Literaturstipendiat Dr. Johann Reißer zieht weiter
(Pfaffenhofen, ce)" Es war eine schöne Zeit". Drei Monate lebte und schrieb er im historischen Flaschlturm. Dr. Johann Reißer war schon der dritte Josef-Maria-Lutz Stipendiat in Pfaffenhofen. Morgen verlässt er den Flaschlturm und die Kreisstadt. Er wechselt fast nahtlos zu seinem nächsten Stipendium nach Esslingen.
Der promovierte Literaturwissenschaftler war sehr präsent in Pfaffenhofen, neben Bunkerperformance und Lesungen nahm er auch intensiv am kulturellen Leben teil, integrierte sich ausserdem fröhlich beim Fußballspielen. Der 36-jährige lebt in Berlin, wuchs aber in der Oberpfalz auf und kennt Bayern sehr gut.
Josef Reißer hat seinen Aufenthalt in Pfaffenhofen sehr genossen, auch und gerade der Kontrast zur Großstadt Berlin hat ihn inspiriert. Der Autor ist in der ebenso seltenen wie glücklichen Lage, dass er inzwischen von seiner Berufung leben kann. Er schreibt, gibt Kurse, macht vor allem Theaterprojekte. Das Josef-Maria-Lutz Stipendium war auch nicht sein erstes Stipendium, er schrieb schon drei Monate im Döblin Haus und als Stadtschreiber in Regensburg und Rottweil.
Einzige Bedingung für den Stipendiaten ist ein Text, präsentiert in einer Lesung im Festsaal des Rathauses. Großer Wert wird hier auf völlige künstlerische Freiheit gelegt, daher sind Form und Inhalt völlig frei gestellt. Johann Reißer fasste seine Eindrücke von "Kleindelfing" zusammen. Da erkundete ein chinesischer Unternehmen die Gegend um Pfaffenhofen für einen Automobilpark – und der Blick von aussen auf Kleindelfing kam den Zuhörern doch sehr bekannt vor, man erkannt so manche Kneipe, so manche Straße wieder.
Die Zeit ging fast zu schnell vorbei, findet der Autor. Er hat an seinem Roman "Landmaschinenparadies" weiter gearbeitet. Zwar nicht immer ganz so intensiv wie von ihm selber gewünscht, da die Vorbereitung der Bunkerperformance "ein Ernstfall" und seiner Lesung doch viel Zeit in Anspruch nahm. Aber er kam wie geplant voran, genoss die Ruhe und Abgeschiedenheit im mittelalterlichen Turm und die gleichzeitig zentrale Lage in der Kleinstadt. Im Flaschlturm, d, fühlte er sich sofort wohl. "Ich habe hier viele nette, interessante Leute kennen gelernt" fasst er seinen Aufenthalt zusammen.
Ein wenig gleicht sein Leben gerade der Wanderschaft früherer Handwerkergesellen. Johann Reißer kehrt nicht sofort nach Berlin zurück. Zunächst geht es für eine gute Woche zu den Eltern in die Oberpfalz, wo Hochzeit und Taufe anstehen, geht es weiter zum nächsten Stipendium nach Esslingen. Dieses Mal wartet ein altes Bahnwärterhäuschen gleich für ein halbes Jahr. "Danach kommt hoffentlich schon mein erster Roman heraus", so Johann Reißer. Und dann freut er sich doch wieder auf die Hauptstadt, das Großstadtleben und die eigene Wohnung – irgendwann im nächsten Jahr.
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