Transparenz in Sachen Energiewende?
(Pfaffenhofen, hr)Gerne gibt man sich in Pfaffenhofen als Vorreiter der Energiewende und hat auch aus diesem Grund bereits 2012 eine Bürgerenergiegenossenschaft gegründet. Die Energiewende selbst in die Hand nehmen und den Strom vor Ort erzeugen, so lautete die Devise, mit der sich Markus Käser und Andreas Herschmann damals aufmachten. Schnell fanden sich auch etliche Mitstreiter. Bis heute ist die Genossenschaft nach Aussagen der BEG selbst auf über 600 Mitglieder angewachsen. Respekt, da hat sich etwas bewegt.
Bürger investieren, um Strom regional zu erzeugen. Eine gute Idee, doch stellt sich insgesamt am Ende schon eine Frage. Warum tagt die Bürgerenergiegenossenschaft, wenn der Rechenschaftsbericht vorgelegt wird unter Ausschluss der Öffentlichkeit? Auch in diesem Jahr hat man im Rahmen der „Energie für alle Woche“ zur Mitgliederversammlung geladen. „Nicht öffentlich“ wurde in diesem Zusammenhang explizit vermerkt. Nur jene, die Anteile an der Genossenschaft hielten fanden hier Zugang, selbst Medienvertreter waren nicht eingeladen.
Dabei drängt sich eine Frage förmlich auf: Scheut man bei dieser Genossenschaft, in der aber möglichst viele Landkreisbürger sich engagieren und Anteile zeichnen sollen, das Licht der Öffentlichkeit? Diesen Anschein erweckt zumindest die gängige Praxis, Bilanzen hinter verschlossenen Türen zu präsentieren. Dies ist wohl eine für Pfaffenhofen eher sehr eigenwillige Sicht der Dinge, denn zahlreiche Genossenschaften – gerade solche, die sich der Energiewende verschrieben haben – verfolgen eine ganz andere Strategie. So zum Beispiel die Energiegenossenschaft Darmstadt-Duisburg. Dort wird explizit geworben, dass zur Mitgliederversammlung auch Bürger erwünscht sind, die noch keine Anteile gezeichnet haben. Doch letztlich muss man den Blick nicht erst bis ins Ruhrgebiet schweifen lassen, direkt vor der eigenen Haustür gibt es ebenfalls Genossenschaften, die eine deutlich andere Praxis bevorzugen. Sowohl die Hallertauer Volksbank wie auch die Hopfenverwertungsgenossenschaft legen ihre Zahlen in einer öffentlichen Vertreterversammlung vor, schließlich ist bei beiden Genossenschaften auch ein öffentliches Interesse gegeben.
Warum dies nun gerade bei einer Bürgerenergiegenossenschaft in Pfaffenhofen, die sich die Energiewende auf die Fahnen geschrieben hat, anders sein soll, diese Frage darf man sich nicht nur aufgrund der Nichtöffentlichkeit der Versammlungen, sondern vielmehr aufgrund der im Nachgang selbst veröffentlichten Artikel stellen. Hier scheint man nicht nur das Licht der Öffentlichkeit zu meiden, sondern am Ende über die eigenen Zahlen die Deutungshoheit behalten zu wollen und das obwohl aufgrund der millionenschweren Projekte die Bürger dort investieren sollen. So bleibt am Ende des Tages die Frage: Müssen Informationen erst gewaschen, gereinigt und gebügelt werden, bevor sie zumindest bei der Pfaffenhofener Genossenschaft das Licht der Öffentlichkeit erblicken.
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