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Therapiebecken ja, aber wie?

(Pfaffenhofen, ls)

Das Pfaffenhofener Bewegungsbad – es ist eine große Baustelle auf der Agenda der Sanierung der Ilmtalklinik. Dass es ein großes Interesse an der Wassertherapie im Landkreis gibt, darüber sind sich alle Beteiligten einig. An vorderster Front stehen da natürlich die Nutzer, allen voran die Rheumaliga, die einen beherzten Kampf um ihr Warmbecken führen. Und nun hat sich auch der Kreistag für einen Erhalt der Einrichtung ausgesprochen.

Wie kompliziert die Sachlage dennoch ist, wurde bei der Sondersitzung im Kreistag recht deutlich. Kreiskämmerer Walter Reisinger stellte einen umfassenden Bericht vor. Von aufwendigen Brandschutzsanierungen ist dort die Rede, außerdem würde sich der laufende Betrieb schlichtweg nicht rechnen. In der geplanten Generalsanierung des Krankenhauses, die 2020 für diesen speziellen Gebäudeteil angegriffen werden soll, ist eine Modernisierung auch nicht vorgesehen, weil die Klinik das Becken aus medizinischer Sicht nicht braucht. Der Aufenthalt der Patienten im Krankenhaus ist mittlerweile so kurz, dass sie für Reha-Maßnahmen ganz andere Kaliber an Therapiebädern, wie beispielsweise Bad Göcking, nutzen können. Auch umliegende Krankenhäuser hätten ihre eigenen Einrichtungen schon längst geschlossen. Alles in Allem sind das erst einmal sehr schlechte Karten für die 115 Personen, die dort ihre Rheumatherapie durchführen, und die rund 30 Kinder mit Eltern, die dort ihr Babyschwimmen veranstalten.

Diese beiden Gruppen konnten in den vergangenen Wochen 900 Unterschriften für die Unterhaltung ihres Bades sammeln. Dieser Umstand war wohl auch den Abgeordneten des Kreistages klar. Alle Fraktionen stellten sich deutlich hinter eine Fortführung der Wassertherapie. Es bliebe nun eben nur noch zu klären, zu welchen Bedingungen – und vor allem, wo.

Das Becken des Heilpädagogischen Förderzentrums in Pfaffenhofen ist durch schulische und außerschulische Benutzung vollkommen ausgelastet, auch die Regierung von Oberbayern stimmt einem außerschulischen Einsatz nicht zu. Die übrigen Schwimmhallen in Pfaffenhofen und Geisenfeld haben mit Schulen und Schwimmvereinen eine Wassertemperatur von 28 Grad vereinbart. Für eine optimale Bewegungstherapie sind aber 32 Grad vorgesehen. Damit sind diese Alternativen auch vom Tisch.

Bliebe noch das Hallenbad in Manching. Dort eröffnete der Landkreis zusammen mit dem Markt Manching in einem Jointventure Projekt ein Bad mit Schwimmerbecken, einem Dampfbad und einem Nichtschwimmerbecken. Dieses hätte eine Temperatur von 31 Grad, warm genug also. Doch ist auch dieses Bad im Schul – und Vereinsbetrieb eingegliedert. Käme nun noch neue Gruppierungen dazu, würden das Personal irgendwann nicht mehr mit Reinigung und Instandhaltung hinterher kommen.

Reisinger stellte dem Gremium daher drei neue Alternativen zur Diskussion. Eine Möglichkeit wäre, dass der Landkreis die einmaligen Investitionen für die Brandschutzmaßnahmen in Höhe von rund 60.000 Euro übernimmt und das Defizit von 200.000 Euro für weitere vier Jahre Betrieb ausgleicht. Bei der anschließenden Generalsanierung der Ilmtalklinik würde man das Becken dann auflösen und der Betrieb des Bewegungsbades ginge in das neugeplante Hallenbad der Stadt Pfaffenhofen über.

Die zweite vorgestellte Möglichkeit sieht einen Erhalt des Bewegungsbades vor. Doch müsste man auch hier zunächst 260.000 Euro investieren um die dringend erforderlichen Brandschutzmaßnahmen durchzuführen. Ab dem Jahr 2021 könnte man dann im Rahmen der Generalsanierung für circa 500.000 Euro das gesamte Bad erneuern. Der Landkreis müsste dann jährlich noch weitere 40.000 Euro dem laufenden Betrieb zuschießen.

Bliebe noch Option drei, eine komplette Privatisierung mit einer Weitervermietung an Physiotherapeuten. Investitionskosten in Höhe von 560.000 Euro blieben aber auch in dieser Variante nicht aus.

Bei der anschließenden Diskussion stellte sich überraschender Weise sehr schnell ein Konsens ein. Es war ein vorsichtiges Herantasten in Richtung Erhalt der Einrichtung durch den Landkreis mit einer vorläufigen Zwischenfinanzierung. Wenn man es Debatte nennen mag, dann fasste Bundestagskandidatin Kerstin Schnapp von den Grünen diese recht trefflich zusammen: „Wir müssen die Wassertherapie erhalten, aber nicht auf Kosten des Krankenhauses. Da sind wir ausnahmsweise mal alle einer Meinung.“ Max Hechinger von den Freien Wählern stellte betriebswirtschaftliche Aspekte in das Zentrum seines Arguments. Beließe man das Therapiebecken im Krankenhaus, so würde man das Image dieser Einrichtung immens heben. CSU-Fraktionschef Reinhard Heinrich gab die demographische Entwicklung der Gesellschaft zu bedenken. „Wir sollten das ernst nehmen. Aber dafür braucht es das richtige Konzept, und keinesfalls eine kurzfristige Sanierung.“

Bis Ende Juli diesen Jahres werden die Nutzer des Bades noch zittern müssen. Dann soll eine Entscheidung, ob das Therapiebecken durch den Landkreis weiter geführt wird, endgültig getroffen werden.
 

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