So geht Schule in Wolnzach
(Wolnzach, ls)Es dampfte, brodelte und knallte, als man zum Tag der offenen Tür durch das Hallertau Gymnasium schlenderte. Lehrer und Schüler hatten sich viel ausgedacht, um den potenziellen jungen HGWlern zu zeigen, wie man in Wolnzach Schule macht. Entdecken konnte man da eine ganze Menge – unter anderem auch, wie die Zeichen der Zeit auch vor einem Gymnasium nicht Halt machen.
Unter dem Motto „Hier wird nicht gekleckert sondern geklotzt“ zeigte beispielsweise Mathe-Lehrer Müller, wie spielerisch man die oft so gefürchteten Zahlen aufbereiten kann. Mit Soma-Würfeln konnten die angehenden Gymnasiasten komplexere Gebilde nachbauen und mithilfe der so genannten „Klixies“ ihr räumliches Vorstellungsvermögen trainieren. „Der Einsatz von Medien hat sich in den letzten Jahren ganz klar gewandelt.“, so Müller. Er wies jedoch auch darauf hin, dass der Lehrplan für solch ein spielerisches Lernen oft nicht die Zeit lässt. Umso besser, dass sich die Hallertauer mit freiwilligen Eingangsklassen für diese Lücke ein Konzept überlegt haben.
Dazu gehört unter anderem die Forscherklasse, in der man sich über den normalen Schulalltag hinaus praktisch mit Naturwissenschaften auseinandersetzt kann. Franziska Ziegler gehört dieser Riege junger Forscher an. „Mich hat das sehr interessiert. Das coolste Experiment war das mit der Brücke.“, meinte sie. Ziel war es, mit 20 Blatt Papier, einem Meter Tesa und Klebestift eine Brücke zu bauen, die 40 cm überspannt. Danach stapelten die Schüler Holzklötze auf ihre Bauten, um zu sehen, wie gut ihre statischen Einschätzungen tatsächlich waren. „56 Holzklötze ist hier der Rekord.“, erzählte Müller, nicht ohne Stolz in der Stimme.
Wer sich eher zu den bildenden Künsten hingezogen fühlt, der fand den Gang runter bei Michael Sand eine Heimat. „1, 2, 3 und…“ lauter Bläserklang durchflutet das Gymnasium. Auch die Bläserklasse gehört zu den freiwilligen Bildungsmöglichkeiten. Dabei handelt es sich nicht um normalen Musikunterricht. Vielmehr ist es Ziel, von Anfang an mit seinem Instrument im Ensemble zu musizieren. Wie gut das klappt, davon kann man sich bei den vielen Konzerten, die in der Schule stattfinden, selbst überzeugen.
Bei den angebotenen Besichtigungstouren durch die Schule beeindruckte ein Raum die Grundschüler besonders. Kornelia Wegele demonstrierte einen Roboter mit Tast-, Licht- und Ultraschallsensor, den man sogar zum Weinen bringen konnte, wenn man ihm seine Lieblingsfarbe verwehrte. Das Untersuchen und Programmieren eines solchen Gebildes gehört zum Fachbereich Informatik, und gerade da ist die Ausrüstung entscheidend. „Nicht nur die Atmosphäre hier ist toll, auch die Ausstattung der Schule.“, so Physik-Lehrer Imlohn in diesem Zusammenhang über seinen Arbeitsplatz. Und auch das fiel bei einem Spaziergang durch das Gebäude auf. Eine lichtdurchflutete Bibliothek, eine großzügige Aula und sogar ein Kletterraum waren nur drei der vielen Angebote, die über das normale Curriculum hinausgehen.
Dieser Kletterraum entstand bei einem sehr besonderen Projekt, auf das Sportlehrer und Konrektor Hurzlmeier sich recht stolz zeigte. In der „Zukunftswerkstatt Schule“ ließen zehn Schüler, vier Eltern und Lehrkräfte mit der Unterstützung einer örtliche Schreinerei in Eigenregie diese Sportstätte entstehen. „Das macht unsere Schulgemeinschaft aus, dass wir alle zusammen anpacken.“, schwärmte Hurzlmeier über die Zusammenarbeit.
Egal ob man die Welt durch ein Mikroskop, einen Pinsel oder eine andere Sprache betrachten will – das Hallertau Gymnasium in Wolnzach bietet für sämtliche Talente die richtige Ausstattung. Mit etwas über 800 Schülern ist es im Vergleich zu den anderen Gymnasien der Region zwar kleiner, das tut der Lehrqualität aber keinen Abbruch, ganz im Gegenteil. „Hier passiert viel über den Pflichtunterricht hinaus.“, meinte Schulleiter Christian Heller. So könne man eben versuchen, jedem Einzelnen gerecht zu werden.
Die Entscheidung der Landesregierung, man wolle zum G9 zurückkehren, nahm Heller sehr positiv auf. „Das G8 war nicht dramatisch schlecht, wie es oft behauptet wird, aber es war damals ein Schnellschuss.“, resümierte er. Viele Jugendliche stehen mit 17 Jahren vor einer Entscheidung die ihr gesamtes Leben beeinflussen wird. „Ein Jahr mehr tut der Reife gut. Und man hat mehr Zeit, Kind zu sein“, so die Einschätzung des Rektors. Gerade im Hinblick darauf, dass viele in Zukunft weit länger arbeiten werden müssten, bestünde kein Grund zur Eile.
Wer sich für das Gymnasium interessiert, hat laut Heller alle Möglichkeiten, Teil der Schulgemeinschaft zu werden. „Wir sind Gott sei Dank in einer Position, wo es keine Begrenzung bei der Schüleraufnahme gibt.“, eine erfreuliche Botschaft, die er Eltern und Schüler mit auf den Nachhauseweg geben konnte.
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