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Weiterhin kritisch aber stabil

(Pfaffenhofen, hr)

Vieles wurde in den vergangenen Monaten über das Kreiskrankenhaus geschrieben. Selten waren die Nachrichten positiv – im Gegenteil, meist stand das mit insgesamt 7,5 Millionen Euro doch enorme Defizit der Klinik im Vordergrund. Auch in der gestrigen Kreistagssitzung ging es wieder um Zahlen und Bilanzen. Klinik-Geschäftsführer Ingo Goldammer zeigte sich bei deren Präsentation vorsichtig optimistisch.

Medizinisch gesprochen kann man es so formulieren: Der Patient ist zwar noch in kritischem Zustand, aber einigermaßen stabil. Schon 2015 war kein gutes Jahr für die Klinik und auch 2016 rissen die Hiobsbotschaften, zumindest was die reinen Zahlen anbelangt, nicht ab. Alleine aus dem operativen Geschäft ergab sich ein Fehlbetrag von 4,989 Millionen Euro. Hinzu kamen dann noch weiter Aufwendungen für den Brandschutz von 1,95 Millionen, so wie 0,58 Millionen für das Gutachten und den Interimsgeschäftsführer. Summa summarum insgesamt 7,52 Millionen Euro Defizit.

Eine Zahl, die natürlich Fragen aufwirft und die Politik auf den Plan ruft. Schließlich ist der Landkreis Träger dieses Hauses. Schwebte aber noch Anfang 2016 ein großes Fragezeichen über der Ilmtalklink, so wurde durch das Gutachten der Beratungsfirma Ernst & Young auch klar: Man kann das Krankenhaus in kommunaler Hand halten. Ein Blick auf die Zahlen zeigt aber auch, dass der Weg zurück in die „Normalität“ kein einfacher sein wird. Wie Goldammer erläuterte, will man das Haus eben nicht „gesund schrumpfen“, sondern den eingeschlagenen moderaten Sanierungskurs fortsetzen. Für das laufende Geschäftsjahr plant Goldammer Einnahmen von 57,2 Millionen Euro, was dann insgesamt zu einem um 679.155 Euro geringeren Defizit aus dem operativen Geschäft (4,307 Millionen Euro) führen soll. Auch die weiteren Ausgaben fallen geringer aus. Wonach am Jahresende ein deutlich kleiner Fehlbetrag von 5,6 Millionen Euro stehen könnte.

Was den Klinik-Geschäftsführer vorsichtig optimistisch stimmen lässt, sind die gestiegenen Fallzahlen. Mit insgesamt 16.350 lagen diese um 2,8 Prozent über dem Vorjahr. Landrat Martin Wolf (CSU) spricht von einem kontinuierlichen Sanierungsprozess, der sowohl mit den Ärzten, wie auch mit den Pflegern abgestimmt sei. „Es war der richtige Weg, dass wir mit der Begleitung von Ernst & Young in einen Konsolidierungskurs eingeschwenkt sind“ erklärte CSU-Fraktionsführer Reinhard Heinrich. „Wir haben uns für ein Krankenhaus in kommunaler Hand ausgesprochen und der Trend, den man aus den Geschäftszahlen erkennen kann, scheint dies auch zu bestätigen“, führte er weiter aus.
Auch wenn man nun erstmals seit langer Zeit Licht am Ende des Tunnels erkennt, über dem Berg ist der Patient Ilmtalklinik noch nicht. „Wir wollen diesen Weg konsequent weitergehen und müssen uns dabei aber auch an den Zahlen messen lassen“, so der Landrat. Dass dies aber nicht nur das berühmte „numbers game“(*?) ist betonte hingegen Max Hechinger (FW). Aus seiner Sicht muss es zusätzlich zum eingeschlagenen Kurs auch darum gehen, das Vertrauen in das kommunale Krankenhaus wieder aufzubauen. „Nicht nur das Personal, sondern vielmehr die niedergelassenen Ärzte und die Bevölkerung müssen hinter der Klinik stehen.“

Vor dem Hintergrund der vergangenen Jahre aber auch des aufziehenden Landratswahlkampfes dürfte schon jetzt klar sein, einfach wird das, was Hechinger forderte, nicht. Im Gegenteil, schon im Vorfeld der Sitzung wurde deutlich, dass die Ilmtalklinik wie vor drei Jahren Wahlkampfthema wird. Über eine aktuelle Pressemeldung brachte der FDP-Landratskandidat Franz Niedermayr seine Verwunderung zum Ausdruck, warum man in einer Kreistagssitzung über ein Therapiebecken sprechen müsse. „Ich bin dafür, dass das Therapiebecken offen bleibt, aber wo kommen wir denn hin, die Klinikleitung sich jede Entscheidung vom Kreistag genehmigen lassen muss?“, schreibt Niedermayr. Dass das Becken rein aus medizinischer Sicht für den Betrieb des Krankenhauses nicht mehr notwendig ist und somit prinzipiell, wie das auch schon in vergleichbaren Fällen in anderen Landkreisen geschehen ist, geschlossen werden könnte, das scheint in seiner verkürzten Sicht der Dinge unterzugehen. Grundsätzlich ist festzuhalten, dass die Wassertherapie von den Krankenkassen nicht mehr zu den Heilmaßnahmen der Klinik zählt und somit die Kosten dafür auch nicht mehr erstattet werden. „Vor dem Hintergrund des eingeschlagenen Konsolidierungskurses können wir nicht erwarten, dass Leistungen, die von den Kassen nicht erstattet werden, aber von Landkreis gewünscht sind, zu Lasten des Krankenhauses gehen“, mit diesen deutlichen Worten, wies Wolf den Vorwurf seines Herausforderers zurück. Damit ist das Therapiebad nicht gestorben. Im Gegenteil die Politiker sprachen sich für den Erhalt dieses Beckens aus, jedoch wird dies künftig nicht mehr über die Klinik sondern über den Kreishaushalt abgerechnet.

Auch dass man sich, wie Niedermayr schreibt, Entscheidungen nicht zutraue, sondern vielmehr vor sich herschiebe, wollte der Landrat so nicht stehen lassen: „Diesen Vorwurf weise ich entschieden zurück.“ Bereits unter dem ehemaligen Klinik-Geschäftsführer Marcel John habe man im ersten Jahr Anzeichen einer Verbesserung gesehen, dieser Trend habe sich dann jedoch im folgenden Jahr 2015 nicht fortgesetzt. „Vor diesem Hintergrund fiel dann die Entscheidung, das Kreiskrankenhaus grundlegend zu untersuchen“, so Wolf. Insgesamt kommentierte Reinhard Heinrich Niedermayrs Äußerungen mit den Worten, er redet zwar viel, aber weiß nicht wo von.
 

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