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Eine Trendwende am Hopfenmarkt?

(Pfaffenhofen, hr)

von links: Joachim Gehde, Dr. Georg Backhaus, Martin Schöttl-Pichlmaier und Pascal Piroué

Wie entwickelt sich der Hopfenmarkt, hält der Craft-Bier-Boom in diesem Maß an, wie er in vergangenen Jahren die gesamte Hopfenbranche in Aufruhr versetzt hatte? Pascal Piroué, Joachim Gehde und Martin Schöttl-Pichlmaier von der Firma Hopsteiner versuchten, beim diesjährigen Hopfenforum nicht nur einen Einblick in die Dynamik der internationalen Märkte zu geben, sondern auch einen Ausblick in die Zukunft zu wagen. Dieser fiel allerdings gemischt aus.

Hopfen – das „grüne Gold“ der Hallertau. In den vergangenen Jahren konnten man diese Metapher fast wörtlich nehmen. Gerade weil der Craft-Bier-Trend aus Amerika den Welthopfenmarkt aufgewirbelt hat. Die Zahlen sind dabei durchaus eindrucksvoll. Rund 2 Prozent der gesamten Weltbierproduktion benötigen dabei in etwa 20 Prozent der Welthopfenernte. Zahlen, die Pflanzer natürlich in Verzückung versetzen. Wie Gehde erläuterte, hat der Hopfen in der Brauindustie wieder ein stärkeres Gewicht bekommen. „Heute wird deutlich mehr Alphasäure eingesetzt als dies noch vor einigen Jahren der Fall war.“

Der Craft-Bier-Boom in den USA hat aber letztlich nicht nur zu einem Umdenken bei den Brauern geführt, sondern zog auch gewaltige Veränderungen auf dem Welthopfenmarkt nach sich. Waren es anfänglich noch die Amerikaner, die die Welt mit Bitterhopfen versorgten, hat sich das Bild heute komplett gewandelt. „Aktuell werden in den USA nur noch 22 Prozent Hochalphasorten angebaut“, erklärte Piroué. Überwiegend wird dort Aromahopfen – auch für die heimische Craft-Brauer - produziert. Somit obliegt es Deutschland, genauer gesagt der Hallertau, die Welt mit Hopfen zu versorgen. Anhand der Zahlen lässt sich dies auch eindrucksvoll belegen. Während Deutschland und Amerika 1996 gemeinsam einen Weltmarktanteil von zwei Dritteln hatte, hat sich dieser in den vergangenen Jahren zugunsten der Deutschen verschoben. 46 Prozent der Weltproduktion kommt aus der Bundesrepublik. „Deutschland ist heute der Hochalphaproduzent“, so Piroué weiter.

Was das bedeutet, zeigt auch ein Blick auf die Kontraktquoten. Bis 2019 sind über 90 Prozent des Bitterhopfens bereits verkauft. Gehde spricht in diesem Zusammenhang, auch wenn aktuell Hopfen vorrätig sei, von einem immer noch, aufgrund der vorangegangenen Ernten, engen Markt. Dabei hatte er nicht nur die schlechten Erträge der vergangenen Saison im Blick, sondern stellte eine grundsätzliche Unterversorgung des Marktes seit dem Jahr 2013 fest. Seine Forderung war dann auch entsprechend deutlich: „Wir brauchen weiter Bitterhopfen!“ Die Flächen hierfür sieht Gehde in den USA, die auch in diesem Jahr 2500 Hektar Hopfen einlegen wollen.

Einer Forderung, der Martin Schöttl-Pichlmaier nicht ohne weiteres folgen wollte. Er beobachtet die Entwicklung kritischer. „Ich glaube nicht, dass wir noch sehr viel mehr Bitterhopfen benötigen“, erklärt er und stützt seine Aussage auch auf die schlechten Ernten der letzten Jahre. Dabei spielt Schöttl-Pichlmaier eben nicht nur auf die katastrophale Situation 2015 an, sondern warf den Blick auch über den großen Teich. Auch die amerikanischen Pflanzer hatten in den Jahren von 2013 bis heute immer wieder mit schlechten Ernten zu kämpfen.
Ein weiteres Anzeichen dafür, dass sich der Wind am Hopfenmarkt drehen könnte, ist Piroué zufolge die Tatsache, dass schon heute in Amerika die Craft-Brauer ist zugesagten Mengen oft nicht mehr abnehmen können. „Auch bei der Sorte Mandarina Bavaria gibt aktuell Schwierigkeiten, sie am Markt zu platzieren“, erklärt er weiter. Zwar sei dies mit dem Phänomen zu erklären, dass die Craft-Bier-Szene eine überwiegen amerikanische ist, dennoch vielleicht ist dies aber auch ein erstes Anzeichen, dass der Markt in diesem Segment langsam gesättigt ist.

Kritisch äußerte sich Piroué letztlich auch über den aufkeimenden Protektionismus. „Solche Maßnahmen werden wir auch in der Deutschen Hopfenwirtschaft spüren“, erklärt er. Denn gerade durch den Wachwechsel – Deutschland hat die USA als Weltversorger abgelöst – spielt der Export des „grünen Goldes“ eine entscheidende Rolle. Und auch wenn in Amerika flächenmäßig mehr Hopfen angebaut wird als in Deutschland, so liegt die Exportquote mit 8 bis 12 Prozent doch relativ hoch.

Neben der politischen Großwetterlage, ist es aber vor allem der Klimawandel, der den Bauern Sorgenfalten auf die Stirn treibt. „Auch im vergangenen Jahr haben wir Temperaturen verzeichnet, die über dem Durchschnitt lagen“, erklärt Schöttl-Pichlmaier. Zwar konnte man sich in den Monaten Juni und Juli über ausreichend Niederschlag freuen, im August und der ersten Hälfte des Septembers lagen die Werte zum Teil deutlich unter dem langjährigen Mittel. „Wenn diese Trockenperiode früher eingetreten wäre, dann wäre die Ernte anders ausgefallen“, so die Einschätzung von Schöttl-Pichlmaier.

Nun ist es generell müßig zu diskutieren, was wäre wenn. Dennoch ist der Klimawandel auch aufgrund der vorgelegten Zahlen kaum mehr zu leugnen. So ist die durchschnittliche Temperatur im Vegetationszeitraum in den vergangen 40 Jahren um mehr als 2 Grad Celsius gestiegen. Für die Hopfenpflanzer ergeben sich so neue Herausforderungen, denn mehr aus zuvor steht als Weltversorger auch die Liefersicherheit im Fokus. Die Bewässerung steht somit mehr denn je auf der Agenda.
 

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