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Hopfen als wissenschaftliches Forschungsobjekt

(Wolnzach, ls)

 

„Stimmung gut, Zahlen mäßig“, so fasste Dr. Michael Möller die Lage für alle zusammen, die sich mit ihrem Lebensunterhalt dem grünen Gold verschrieben haben. Die Spuren der Gesellschaft für Hopfenforschung gehen bis 1926 zurück, kein Wunder also, dass die Arbeit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter rund um die wissenschaftlichen Aspekte des Hopfens sehr gefragt ist. Auf ihrer jährlichen Mitgliederversammlung konnten auch sie die positive Stimmung in der Community aufgreifen.

„Wir Brauer haben uns im vergangenen Jahr ganz gut gefühlt.“, so Möller. Ein Blick auf die Zahlen bestätigt diese Einschätzung. 95,8 Millionen Hektoliter Bier wurden im vergangenen Jahr produziert. Damit nimmt Deutschland den 4. Platz im Weltranking ein. 23, 5 Millionen Hektoliter haben davon die Bayern konsumiert, 22,1 Prozent werden in die Welt exportiert. Vor allem Chinesen und Italiener schätzen die deutschen Biere. Ihr Abnahmeanteil ist mit am höchsten.

Dr. Michael Möller

Ein weniger erfreulicher Trend der letzten Jahre konnte sich jedoch auch fortsetzen. So ist der Pro-Kopf-Konsum in Deutschland weiterhin gesunken. Nach Möllers Einschätzung liegt das jedoch an der demographischen Entwicklung und dem Bevölkerungswachstum durch die verstärkte Zuwanderung in den letzten beiden Jahren. Betrachtet man die letzten 20 Jahre, so ist der Konsum um knappe 10 Millionen Hektoliter abgefallen.

Daran wird wohl oder übel auch der Craft-Bier-Markt auf Dauer nichts ändern, wenngleich das für die deutschen Bierproduzenten auch ein positives Signal sein könnte. „Die Craft-Bier-Euphorie ist mittlerweile gedämpft und das Wachstum abgeflacht.“, fasste Möller die Marktlage zusammen. „Geld verdient man mit den klassischen Biersorten, das haben auch die US-Brewer erkannt.“, so Möller weiter. Dem amerikanischen Wachstumsdrang tut das trotzdem keinen Abbruch. 2500 Hektar wollen die US-Pflanzer neu anlegen. Laut Möller eine viel zu optimistische Entwicklung.

Er griff des Weiteren das Thema Ökohopfen und Biobier auf. Circa 83.000 Hektar werden davon in Deutschland produziert. Im Vergleich zur restlichen Produktion ist das aber wenig, und das hat einen einfachen Grund: Der Verbraucher hat kein Verlangen danach, das ergab eine Marktumfrage. „Das Siegel ‚Reinheitsgebot‘ ist für die Konsumenten meistens genug.“, meinte Möller.

Auch der Leiter der Landesanstalt für Landwirtschaft, Jacob Opperer, richtete einige Worte an die Versammlung. Er lobte die Arbeit der Gesellschaft, vor allem aber die kurzen Entscheidungswege und die positive Stimmung. Er hatte ein deutliches Plädoyer für die Hopfenpflanzer im Gepäck. „Ich weiß, dass die Entscheidung der Staatsregierung für eine strengere Düngeverordnung uns viel abverlangt. Aber ducken wir uns nicht weg, nehmen wir die Herausforderung an!“, so Opperer.

Dafür ist die Arbeit der Gesellschaft für Hopfenforschung recht entscheidend. Auf circa 80 Prozent der deutschen Anbauflächen stehen Züchtungen aus dem Labor in Hüll. Herkömmliche Kreuzungszüchtung wird durch modernste biotechnologische Methoden unterstützt. Auch die Forschung für umweltgerechte Hopfenproduktion und die Entwicklung zur Kontrolle von Strategien gegen Schädlinge und Krankheiten gehört zu ihrem Aufgabengebiet. Für die Sonderkultur Hopfen also eine bedeutende Einrichtung, da hier nicht immer auf die wissenschaftlichen Erkenntnisse anderer Erzeugungen zurück gegriffen werden kann.

Damit diese Arbeit auch weiterhin zielführend durchgeführt werden kann wurde im vergangenen Jahr ordentlich auf die Investitionstube gedrückt. Das Laborgebäude und das alte Gewächshaus wurden saniert und eine neue Heizungsanlage eingebaut. Auch ein Massensprektrometer und ein Gerät für Nahinfrarot-Spektroskopie standen auf dem Einkaufszettel der GfH, Investitionen mit denen sich in die Zukunft blicken lässt.

Dr. Martin Biendl und Jacob Opperer, Leiter der Landesanstalt für Landwirtschaft

Zukunftsmelodie erklang auch beim Vortrag von Martin Biendl der Firma Hoppsteiner. Neben der gesellschaftlichen Wirkung des Hopfens im Bier könnte das grüne Gold in Zukunft auch im medizinischen Sektor eine größere Rolle spielen. Mehrere unabhängige Studien attestierten der Substanz „Xanthohumol“, die sich aus dem Hopfen extrahieren lässt, eine DNA-schützende Wirkung mit signifikanten Testergebnissen. Des Weiteren werden eine entzündungshemmende Wirkung und ein positiver Einfluss auf den metabolischen Stoffwechsel vermutet. Zwar ist man noch nicht so weit, dass man tatsächlich von einer Verwendung in Medikamenten sprechen kann, aber als Nahrungsergänzungsmittel ist der Stoff zumindest in den USA schon zugelassen. Ende 2017 wird die auch in Europa erwartet.
 

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