Nach Gewaltwelle in Bayern: Keine wesentliche Änderung bei den Volksfest-Sicherheitskonzepten im Landkreis
(Pfaffenhofen, rt)
Die jüngsten Gewalttaten von München, Würzburg und Ansbach mit teils terroristischem Hintergrund verunsichern die Bürger. Mehrere Feste stehen in den kommenden Wochen auch im Landkreis Pfaffenhofen an, und so mancher überlegt sich, wie sicher er sich als Besucher dort fühlen kann. Die Verantwortlichen der Kommunen und der Polizei vertrauen auf bewährte und schon bestehenden Konzepte.
Von eingezäunten Volksfesten mit strengen Einlasskontrollen ist man offenbar noch weit entfernt. Trotzdem stellt sich nach den blutigen Attacken der vergangenen Tage bei vielen die Frage nach der persönlichen Sicherheit anlässlich solcher Festivitäten.
In der Kreisstadt, wo heuer vom 2. bis 13. September das 68. Pfaffenhofener Volksfest stattfindet, vertraut Florian Erdle in Sachen Sicherheit auf die über Jahre hinweg gemachten Erfahrungen und die daraus bereits gezogenen Konsequenzen. Komplett neu erfinden müsse man da nichts, sagt der Stadtjurist. „Wir werden bestimmt nochmals über das Sicherheitskonzept sprechen. Die Kommunen sind in dieser Frage auf einem hohen Sicherheitsstand. Das Potential an möglichen Gefährdungen ist natürlich größer geworden, da justieren wir regelmäßig nach“, so Erdle.
„Wir wissen um die Brisanz und sind sensibilisiert“, sagt Ulrich Pöpsel von der Pfaffenhofener Polizeiinspektion. „Nach den Vorfällen in Ansbach oder Würzburg hat man gesehen, dass das auch in der Provinz passiert.“ Schon in den vergangenen Jahren habe man aber zusammen mit anderen Behörden tragfähige Sicherheitskonzepte entwickelt. „Damit sind wir grundsätzlich gut aufgestellt“, bekräftigt Pöpsel. Nachzudenken etwa über ein Verbot, Rucksäcke beim Münchner Oktoberfest zu tragen, wie das der Oberbürgermeister der Landeshauptstadt gegenwärtig macht, sieht der Polizeibeamte ambivalent. „Ob ein Rucksackverbot für eine Veranstaltung sinnvoll ist oder nicht, kann derzeit noch nicht genau bewertet werden“, sagt Pöpsel dazu.
Schwierigkeiten dürfte den Vollzugsbeamten bei Vorschlägen dieser Art insbesondere die praktische Umsetzung bereiten. Solange die jeweiligen Festgelände offen zugänglich sind, kann das eigentlich nicht funktionieren. Beispielsweise undenkbar ist dies beim "Frautag" am 15. August in Jetzendorf, Bayerns größter eintägiger Jahrmarkt mit in der Vergangenheit bis zu 20.000 Besuchern. „Eine latente Gefahr hat es immer gegeben, es besteht kein Grund zur Panik und auch kein Grund zur Änderung des bisherigen Sicherheitskonzeptes“, ist Jetzendorfs Bürgermeister Manfred Betzin (CSU) überzeugt.
Gefährdungslage zwar abstrakt, dennoch erhöht
Keinen akuten Handlungsbedarf in Sachen Sicherheitskonzept sehen auch die kommunalen Verantwortlichen des Paarfestes im Markt Reichertshofen, das am kommenden Freitag beginnt, und des Hallertauer Volksfestes in Wolnzach im August. So ist Reichertshofens Bürgermeister Michael Franken (JWU) überzeugt: „Wir haben keine Veranlassung gesehen, das bestehende Sicherheitskonzept zu verändern, lediglich beim Brandschutzkonzept habe wir bereits vor längerer Zeit Anpassungen vorgenommen.“ Aus dem Wolnzacher Rathaus sind ähnliche Aussagen zu hören: „Wir haben grundsätzlich keine Veranlassung das Sicherheitskonzept zu ändern, es wird jedes Jahr sowieso daraufhin überprüft, ob Anpassungen vorzunehmen sind; gravierende Änderungen sind nicht zu erwarten“, sagt Ortschef Jens Machold (CSU).
„Generell, also ebenso auf dem Paarfest in Reichertshofen oder dem Wolnzacher Volksfest, haben wir eine abstrakte, aber erhöhte Gefährdungslage. Daher werden wir die Veranstaltungen bestmöglich betreuen, ein Einsatz wie bei Großveranstaltungen ist jedoch nicht möglich und nicht nötig“, erklärt Christian Asner, Leiter der Polizeiinspektion Geisenfeld, zu dessen Dienstbereich die beiden Marktgemeinden zählen. Die Polizei sei bedacht darauf, den „Hintergrund und die Gedanken des Festes nicht durch Sicherheitsmaßnahmen zunichtezumachen. Ein Volksfest soll ein Volksfest bleiben und nicht durch Sperrzonen und Einlasskontrollen bestimmt werden. Es bleibt dem Veranstalter aber unbenommen, eigenverantwortlich eine Anpassung der Sicherheitskräfte vorzunehmen.“
Mehr Polizeipräsenz auf Barthelmarkt gefordert
Der Barthelmarkt vom 26. bis 30. August im Manchinger Ortsteil Oberstimm ist eines der größten Volksfeste in Oberbayern. Bürgermeister Herbert Nerb (FW) wünscht sich allein aus dieser Tatsache heraus eine erhöhte Polizeipräsenz: „Wir werden mit Innenminister Herrmann und dem Polizeipräsidenten das Gespräch suchen, denn wir hätten gerne mehr Polizisten auf dem Barthelmarkt, vor allen Dingen in den Zugangsbereichen.“ Vor dem Festbeginn werde das Sicherheitskonzept nochmals mit Polizei, Rettungsdienst und allen anderen fachlich Beteiligten ganz aktuell durchgesprochen. „Vielleich können wir schon das eine oder andere aus den Erfahrung der letzten Wochen abschauen. Wir müssen uns auf neue Sicherheitsprobleme einstellen, zumindest müssen wir darauf vorbereitet sein, soweit man das überhaupt kann“, sagt Nerb.
Werner Semmler, Verantwortlicher für den Bereich Ordnungs- uns Schutzaufgaben bei der für Manching zuständigen Polizeiinspektion Ingolstadt, meint, dass bei großen Ansammlungen von Menschen immer eine latente Gefahr vorhanden sei. „Es war auch bisher am Barthelmarkt schon eine deutliche Polizeipräsenz vorhanden. Man wird sich aber sicherlich Gedanken machen müssen, wie man die Sicherheit erhöhen kann. Wir von der Polizei können da nur Vorschläge machen, zuständig ist dann die Gemeinde.“
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