Jägerpräsident bei Pfaffenhofener Hubertusfeier
(Pfaffenhofen, rt)
Jägerpräsident Vocke war Festredner bei der Hubertusfeier der Jägervereinigung Landkreis Pfaffenhofen.
Mit ihrer traditionellen Hubertusfeier ehren die Mitglieder der Jägervereinigung Landkreis Pfaffenhofen ihren Schutzpatron. Zu der Feier, zu der Vorsitzender Martin Braun unlängst geladen hatte, kam auch der Präsident des Landesjagdverbands Bayern beziehungsweise des Bayerischen Jagdverbands (BJV) Professor Jürgen Vocke und hielt dort den Festvortrag.
Der Heilige Hubertus ist der Schutzpatron der Jäger. Er steht im Mittelpunkt zahlreicher Feiern rund um den Hubertustag, so auch im Kreis Pfaffenhofen. Dort richtete Pfaffenhofens Landrat Martin Wolf (CSU) im vollbesetzten Saal des Stockerhof ein Grußwort an die Waidleute, bevor Vocke in einer sehr engagiert gehaltenen Rede im Zusammenhang mit der Jagd über wirtschaftliche Interessen, ungezügelte Freizeitnutzung, übermäßige Bautätigkeiten oder gigantische Infrastrukturmaßnahmen sprach, die den Lebensraum der heimischen Tier- und Pflanzenwelt bedrohen. Bayern müsse Heimat für Wildtiere bleiben, doch drohe etwa das Rebhuhn auszusterben. Wiesen, Felder und Wälder seien deshalb wertvoller Lebensraum, den es zu schützen gelte.
Viele Landwirte und Grundeigentümer, für die als primäre Inhaber des Jagdrechtes auch die Verpflichtung der Hege gelte, pflegten zwar die Kulturlandschaft, doch sei es gerade jenen, die mit immer größeren und teureren Maschinen ihre Felder bewirtschafteten, auch zuzumuten, einen kleinen Betrag etwa für Wildretter an Mähwerken auszugeben. Auch die Hersteller dieser Maschinen seien gefordert, entsprechende Vorrichtungen einzuplanen. Gelder aus öffentlicher Hand für die Landwirtschaft sollten nicht nur zur Gewinnmaximierung der Betriebe eingesetzt werden.
Es brennt
„Leider brennt es bei Rebhuhn, Fasan und Hase lichterloh, die Strecken befinden sich hier nach wie vor auf historischen Tiefständen, während die Schwarzwildstrecken ein weiteres Mal ansteigt.“ Jenen, die immer schädlichere Bewirtschaftungsformen wählen, seien aufgerufen inne zu halten und ihr Tun zu hinterfragen und die Interessen unserer heimischen Tier- und Pflanzenarten nicht gänzlich zu opfern. „Ein Miteinander der Naturnutzer ist auch mit Blick auf den Schutz der heimischen Naturvielfalt der beste Weg“, so der Jägerpräsident. Dieser ging auf vielerlei jagdliche Baustellen ein: Mehr Bejagungsschneisen in größeren Maisschlägen, ein fairer Umgang miteinander beim Wildschadenfall, revierübergreifende Schwarzwildjagden unter Verzicht auf die Mitbejagung des Rehwildes, eine staatliche Gebührenübernahme bei der Verkehrssicherung anlässlich von Gesellschaftsjagden sowie der Gebühren für die Trichinenuntersuchung bei Wildschweinen. „Auch der Erhalt und Ausbau von Schießständen zum jagdpraktischen Übungsschießen wären eine tatsächliche Hilfe für das jagdliche Ehrenamt“, so Vocke.
Wolf auf dem Vormarsch
Gefordert dabei seien auch Staat und Politik. Eine Absage erteilte der hochrangige Jagdfunktionär den einschneidenden Änderungen, die in der EU-Feuerwaffenrichtlinie enthalten sind. Aber auch gegen die geplante medizinisch-psychologische Untersuchung in Fünf-Jahres-Takt von legalen Waffenbesitzern sprach sich Vocke aus.
Dass Wölfe in Bayern immer öfter in der Natur zu sehen sein werden, das ist mittlerweile kein Geheimnis mehr. „Den Herausforderungen des zuwandernden Wolfs sollten wir gemeinsam begegnen“, sagte Vocke. Vieles sei dazu nicht geklärt, etwa die Frage, was mit Rotwildgebieten sei, mit Wintergattern oder freien Wildfütterungen.
Vocke appellierte, nicht vom Weg der „guten jagdlichen Praxis“ abzuweichen und zählte dazu das gewissenhafte Ansprechen (Beurteilen) des Wildes vor Schussabgabe, den Muttertierschutz, den würdevollen Umgang mit dem erlegten Tier, die Nachsuche verletzten Wildes mit einem brauchbaren Jagdhund, die artgerechte Notzeitfütterung und den Erhalt von Wildtierlebensräumen auf. Nur so erziel die Jägerschaft die notwendige Akzeptanz in der Gesellschaft.
Landrat Martin Wolf sagte den Jägern seine Unterstützung zu.
Landrat spricht Solidarnote an die Adresse der Jäger aus
Landrat Wolf, der eingangs den Jägern die Solidarität des Landkreises versicherte, hob hervor, dass „für die Jäger die Hege aber auch die nachhaltig-schonende Nutzung des Wildes an erster Stelle stehen“. Jagdbare Tiere aus freier Wildbahn seien hinsichtlich ihrer Qualität ein unschlagbar biologisch erzeugtes Lebensmittel. Den Jägern im Landkreis machte Wolf ein Kompliment und sagte, dass sie ihr Tun als Handwerk verstünden, dass sie mit Passion ausführten. „Zudem leisten Jäger einen wichtigen Beitrag zum Schutz der Natur.“ Wolf ging auch auf die aktuelle Diskussion zu halbautomatischen Waffen ein. Seit 10. November, also erst seit wenigen Tagen, sei das Bundesjagdgesetz so geändert worden, dass die Jagd mit jenen Waffen wieder erlaubt sei und derartige Waffen auch wieder erworben werden könnten. Die Untere Jagdbehörde am Landratsamt werde sich in Kürze mit einem Schreiben an die hiesigen Jäger wenden. Bei aus Gattern ausgebrochenem Wild helfe die Jagdbehörde „gerne mit schnellen Erlaubnissen, die den Abschuss des im Landkreis nicht heimischen Wildes zulassen.“
Martin Braun ist der Vorsitzende der Jägervereinigung Landkreis Pfaffenhofen.
Auf alte Werte besinnen
Jäger-Kreischef Braun mahnte vor dem Hintergrund, dass Wildtiere per Gesetz in freier Wildbahn als herrenlos gelten, dass das Wild im Revier nicht dem dortigen Jagdausübungsberechtigten alleine gehört. Er rief deshalb dazu auf, sich den Spruch „Das ist des Jägers Ehrenschild, dass er beschützt und hegt sein Wild. Waidmännisch jagt, wie sich‘s gehört. Den Schöpfer im Geschöpfe ehrt“ wieder in Erinnerung zu rufen und auch danach zu handeln. Jagd sei zugleich Auftrag und Leidenschaft.
Altlandrat Rudi Engelhard hat die Funktion des Kreisjagdberaters vor wenigen Monaten angetreten.
Jahresbericht des neuen Kreisjagdberaters
Seinen Jahresbericht gab dann Rudi Engelhard erstmals in seiner Eigenschaft als Kreisjagdberater ab. Er folgte Franz Xaver Goldbrunner im Amt, der am 1. Juli ins Ausland verzogen ist. Geplant sei ein Abschuss von 4.580 Rehen pro Jahr, tatsächlich aber sei diese Vorgabe mit über 102 Prozent oder 4.676 Rehen erfüllt worden. „Es haben alle Hegegemeinschaften ihren Abschuss erfüllt. In einem Fall fast.“ Besonders gut stehen laut Engelhard die hegegemeinschaft Manching (110 Prozent), Wolnzach (106) und Geisenfeld (104) da. Das „fast“ stehe für das Obere Ilmtal mit 99 Prozent. Einer Vereinbarung nach sollte der Abschuss höchstens auf jeweils ein Drittel Böcke, Geißen/Schmalrehe sowie Kitze aufgeteilt werden. Tatsächlich seien etwas mehr als ein Viertel Böcke, der Rest verteilt zu beinahe gleichen Teilen auf Geißen und Kitze. „Wenn dem so ist, dann sage ich: vorbildlich. Oder sollte Papier etwa geduldig sein?“, meinte Engelhard dazu. In vier „kritischen „Hegegemeinschaften seien die Abschussvorgaben bis zur Schmerzgrenze – zehn je 100 Hektar Rehwildbiotop – angehoben worden. Der neue Vier-Jahres-Abschussplan sehe eine Erhöhung des Gesamtabschusses auf jährlich 4.719 Rehe vor. Engelhard erinnerte daran, dass man in den 1980er Jahren 2.500 Rehe als Vorgabe hatte. Trotz der beinahe verdoppelten Zahl komme man nicht von den hohen Verbissprozenten herunter.
Das Problem sei dabei das zu Gunsten des weiblichen Wildes verschobene Geschlechterverhältnis. Bei den Böcken sinke Durchschnittsalter und Qualität. Die Bitte des Kreisjagdberaters lautete deshalb, verstärkt auf den Abschuss nichtführender Rehe und Kitze zu achten. Auch Schwarzwild wurde wieder mehr erlegt. Im vergangen Jahr 994 Tiere, as aber keinerlei Auswirkungen auf die Vermehrungsrate habe. „Wer in das Vermehrungspotential eingreifen will, muss auch Bachen erlegen“, so Engelhard.
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