Ruhige, sachliche Informationsveranstaltung zur Windkraft
(Pfaffenhofen, wk)Die Stadt hatte zur zweiten Informationsveranstaltung zur Windkraftplanung im Förnbacher Forst eingeladen, bei der die Anregungen und Bedenken von Trägern öffentlicher Belange und Bürgern zusammengefasst dargestellt und erläutert werden sollten. Diese Veranstaltung war im Gegensatz zur ersten Veranstaltung im Juli deutlich weniger besucht (s. Bericht im Juli).
Die auf dem Podium vertretenen Fachleute waren überwiegend die gleichen wie im Juli und mit Prof. Dr. Manfred Miosga von der Beratungsgesellschaft Klimakom, einer Kommunalberatungsgenossenschaft, war wieder der gleiche Moderator wie bei der letzten Veranstaltung eingesetzt, der schon von Anfang an mit seiner besonnenen Art erst gar keine hitzige Diskussionen hätte aufkommen lassen, die aber auch an diesem Abend nicht hochkochten.
Auf dem Podium (auf dem Foto von links) saß mit Prof. Dr. Carolin Herr vom Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit die Expertin für das Thema (Infra-)Schall; Alexandra Schönauer vom Landratsamt ist zuständig für Immissionsschutz, Florian Erdle als Jurist der Stadt ging auf juristische Fragen ein, Gerald Baumann als Stadtbaumeister und sein Mitarbeiter Florian Zimmermann deckten baurechtliche Fragen ab, André Adler als Klimaschutzmanager der Stadt und Dr. Sebastian Brandmayr von den Stadtwerken konnten Auskunft zu den Pfaffenhofener Klimaschutzzielen und der Umsetzung von Windkraft in die Stromversorgung geben, Nadja Fischer vom Amt für Landwirtschaft und Forsten war als Expertin für Wald und Flur anwesend und Gabriele Töpfer-Hofmann von der ANUVA Stadt- und Umweltplanung saß als Umweltplanerin mit auf dem Podium. Damit war das Podium gut bestückt und auf alle Fragen aus dem Publikum vorbereitet, doch einige der Experten kamen gar nicht zum Zuge, weil sich die Fragen und Diskussionen um einige Kernpunkte drehten.
Stadtbaumeister Gerald Baumann erläuterte in kurzen Worten den Stand der baurechtlichen Planung sowie über den gemeinsamen Teilflächennutzungsplan des Landkreises, der von den 19 Kommunen des Kreises entwickelt und in dem die Flächen für Windräder festgelegt wurden. Bei der kommenden Bauausschuss-Sitzung würden die Anregungen und Bedenken der Träger öffentlicher Belange und der Bürger sowie die Stellungnahme der Stadtverwaltung beraten. Dieses Paket umfasse allein 50 Seiten.
Florian Zimmermann übernahm den größten Part des Abends in dem er auf die Zusammenfasseng der Anregungen und Bedenken einging. So liegt eine Stellungnahme des Landratsamtes vor, in der die Überschreitung der Grenzen des Teil-Flächennutzungsplanes (FNP) durch die Rotorblätter bemängelt wird. Dies weist die Verwaltung zurück, da der Bebauungsplan nicht parzellenscharf sei. Die untere Naturschutzbehörde des Landratsamtes (LRA) wies auf Einschränkungen der Baumfällung hin; die Regierung von Oberbayern befürwortet den Einsatz für Erneuerbare Energie; das Amt für Landwirtschaft und Forsten schreibt die Ausweisung von Ausgleichsflächen vor sowie die Entfernung von Kabeln nach Rückbau der Windräder; auch die Schutzgemeinscheft Deutscher Wald sprach sich für Ausgleichsflächen aus und die Jägervereinigung befürchtete Bodenverdichtungen durch den Bau der Windräder. Alle diese Bedenken wurden von der Stadtverwaltung entweder ausgeräumt oder im Bebauungsplan eingeflochten. Die Befürchtung der Gemeinden Wolnzach und Schweitenkirchen, dass durch den Bebauungsplan eine "Verspargelung der Landschaft" entstehen, wurde zurückgewiesen, da die die Vertreter dieser Gemeinden den Teilflächennutzungsplan selbst mit beschlossen hätten.
Bei der Vorstellung der Anregungen und Bedenken gab es immer wieder Zwischenfragen, die von Florian Zimmermann, Gerald Baumann und Florian Erdle souverän beantwortet werden konnten. So bemänglte ein Besucher, dass der FNP mehr als 4 Windräder in dem ausgewiesenen Gebiet vorsehe. Bürgermeister Herker versicherte, dass die beantragten 3 Windräder ausreichen würden, nach Fertigstellung den Strombedarf der Stadt zu decken. Auf eine Nachfrage, ob denn nicht ein weiterer Investor kommen könnte und Windräder bauen wolle, wurde von Florian Erdle beantwortet, dass die Rechtsordnung der Stadt die Planungshoheit zubillige und niemand sie zwingen könne, einen Bebauungsplan aufzustellen oder zu ändern.
(Infra-)Schall war dann der nächste große Schwerpunkt der Veranstaltung. Jemand aus dem Publikum behauptete, die Schallgutachten seien alle veraltet. Das konnte Frau Prof. Herr so nicht stehen lassen, denn zwischen 2013 und 2015 seinen neue Messungen vorgenommen worden. Sie verwies darauf, dass Infraschall nicht wahrnehmbar und schädlich sei. Der THI-Professor aus Rohrbach, Dr. Pöppl, wies auf eigene Messungen in 300 m Entfernung vom Windrad im Lustholz hin, dass bei bis zu 20 Hz deutlich erhöhter Lärm bei Körper- und Luftschall messbar sei - worauf ein Besucher konterte, warum er denn bei 300 m gemessen habe und nicht im Bereich der Häuser, die über 700 m entlfernt lägen. Prof. Carolin Herr wies Hinbweise auf Recherchen im Internet zurück, da bei diesen "Gutachten" nicht erkennbar sei, wie Ergebnisse ermittelt wurden. "Man kann vieles messen, doch nicht immer alles was vorhanden ist, muss auch gesundheitsschädlich sein". Bei den neuesten Untersuchungen werde der Infraschall sogar stärker gewichtet als früher und sei dadurch trotzdem nicht gesucndheitsschädlich, so Prof. Herr. Ein Bürger hatte sich beschwert, er könne später durch den Infraschall nicht mehr bei offenm Fenster schlafen, doch Florian Zimmermann wies darauf hin, dass die Schallgrenzwerte eingehalten würden. Dann gab es noch eine Diskussion um die Aussage von Frau Schönauer, dass Schall in Gutachten nicht gemessen, sondern errechnet werde. "Wie soll man denn sonst Schall erfassen bei Anlagen, die noch nicht einmal gebaut sind?" Auch Eiswurf und Schlagschatten waren wieder Thema der Bürgerängste, doch die neuen Windräder werden beheizt und wenn der Schlagschatten wirklich einen Grenzwert überschereite, würde die Sensorik das Windrad abschalten. Auch Pferde könnten mit Schlagschatten leben, da sie lernfähig seinen. Ein immer wieder gehörtes Argument war die mögliche Wertminderung von Grundstücken, die aber durch keine konkreten Beweise belegbar waren.
Die Frage einer Bürgerin, was geschehe, wenn die Bürger die Planung ablehnen würden konnte Bürgermeister Herker nur so beantworten, dass die Stadt versuchen werde, ihre Klimaziele einzuhalten; Biogas und Wasserkraft seien ausgereizt, Solarenergie müsste dann verdreifacht werden oder man müsse sich auf die Suche nach neuen Plätzen für Windräder machen, dabei sei offen, ob diese Flächen verfügbar seien. Er wies darauf hin, dass es nichts bringe, die städtischen Probleme anderen aufzubürden, man sei als Stadt mit den Bürgern zusammen selbst in der Verantwortung, die eigenen Probleme zu lösen.
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