Im Dialog mit Martin Wolf
(Rohrbach, hr)Im Landkreis wird gewählt! Nach sechs Jahren im Amt muss sich Amtsinhaber Martin Wolf (CSU) am 7. Mai dem Votum der Wähler stellen. Hat er seinen Job als Landrat gut gemacht? Und vor allem: Wo liegen die Herausforderungen, denen man in den kom-menden Jahren begegnen muss? In kleiner Runde erläuterte er in Rohrbach die für den Landkreis entscheidenden Angelegenheiten.
Die Liste der Themen ist lang. Angefangen bei der Wirtschaft spannt sie sich über die Frage nach bezahlbaren Wohnraum und einem Personennahverkehrssystem über die Integration und das gestiegene Bedürfnis nach Sicherheit bis hin zu den Überlegungen, wie sich die Region in 15 Jahren entwickelt haben wird. Für Martin Wolf sind das die zentralen Themen der kommenden Jahre. Dabei sind für ihn zwei Faktoren wichtig: Zum einen auch weiterhin wirtschaftlich an der Spitze zu stehen, zum anderen aber auch, dass die Menschen, die dieses Tempo nicht mitgehen können, nicht zurückgelassen werden.
Der Landkreis Pfaffenhofen ist eine Boom-Region. Mit einer Arbeitslosenquote von nicht einmal zwei Prozent kann man hier von Vollbeschäftigung sprechen. Wirtschaftlich zählt der Landkreis zu den stärksten in ganz Deutschland. Man könnte es sich also durchaus in der Hängematte bequem machen. Doch gerade davor warnt Wolf: „Stillstand bedeutet Rückschritt!“
Vor allem die Wohnungsknappheit steht dabei ganz oben auf der Agenda des Amtsin-habers. „Wir brauchen bezahlbaren Wohnraum“, so Wolf. Damit verwies der Amtsinha-ber auf den ständig steigenden Siedlungsdruck im Landkreis. „Seit der Niedrigzinsphase steigen die Preise am Immobilienmarkt“, fügt er an. Um auch weiterhin bezahlbaren Wohnraum anbieten zu können, plädiert Wolf für kommunales Engagement. Aus seiner Sicht sollten die Gemeinden mit bis zu 30 Prozent Fördergeld entsprechende Wohnungen bauen und zu günstigeren Preisen vermieten.
Neben dem allgemeinen Siedlungsdruck sind für Wolf aber auch Themen wie die Digitalisierung und ein wirtschaftlich weiterhin gut aufgestellter Landkreis von zentraler Bedeutung. „Wir brauchen interessante Betriebe jenseits der Automobilindustrie“, erklärt er und verweist dabei auf das Gewerbegebiet Bruckbach. Für ihn ist das kein Schandfleck, sondern die Entscheidung, dort Firmen und Betriebe anzusiedeln, war wohl überlegt. „Wir brauchen auch die Arbeitsplätze vor Ort!“ Dass dies nicht immer einfach ist und der Flächenverbrauch auch durchaus auf Kritik stößt, könnte man auch in Rohrbach sehen. Johann Alt mahnte den zunehmenden Flächenverbrauch an.
Eine Kritik, die der Amtsinhaber durchaus als berechtig ansah. „Wir sind bereits ziem-lich am Limit“, so Wolf. Aus diesem Grund brauche man aus seiner Sicht auch neue Siedlungsformen. Weiterhin nur Wohngebietsblasen auszuweisen könne nicht funktionieren. Wie komplex das Thema der zukünftigen Wohnformen dabei ist, zeigte auch die Diskussion in Rohrbach. Schließlich müsse man – so der Einwand – nicht nur an morgen denken, sondern auch an übermorgen. Das Stichwort hier lautete „betreutes Wohnen“. Auch hier müsse man tragfähige Konzepte entwickeln, betonte Wolf – vor allem vor dem Hintergrund der gesetzlichen Rente. „Auch hier werden letztlich die Kommunen gefordert sein, denn private Bauträger werden immer zu marktüblichen Kosten vermieten oder verkaufen.“
Letztlich ging es aber auch in Rohrbach nicht nur um die Zukunft, sondern auch um die Gegenwart. Vor allem Johann Alt übte deutliche Kritik am Landratsamt selbst. „Vielleicht haben sie Leute, die der bayerischen Sprache nicht mehr mächtig sind, oder wie sind solch harte Schreiben aus Pfaffenhofen sonst zu erklären?“ Ein Satz, der seine Wirkung nicht verfehlte. „Es ist wichtig, dass wir das ansprechen, was die Menschen vor Ort bewegt“, so Wolf. Eine Kritik, die Wolf auch durchaus verstehen und nachvollziehen konnte. „Aufgrund der hohen Bautätigkeit – aktuell liegen wir bei 2700 Genehmigungen – haben wir in der Vergangenheit auf standardisierte Briefe zurückgegriffen“, so Wolf. In Zukunft wolle man hier aber die Schreiben wieder persönlicher halten. „Wir werden an unserer Kommunikation arbeiten müssen.“ Was Wolf aber ablehnte, war der von seinem Gegenkandidat Franz Niedermayer vorgeschlagene „Kümmerer“. Es war das einzige Mal, dass der Landrat auf seine Mitbewerber einging. „Wenn wir das machen würden, dann wäre eine weitere Person zwischengeschaltet“, erklärte er. Aus seiner Sicht solle die Kommunikation aber auch weiterhin direkt stattfinden – und hier ist der Amtsinhaber zuversichtlich, dass dies durch mehr Personal auch entsprechend gestaltet werden kann.
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