Bürgerbeteiligung in Pfaffenhofen oder die Wut wächst
(Pfaffenhofen, hr)Martin Ott und Marion Sieber gehören bei Leibe nicht zu den ewig Gestrigen, ihnen liegen die Landschaft, die Natur und am Ende auch die Energiewende am Herzen. Dennoch stehen beide an der Spitze einer Bewegung, die es sich zum Ziel gesetzt hat, die geplanten Windräder im Förnbacher Forst zu verhindern.
„Wir werden am 23. Oktober mit Nein stimmen und hoffen, dass viele unserem Beispiel folgen“, erklärt der Lufthansapilot. Eine klare und deutliche Aussage, für die es gleich mehrere Gründe gibt. Seit einem halbem Jahr leben Marion Sieber, Martin Ott und zahlreiche weitere Pfaffenhofener nun schon unter der Windkraftanlage, gefragt wurden sie nicht. Eine Bürgerversammlung, in der sie nicht nur ihre Ängste und Nöte vorbringen konnten, gab es im Vorfeld nicht. „Ich hab es mehr oder weniger durch Zufall erfahren“, erklärt Ott und erzählt, wie ihm der Grundeigentümer im vergangenen Winter Brennholz angeboten hat. In einem gemeinsamen Gespräch fiel dann zum ersten Mal das Wort „Windrad“.
Auch sechs Monate später hat sich das Bild kaum geändert. Wieder wird von der Bürgerenergiegenossenschaft und von der Stadt Pfaffenhofen fleißig geplant, die direkt Betroffenen erfahren davon aber meist nichts. „Bezüglich des Förnbacher Bürgerwindparks gab es bei uns keine Bürgerversammlung“, erklärt Marion Sieber. Dabei hat die Sprecherin der Bürgerinitiative nur teilweise Recht, denn die CSU hat sich in die „Höhle des Löwen“ getraut und sich die Bedenken der Förnbacher direkt vor Ort angehört. Offizielle Vertreter der Stadtverwaltung, oder gar Bürgermeister Herker selbst, haben diesen Weg bislang nicht gewagt. „Wir haben erst durch die Presse überhaupt von diesen Planungen des Windparks erfahren“, so Martin Ott.
Aber nach den ersten Berichten formierte sich gegen das Vorhaben Widerstand. „Wir sind nicht gegen die Energiewende, aber wir haben massive Zweifel an der Sinnhaftigkeit dieser Investition“, führt Ott aus. Dabei sind aus seiner Sicht nicht nur zahlreiche Fragen hinsichtlich der Regelbarkeit und der Speicherung nach wie vor unbeantwortet, sondern auch gesundheitliche Bedenken werden einfach vom Tisch gewischt. „Wir wurden damals nicht gehört und auch heute werden unsere Bedenken einfach vom Tisch gewischt“, erklärt Marion Sieber, die jetzt wie so viele seit einem halben Jahr mit dem Lärm des Windrads leben muss. „Persönlich hätte ich nicht erwartet, dass es so laut ist“, fügt sie an, doch je nach Windstärke und Windrichtung sind die Emissionen der Anlage weithin zu vernehmen.
Insgesamt fühlt man sich dort nicht nur nicht informiert, sondern schlichtweg nicht ernst genommen und die Bedenken scheinen einfach vom Tisch gewiesen zu werden, dabei ist es nach der Studie der Berliner Charité erwiesen, dass Lärm Auswirkungen auf die Gesundheit hat. Diese doch auch von den Betroffenen formulierten Bedenken scheinen im Zuge der Energiewende zumindest in Pfaffenhofen ohne Bedeutung zu sein. Man beruft sich gerne auf die landkreisweite Planung und auf die Energiewende, zu deren Gelingen man schließlich auch den Wind brauche. So ist es auch in der Fragestellung, über die alle Pfaffenhofener am 23. Oktober abstimmen dürfen, formuliert: „Sind sie dafür, dass die Stadt Pfaffenhofen a.d. Ilm den Bebauungsplan, Sondergebiet Bürgerwindpark Pfaffenhofen weiterführt, der die Errichtung von maximal drei Windenergieanlagen im Förnbacher Forst ermöglicht, und damit einen wesentlichen Beitrag zur Erfüllung der städtischen Klimaschutzziele und zur Sicherung der ökologischen Stromerzeugung vor Ort leisten kann?“
Dass die Energiewende wichtig für Deutschland ist, das bezweifeln Marion Sieber und Martin Ott nicht. Die Umsetzung und die Fokussierung auf das Thema Wind, ohne die Antworten gerade auch im Hinblick auf die Speicherung zu geben, lässt den Piloten stutzig werden und am Sinn so mancher Unternehmung zweifeln.
Ob man in Pfaffenhofen nun drei weitere Windräder bauen wird, das haben letztlich die Bürger in der Hand. Sie dürfen am 23. Oktober darüber abstimmen. Für Marion Sieber und Martin Ott ein Kampf „David gegen Goliath“, denn gerade das Rathaus und die Bürgerenergiegenossenschaft rühren kräftig die Werbetrommel für das Ja. Dabei kommt auch aus den Reihen des Stadtrates durchaus Kritik an der Vorgehensweise. So fanden nicht alle an der Fragestellung, die man den Bürgern zur Entscheidung vorlegt, Gefallen und hinter vorgehaltener Hand wird sie auch dort durchaus als suggestiv angesehen.
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