Molekulargenetische Methoden halten Einzug in die Landwirtschaft
(Pörnbach, rt)
Hans Lettmair ist Erster Vorsitzender beim Zuchtverband für Fleckvieh Pfaffenhofen-Oberbayern.
Ganz im Zeichen der genomischen Selektion stand die jüngste Mitgliederversammlung des Zuchtverbands für Fleckvieh Pfaffenhofen-Oberbayern im Pörnbacher Gasthof Bogenrieder. Dabei geht es um neuartige molekulargenetische Methoden, wonach der Zuchtwert eines Tieres direkt aus seinen Erbanlagen abgeleitet wird.
Zuchtverbands-Vorsitzenden Hans Lettmair blickte auf das vergangenen Jahr zuück mit den Worten „Das war kein gutes für die Landwirtschaft“, vom Hopfenanbau einmal abgesehen. Von allen Seiten auf die Landwirtschaft „losgeschlagen“. Die Nachfrage nach Jungkühen sei wegen des Milchpreises praktisch eingebrochen, lediglich aus der Türkei seien Wünsche zu verzeichnen gewesen.
Danach referierte zunächst Zuchtleiter Josef Zieglgänsberger über die Entwicklung der Milchviehhaltung in den Jahren von 1991 bis 2016 in MLP-Betrieben. Eingangs sagte er , dass die Politik die Widersprüche im Spannungsfeld Landwirtschaft-Industrie-Nichtregierungsorganisationen nicht mehr auflösen könne. „Ohne ökonomischen Erfolg gibt es keine Zukunft“, sagte Zieglgänsberger. Und es gebe eine ungeheure Dynamik in der Landwirtschaft, nicht zuletzt durch fortschreitende Digitalisierung. Dabei wies der Fachmann auf gravierende Veränderungen im Laufe der Zeit hin. So sei die Zahl der Betriebe 1991 noch bei 4.317 mit 110.984 Kühen gelegen, die 5.404 kg Milch gegeben hätten. In 2016 waren es dagegen nur noch 2.417 Betriebe, jedoch mit mehr Kühen, nämlich 112.819. Und auch die Milchleistung steigerte sich vergleichsweise beträchtlich auf 7.486 kg. Zieglgänsberger empfahl die gezielte Paarung mit dem Ziel eines „männlichen Kandidaten“ unter Berücksichtigung etwa von Verwandtschaftsbeziehungen, der Einzelzuchtwerte der Kuh oder dem Wunsch nach Hornlosigkeit. Als Ziele der Zuchtarbeit definierte er Leistungssteigerung bei Milch, Fleisch und Langlebigkeit.
Josef Zieglgänsberger ist Zuchtleiter beim Zuchtverband für Fleckvieh Pfaffenhofen-Oberbayern.
Genomische Selektion beim Fleckvieh
Zum Thema „Die genomische Selektion beim Fleckvieh – eine Herausforderung für Züchter, Zuchtverband und Besamungsstation“ referierte der Leitende Direktor der Besamungsstation Neustadt an der Aisch, Johannes Aumann. Das Vertrauen der Landwirte in die genomische Selektion sei gerechtfertigt. „Das passt ganz gut“, so Amann. Es müsse lediglich gelernt werden, mit diesem Werkzeug richtig zu arbeiten. Im Durchschnitt gebe es erwartungstreue Ergebnisse, doch könne es bei Einzelbullen zu Abweichungen kommen. Ammann warnte, dass ein hoher Kaufpreis kein guter Indikator für einen Bullen sei. „Genomische Selektion ist ein tolles züchterisches Werkzeug“, sagte Amann. Verantwortlich dafür sei die gute Vorschätzung des genetischen Potentials. Stark beflügelt worden sei dadurch die Hornloszucht und Erfolge gebe es bei der Erbfehlererkennung und deren Bekämpfung. „Aber sie braucht Disziplin im Einsatz.“ So dürften einzelne Bullen nicht zu stark eingesetzt werden und Bullenmütter sollten sich an einzelne Väter nicht zu stark anpaaren.
Am Ende der Veranstaltung wurden unter anderem ausgezeichnet mit der Staatlichen Züchtermedaille in Gold: Josef Aidelsburger GbR aus Altomünster; in Silber: Thomas Pfaller aus Vohburg; in Bronze: Maria und Hans Estelmann aus Gerolfing und Georg Kugler aus Seiboldsdorf.
Grußworte sprachen der stellvertretende Landrat Josef Finkenzeller (FW), Pörnbachs Bürgermeister Helmut Bergwinkel (FUW) und Josef Konrad, der Chef im Pfaffenhofener Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten.
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