Michael Lerchenberg liest Thoma
(Pfaffenhofen, mh)Mit der Überschrift „Ludwig Thoma – ein schwieriger Bayer“ stieg der Schauspieler, Regisseur, Drehbuchautor und Intendant, Michael Lerchenberg mit seinem „Theater am Tisch“, in die letzte Lesebühne der Stadt Pfaffenhofen ein.
Ein voll besetzter Rathaussaal bei einer Lesung der bayerischen Art, kein geringerer als Ludwig Thoma, der Erfinder der Lausbubengeschichten, dürfte das Zugpferd für diesen Andrang gewesen sein. Michael Lerchenberg begann seine sehr „theaterlastige“ Lesung auch mit einem Paradebeispiel aus dem berühmten Werk. Der Papagei von Tante Frieda und sein fast trauriges Schicksal, wie der Ludwig den Besuch der Tante Frieda, gegen Bezahlung, vorzeitig beenden wollte.
Sicher sind vielen Älteren diese Geschichten noch aus den Verfilmungen bekannt, doch gelesen, bekommen sie noch einen ganz eigenen Zauber. Musikalisch begleitet wurde Michael Lerchenberg von „eberwein" die die Lesung musikalisch mit Grenzgängen in farbige Crossover-Klangwelten aus Polka, Klezmer, Tango oder Jazz umrahmten. Eberwein das sind Marlene Eberwein (Konzertharfe), Matthias Klimmer (Klarinette) und Max Seefelder (Kontrabass).
Das der Ludwig Thoma (* 21. Januar 1867 in Oberammergau; † 26. August 1921 in Tegernsee) ein ganz besonderes Verhältnis zu Frauen hatte, könnte bekannt sein. Wie sehr er aber seiner Leidenschaft als „Hallodri“ nachkam, beleuchtete Michael Lerchenberg ausführlich in seiner Lesung. Thomas ewiger Kampf gegen Scheinautorität und Doppelmoral, gepaart mit einem mehr als gelebten Chauvinismus, ließen ihn zu Lebzeiten, zu einem eben „schwierigen Bayern“ werden. Der wirtschaftliche Erfolg seiner Schriftstellerei gestattete es ihm „nach seiner Façon“ zu leben, auch wenn dieser Anspruch ein preußischer war.
Das Stück „Moral“, mit dem er erstmals richtig bekannt wurde, hat er im Gefängnis geschrieben, nachdem er wegen Beleidigung der Sittlichkeitsvereine 6 Wochen eingesperrt war. Biografische Züge finden sich nicht nur in diesem Lustspiel, auch sonst vermischte Thoma gerne das Erlebte mit dem Fiktiven. Michael Lerchenberg beschreibt den Heimatdichter aber auch als Getriebenen seiner selbst.
Ludwig Thomas Arbeit beim und mit dem Simplicissimus zeugen von viel Ohnmacht der Obrigkeit gegenüber. In den letzten Jahren (1920–1921) wird Ludwig Thoma vorgeworfen, sich im Alter zum wütenden Antisemiten und zu einem Wegbereiter Hitlers entwickelt zu haben.
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