaffenhofen und Bayernwerk AG den Zuschlag im Stromkonzessionsverfahren.
Karl Krapf ist Prokurist der Bayernwerk AG, die als größter regionaler Verteilnetzbetreiber in Bayern Teilhaber der neuen Stromversorgung Pfaffenhofen GmbH & Co. KG ist.
Historische Einbindung in wachsende Strukturen das Angebot der
Der Standort Pfaffenhofen war schon vor über 100 Jahren Ausgangspunkt für die flächendeckende Elektrifizierung Oberbayerns. Zur Stromversorgung des Gebietes östlich und nördlich von München bis Ingolstadt erfolgte dort 1908 die Gründung der Amperwerke Elektrizitäts-AG, von welcher die Stadt Pfaffenhofen einer der ersten Aktionäre war. Im Laufe der vergangenen 100 Jahre war das Stromnetz der Stadt nicht nur technisch, sondern auch rechtlich immer wieder in größere Einheiten eingebunden worden. Aus den Amperwerken wurden die ISAR-Amperwerke. Diese gingen in den 1990er Jahren im damaligen Bayernwerk auf. Nach weiteren Fusionen und Namensänderungen landete die Pfaffenhofener Stromkonzession 2001 schließlich in den Händen von Eon Bayern.
Seitdem haben Liberalisierung und Regulierung den Energiemarkt völlig neu strukturiert. Das führte zu einer zunehmenden Spezialisierung vieler Unternehmen auf einzelne Wertschöpfungsstufen: Erzeugung, Vertrieb und Netzbetrieb wurden konsequent getrennt. Der gesamte Eon-Konzern organisierte sich mehrfach um. Daher liegt die zum Jahresende 2016 auslaufende Stromkonzession in den Händen der neuen Bayernwerk AG. Durch die Beteiligung der städtischen Tochter, den Stadtwerken, am Stromnetz schließt sich nun der Kreis nach über 100 Jahren wieder.
„Wir sind selbstbewusst, aber auch realistisch“, sagte Stefan Eisenmann, Vorstand der Stadtwerke Pfaffenhofen. „Von Anfang an war uns klar, dass wir einen Partner brauchen, wenn wir das Stromnetz in Pfaffenhofen betreiben wollen.“ Die Konstruktion eines gemeinsamen Unternehmens war da die passende Lösung. Die Stadtwerke halten zunächst 51 Prozent der Unternehmensanteile der Stromversorgung Pfaffenhofen GmbH & Co. KG. In der Hand des Bayernwerks liegen die restlichen 49 Prozent. Langfristig haben die Stadtwerke die Option, ihren Firmenanteil auf 74,9 Prozent aufzustocken. Sie sind für die kaufmännische Betriebsführung verantwortlich. Die Bayernwerk AG übernimmt die technische Betriebsführung.
Stadtwerke-Vorstand Stefan Eisenmann will lokale Wertschöpfung.
Seit Februar 2015 agieren die Stadtwerke unter anderem als regionaler Energieversorger für Strom und Gas. Mit der indirekten Übernahme der Stromkonzession stehen sie nun vor neuen Aufgaben. „Wir wollen vieles ändern, aber nicht alles“, stellt Eisenmann mit Blick auf die Zukunft fest. „Uns geht es um den Dreiklang von Klimaschutz, Versorgungssicherheit und Bezahlbarkeit. Zudem fühlen wir uns als kommunales Unternehmen der Stadt und ihren Bürgern verpflichtet. Deshalb setzen wir alles daran, die lokale Wertschöpfung zu erhöhen.“
Für den technischen Leiter der Stadtwerke Sebastian Brandmayr steht fest: „Die Bürger werden von der neuen Konstellation profitieren.“ Es entstehen neue Arbeitsplätze bei den Stadtwerken; Bürger haben für Wasser, Abwasser und Strom demnächst einen Ansprechpartner und notwendige Baustellen können besser koordiniert werden. „Unser Ziel ist eine höhere Qualität in allen Bereichen: beim Netzaus- und -umbau genauso wie bei der Kundenbetreuung und der Entwicklung neuer Dienstleistungen“, sagte Eisenmann.
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