„Trotzdem“ - Politisches Kabarett von Christian Springer
(Wolnzach, wk)Die Welt ist schlimm. Aber die Antwort von Christian Springer darauf lautet: Trotzdem! Der Name seines Programms ist nicht nur die Überschrift für einen Kabarettabend. „Trotzdem“ heißt für ihn: weitermachen, nicht aufgeben, und sich nicht den Schneid abkaufen lassen. Springer zeigt Haltung, denn ihm geht’s ums Ganze. Und dafür kämpft er. Er ist der Aufreger unter Deutschlands Kabarettisten. Das zeigte er auch auf der Bühne der Wolnzacher Preysinghalle.
Auch wenn einige gedacht haben mögen, dass die Halle nicht voll wird, sie hatten sich getäuscht, denn statt der 300 aufgestellten Stühle mussten noch sehr viel mehr aufgebaut werden, damit alle Platz fanden. Die Wolnzacher SPD hatte mit ihrer Veranstaltung den Nerv getroffen und die Besucher kamen nicht nur aus Wolnzach, sondern aus der ganzen Region.
Bei Christian Springer zieht sich das Flüchtlingsthema wie ein roter Faden durch das ganze Programm. Das kommt bei ihm nicht von ungefähr, denn er engagiert sich seit Jahren in Syrien und dem Libanon für Flüchtlinge, hat auch einen Verein, die „Orienthilfe“ gegründet, der vor Ort Flüchtlingen hilft, wie jetzt zuletzt mit einer Ausbildungsstätte für Jugendliche im Libanon. Er führte dem Publikum vor Augen, dass im Libanon 1,5 Millionen Flüchtlinge aus Syrien leben – umgerechnet auf deutsche Verhältnisse wären das bei uns 25 Millionen, „denn dann hätten wir hier wirklich ein Problem“, aber hier wird schon bei einer Million gejammert, so Springer.
Er ging auch auf die “Leitkultur“ ein, die von CSU-Seite immer wieder im Rahmen der Integration gefordert wird und machte deutlich, dass diese Leitkultur eigentlich ein Konglomerat unterschiedlichster Kulturen aus Europa und dem arabischen Raum ist. Das fängt schon beim Bierzelt an, dem urbayrischten überhaupt. Doch das erste Zelt, das in Bayern aufgestellt wurde, war zur Hochzeit von König Max I. mit Theresia und stammte aus der Beute der Türken nach der Schlacht um Wien. Auch das Bier wurde nicht in Bayern erfunden, sondern in Syrien. Selbst das Opernhaus von Bayreuth konnte nur durch das Geld eines osmanischen Sultans gebaut werden, da Wagner das für den Bau vorgesehene Geld für pompöse Feierlichkeiten verbraucht hatte.
So ging es munter weiter. Auch einzelne Politiker bekamen „ihr Fett weg“ wie Markus Söder („der ist doch viel zu brav, selbst früher als Generalsekretär der CSU“) und an Seehofer hatte er einen Brief schreiben wollen wegen dessen Aussagen zum Flüchtlingsthema, doch die 88 Seiten hatte er dann doch nicht abgeschickt und lieber ein Buch daraus gemacht („Landesvater: Cool Down“). Und natürlich Franz Josef Strauß: der hatte es ihm schon als Jugendlicher angetan und zwei rohe Eier bei einer Veranstaltung auf ihn geworfen, ohne ihn getroffen zu haben – trotzdem wurde er damals als 17 jähriger zu 5.000 DM verurteilt, weil Strauß behauptet hatte, er sei getroffen worden obwohl die Staatsanwaltschaft das erste Verfahren eingestellt hatte, eben weil er nicht getroffen wurde. Und den jetzigen Generalsekretär der CSU machte Springer gleich zum Imam, weil Mohammed forderte, dass die Moslems schwimmen können müssen. „Scheuer ist der erste Imam der CSU, nur das weiß er noch nicht“).
Auch Springers fiktive Gespräche mit einem syrischen Flüchtling über die Leitkultur waren erhellend, führten doch dessen Fragen immer wieder dazu, die „Leitkultur“ zu hinterfragen.
Springer schaffte es in seinem zweistündigen Programm, die Besucher immer mit wahren Begebenheiten aus seinem Leben zu unterhalten und ihnen den Spiegel vorzuhalten und einzelne Punkte mit der großen ganzen Sicht zu verbinden – und das bei einem sprachlich hohen Tempo. Der donnernde Abschlussapplaus und häufiger Zwischenapplaus zeigten, dass das Publikum verstanden hatte. Und er gab den Besuchern mit auf den Weg, dass wir alle im Paradies leben würden, doch scheinbar davon keine Ahnung haben.
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