Gute Aussichten für die Ernte
(Wolnzach, hr)„Wenn wir uns das Wetter wünschen könnten, wir würden im Augenblick nichts ändern“, so Dr. Johann Pichlmaier zur Lage rund um den Hopfen. Man ist zufrieden. Genügend Regen und warme, aber eben keine heißen Temperaturen: So geht man seitens des Verbandes in diesem Jahr von einem Ernteplus von rund 25 Prozent im Vergleich zu 2014 aus.
Die Stimmung ist gut, das sieht man in den Gesichtern der Pflanzer - und nicht nur in Deutschland. Hopfen ist, seitdem in den USA die Craft-Bier-Szene derart Fuß gefasst hat und mittlerweile zu einer weltweiten Bewegung geworden ist, ein äußerst gefragtes Gut. Weltweit ist die Anbaufläche von 2015 um etwa 4000 Hektar gestiegen – alleine in den USA wird auf rund 3500 Hektar neuer Hopfen angebaut. „Ich kann mich nicht erinnern, dass es in einem Land alleine zu einer solchen Flächenausweitung gekommen ist“, so Pichlmaier weiter.
Aber nicht nur in Amerika, sondern auch in Deutschland wird in diesem Jahr auf rund 750 Hektar zusätzlich Hopfen produziert. Insgesamt spricht man von einem Flächenzuwachs von rund 8 Prozent. Vor allem die Craft-Brewer befeuern derzeit den Biermarkt. In Amerika werden 80 Prozent des Hopfens für 2 Prozent des Bieres produziert. Ein Bild, das sich auch in Deutschland bemerkbar macht.
„Aus dem Hochalpha-Segment haben sich die amerikanischen Pflanzer weitestgehend zurückgezogen“, so Adi Schapfl, Präsident des Hallertauer Hopfenpflanzerverbandes. Dies lässt sich auch an der Flächenentwicklung festmachen: Alleine in der Hallertau wird derzeit auf 4540 Hektar „Herkules“ angebaut. Ein Plus von 704 Hektar. Positiv entwickeln sich aber auch die Flavor-Sorten aus Hüll. „Hier haben wir einen Anstieg von 265 Hektar auf 653 zu verzeichnen.
Blicken positiv in die Zukunkft: Dr. Johann Pichlmaier Präsident des deutschen Hopfenpflanzerverbandes, Adi Schapfl, Präsident des Hallertauer Hopfenpflanzerverbandes und Geschäftsführer Ottmar Weingarten
Aber nicht nur die Flächenentwicklung zeigt von einer guten Stimmung unter den Landwirten, sondern vielmehr auch die Aussichten auf eine gute Ernte. „Wir haben eine Ernteeinschätzung auf einer guten und breiten Basis vorgenommen“, so Schapfl weiter. Insgesamt geht man derzeit in ganz Deutschland von einer Erntemenge von 35670 Tonnen aus. Im Vergleich zum Vorjahr eine Steigerung um mehr als 25 Prozent.
„Wir haben im Moment von der Witterung optimale Bedingungen“, erläuterte Ottmar Weingarten, Geschäftsführer des Pflanzerverbandes. „Der Markt kann auch diese gute Hopfenernte vertragen“, fügte Pichlmaier weiter an. Er verwies auf die sehr gute Kontraktquote und auf die gestiegenen Preise bei neuen Verträgen. „Die Craft-Brewer treiben im Moment weltweit den Biermarkt an!“ Dabei zeigt sich, dass nicht nur die neuen Hüller Zuchtsorten, sondern vor allem die alten Landsorten, wie zum Beispiel der Hallertauer Mittelfrühe, eine wahre Renaissance erleben. „Diese Sorten sind praktisch jedes Jahr ausverkauft!“, erläutert Schapfl.
Auch wenn die Ernteaussichten gut bis sehr gut sind, das Sorgenkind der Pflanzer ist der Pflanzenschutz. Hopfen ist eine Sonderkultur und somit sind die Pflanzenschutzmittel sehr begrenzt. Schon in der Vergangenheit hat man hier vieles über Notzulassungen regeln müssen und auch in diesem Jahr steht man bei schwül-warmen Temperaturen vor dem Problem Schädlinge und Krankheiten verstärkt bekämpfen zu müssen. Spinnmilben, Mehltau oder auch Peronospora machen den Landwirten zu schaffen. „Wir wollen so wenig Pflanzenschutz wie möglich einsetzen“, so Weingarten. Doch dafür brauchen die Pflanzer auch ein gewisses Spektrum an Wirkstoffen um effektiv gegen Schädlinge vorgehen zu können. Doch diese werden immer weniger. Kein neues, sondern ein altbekanntes Problem.
Auch wenn das Thema Pflanzenschutz in der Hallertau natürlich immer großgeschrieben wird, so lässt man sich von den Schwierigkeiten dort aktuell die Stimmung nicht verhageln. „Es schaut sehr gut aus und wir hoffen jetzt, die Ernte auch gut einbringen zu können“, so Schapfl. Insgesamt gibt es also wenig Grund zum Klagen! Aber ein Problem, das direkt mit dem grünen Gold zu tun hat, gibt es doch: Aktuell sucht man noch für die Wahl zur Hopfenkönigin neben Sabrina Schmalhofer, die bereits angemeldet ist, weitere Bewerberinnen. Doch auch hier herrscht zumindest bei Schapfl eine gewisse Gelassenheit. „Wir schaffen das!“, so sein Statement.
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