Werden "Panzerstraßen" bald Wirklichkeit?
(Mainburg, sh)
Für eine kontroverse Diskussion und ordentlich Gesprächsstoff sorgte vor kurzem in der Sitzung des Stadtrates der Ausbau des ländlichen Kernwegenetzes. Obwohl es sich ausdrücklich erstmal nur um die Vorstellung der Idee handelte, zeigten sich einige Stadträte alles andere als angetan und befürchteten gar eine „Vollindustrialisierung“ der Hallertauer Landschaft.
Das ländliche Kernwegenetz (LKW) umfasst diejenigen Strecken in der Gemeinde, die zukünftig stärker als die übrigen Wege den landwirtschaftlichen und außerlandwirtschaftlichen Schwerlastverkehr aufnehmen und zu diesem Zweck ausgebaut werden müssen. Das Konzept gehört zum Projekt der ILE (Integrierten Ländlichen Entwicklung) und soll vorerst vier Wochen lang als Information in den Gemeinden ausgelegt werden, damit sich die Landwirte ihre eigene Meinung darüber machen können und gegebenenfalls zu- bzw. dagegen stimmen. Denn schließlich funktioniert ohne die Grundstückseigentümer gar nichts. Für den Ausbau stehen auch finanzielle Fördermittel zur Verfügung.
Da die bestehenden Flurbereinigungswege größtenteils alt und sanierungsbedürftig sind und der gemeindeübergreifende Lastverkehr immer mehr zunimmt, müsse man sich den Zeichen der Zeit stellen, wie es Thomas Kastner (CSU) formulierte. Seiner Meinung nach bringe es nichts, den Teufel an die Wand zu malen und mögliche Horrorszenarien heraufzubeschwören. Damit bezog er sich auf den Einwand von Stadtrat Pöppel (ÖDP), der befürchtete, der Eingriff werde nur noch Schwerlaster anziehen und fragte kritisch in die Runde, ob man so eine Verschandelung denn wolle. Denn die immer größer werdenden Landmaschinen hätten ihre Folgen.
Zum ländlichen Kernwegenetz gehörten Gemeindeverbindungsstraßen, die asphaltiert werden könnten. Darin läge auch ein Vorteil für die Ankurbelung des Tourismus. Doch dem stimmten nicht alle Ratsmitglieder zu. Kritisch äußerte sich auch Eduard Brücklmeier (SLU) zu dem Vorhaben: „Statt einem Aufhübschen der Nebenwege sollen jetzt „Panzerstraßen“ in die Natur gesetzt werden!“ Werner Maier (FW) befürchtete, dass die auf diese Weise entstehenden „Abkürzungsstraßen“ den Verkehr von den Hauptstraßen wegnehmen und den Lastverkehr noch stärker auf die Nebenstraßen lenken. Denn laut ILE ist der Schwerlastverkehr (Gewerbe, Schulbus, Müll usw.) miteinzubeziehen.
Bürgermeister Reiser (SLU) wollte dann die Wogen glätten. Es versicherte, es würde nichts gegen den Willen der Bürgerinnen und Bürger geschehen. Bei den Vorbereitungen, die in den Arbeitskreisen ja erst richtig beginnen würden, werden deren Stimmen selbstverständlich berücksichtigt. In diesem Zusammenhang schlug Marianne Huber (SLU) vor, das Vorhaben in den Ortsteilbürgerversammlungen im November zur Diskussion zu stellen. Das will der Bürgermeister auch so machen.
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