Energie effizient nutzen
(Wolnzach/Roth, hr)Prof. Dr. Markus Brautsch im Gespräch mit Bürgermeister Jens Machold.
Seit 2011 die Energiewende ausgerufen wurde, sind die erneuerbaren Energien in aller Munde. Der damalige Bundesumweltminister Norbert Rötgen sprach von einem „Pionierprojekt“. Und so entstanden in ganz Deutschland Windenergieanlagen, Solarparks und Biogasanlagen. Ist das die Energiewende, oder sollte neben der reinen Stromerzeugung nicht viel mehr andere Gesichtspunkte wie die Effizienz in den Fokus rücken?
Energie effizient nutzen, das ist auch der Ansatz eines Netzwerkes, das Prof. Dr. Markus Brautsch Anfang diesen Jahres ins Leben gerufen hat. 12 Kommunen aus ganz Bayern können sich dort in Sachen Energiewende austauschen. „Man soll voneinander lernen und das an Hand von ‚Best-Practice-Beispielen“, erklärt der Professor. Das Netzwerk ist also kein Papiertiger, in dem man sich erst einmal der Datenerhebung widmet, sondern die Energiewende in den einzelnen Gemeinden gezielt und mit Betreuung des Instituts für Energietechnik der Universität Amberg vorantreibt.
Drei bis vier Mal pro Jahr trifft man sich dann zum gemeinsamen Erfahrungsaustausch. In Roth, der 25.000-Einwohner-Stadt bei Nürnberg, stand das Thema „Kläranlage“ ganz oben auf der Agenda. Nun kann man sich fragen, was eine Kläranlage mit der Energiewende zu tun hat. Die Antwort darauf ist simpel: Kläranlagen als solches sind für die Kommunen energieintensive Betriebe. In Roth hat man aus diesem Grund auch schon im Vorfeld über eine Mikrogasturbine und ein kleines Blockheizkraftwerk Strom und Wärme für die Anlage erzeugt. Insgesamt lag hier aber der Nutzungsgrad bei beiden eher im unteren Bereich. „Wir mussten in diesem Bereich handeln und wollten die gesamte Anlage auch energetisch auf Vordermann bringen“, erklärte Christian Arnold seitens der Stadt Roth.
„Zusammen mit dem Institut für Energietechnik und Professor Brautsch haben wir dann nach Möglichkeiten gesucht“, fügte die Stadtbaumeisterin Lydia Kartmann an. Vor dieser Ausgangslage untersuchte man die Anlage und kam nach Auswertung aller Fragestellungen zu dem Ergebnis, dass ein Blockheizkraftwerk mit einer Leistung von 220 kW, das moduliert betrieben wird, an dieser Stelle die beste Lösung ist. „Mit dieser Fahrweise passen wir das BHKW an die thermische Jahresdauerlinie an und haben so nur noch einen sehr geringen Bedarf an Erdgas“, erklärt Professor Brautsch. Der Nutzungsgrad steigt dabei von 34% auf über 70%. „Wir rechnen mit einer Amortisation der Investition innerhalb von 4,3 Jahren“, fügt er weiter an. Interessant werden solche Anlagen auch im Hinblick auf die geänderten Voraussetzungen für den Klärschlamm.
Dieser darf künftig nicht mehr einfach von Landwirten abgeholt und auf den Feldern ausgebracht werden, sondern muss entsprechend entsorgt werden. Grundsätzlich kann dieser getrocknet und dann verbrannt werden. Für eine solche Trocknung vor Ort könnte dann die Wärme aus dem Blockheizkraftwerk genutzt werden. „Insgesamt muss man gerade im Fall der Abwärme noch deutlich weiter denken“, so der Amberger Professor. Er brachte nämlich auch Industrie- und Gewerbeanlagen mit ins Spiel. Hier könnte man sich interkommunal zusammenschließen und für die Trocknung des Klärschlammes auch die Wärme von Betrieben nutzen.
„Es ist insgesamt ein sehr guter Erfahrungsaustausch“, erklärt Wolnzachs Bauamtsleiterin Doris Schneider. So sind vielleicht die Projekte nicht eins zu eins von Kommune zu Kommune übertragbar, doch am Ende ist das Energieeffizienznetzwerk ein Sammelbecken, aus dem die einzelnen Kommunen von einem sehr breiten Wissensschatz profitieren können.
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