Martin Frank hat´s geschafft
(Unterpindhart, sh)
In 25 Jahren hat sich die Kleinkunst sehr verändert. Aus der Nischenszene Kabarett wurde ein voll anerkannter Zweig mit Prime Time Anteilen auf allen TV Sendern. Auch auf der Kleinkunstbühne beim Rockermeier hat sich eine Veränderung vollzogen. Von einzelnen Veranstaltungen ging es zu einem festen Jahresprogramm. Und bei der diesjährigen Verleihung des Hallertauer Kleinkunstpreises hatten Zuschauer wie Jury die Qual der Wahl aus vier talentierten Bewerbern den Besten auszusuchen.
Zur damaligen Zeit, im Gründungsjahr 1991, waren Hannes Hetzenecker und Karl Rockermeier absolute Pioniere der Kleinkunst. Viele bekannte und weniger bekannte Namen durften die Bühne als Forum nutzen, um sich zu präsentieren und nicht selten zu etablieren. Die Stadtverantwortlichen würdigten dieses Engagement schon seit 2001 mit der Verleihung des ersten städtischen Kulturförderpreises. Mittlerweile ist der Hallertauer Kleinkunstpreis zur einer begehrten Auszeichnung avanciert. Denn die Trophäe, ein Gleisstück der fast schon antiquierten „Hallertauer Bockerlbahn“ will durchaus errungen sein.
Hannes Hetzenecker und Karl Rockermeier
Schließlich verhilft das „Gleisstück“ dem Gewinner sinnbildlich für die Anknüpfung an die Erfolgsspur, oder anders gesagt zum Aufspringen auf den Erfolgszug. Endstation Kabarettkarriere? Für den diesjährigen Sieger Martin Frank aus Hutthurm bei Passau rückt dieser Traum nun in greifbare Nähe. Der gerademal 25-jährige hatte sich gegen Henning Schmidtke aus Köln, der Gruppe „Neurosenheimer“ aus Rosenheim sowie Kurt Knabenschuh aus dem fernen Wuppertal zu behaupten.
Vielleicht sammelte er wegen seines Oberpfälzer Dialekts von vornherein ein paar Pluspunkte, doch letztlich überzeugte der Nachwuchskünstler mit seiner naiv sympathischen Art, seinem umwerfenden Operngesang. Martin Frank amüsierte Publikum und Jury beim Erzählen der markanten Unterschiede zwischen Stadt und Landleben, die er als Landei als besonders gravierend empfindet. Integrationsprobleme sind da vorprogrammiert.
Vor allem, wenn man wie Martin von seiner Großmutter keusch und katholisch nach alten Bauernregeln erzogen wurde. So kommt es in einer einfachen U-Bahnfahrt zu schwerwiegenden Missverständnissen mit seinen Mitreisenden. Städtische Gepflogenheiten wie das Prahlen der unausgeglichenen Work-Life-Balance kann er als Landwirtssohn nur schwer verstehen. Als er dann zum Abschluss auch noch eine astreine Opernarie über die „verreckte Henne“ darbot, konnten alle nur noch staunen.
Selbstverständlich verdienen auch die drei anderen Künstler eine Würdigung. Zum Beispiel Henning Schmidtke, der als erster in den „Boxkampf“ trat. Mithilfe eines gesungenen Humortest stellte er zunächst fest, ob das mit dem Publikum und ihm „was werden könnte“. Bei unzähligen Castingschrecken im TV sehne er sich nach der guten alten Zeit wo Ilja Richter noch das war, was heute Dieter Bohlen ist. Schmidtke, der am Schluss auf dem zweiten Platz landete, überzeugte sein Publikum durch einwandfreie Imitatio von Grönemeyer, Lindenberg & Co. Spaß bereitete auch die gerappte Variante des Gedichts „Der Erlkönig“ von „Dschäi-Dablju Goethe“.
Die Dritten im Bunde bildete die Formation „Neurosenheimer“. Das sind drei Weibsbilder und ein Mann, die vornehmlich mit bayerischen Jodlern, einem großen Instrumentenrepertoire und selbstgemachten Liadln aufwarteten. Die Musik diene ihnen dabei als Therapiemöglichkeit, um ihre Neurosen zu verarbeiten. Die neueste Neurose sind Leute, die immer auf ihre „Streichelhandys“ schauen anstatt auf die Straße. Dafür gebe es ja jetzt sogenannte „BOMPELN“ ( = Bodenampeln).
Als letzter Trat Kurt Knabenschuh auf die Bühne. Als Wuppertaler war er in Unterpindhart gewissermaßen der „Exot des Abends“. Bei ihm erklangen die etwas ernsteren Töne, in Richtung Gesellschaftskritik gehend. Ökomutties, Business Männer und andere nervige Personengruppen ließ Kurt Knabenschuh nicht unverschont. Für ihn reichte es am Ende nur für Platz Vier, was vielleicht daran lag, dass er es angesichts so viel bayerischer Mitstreiter etwas schwer hatte.
Doch das Gute am Kleinkunstpreis ist, dass niemand mit leeren Händen nach Hause gehen muss. Die Preisgelder sind von 500 bis 1.500 Euro gestaffelt. Das wurde wie immer möglich durch die großzügige Unterstützung der Hallertauer Volksbank mit. In stimmungstechnischer Hinsicht profitierte der Abend immens von der bewährten Moderation des Wolfgang Krebs und seinen bestechenden Stoiber, Seehofer oder Söder Imitationen. Der Saal brach bei seiner Abschlussrede mit all den sinnfreien Wortverdrehern in eine wahre Lacharena aus.
Publikum und Jury hatten bei der finalen Abstimmung die Qual der Wahl und entschieden sich für Martin Frank, dem Henriette Staudter als Kulturreferentin Geisenfelds den Preis überreichte. Schon jetzt sollte man sich den 08.04.2018 vormerken. Denn da kommt er dann wieder, der Martin – und diesmal mit dem ganzen Programm „Alles ein bisschen anders – vom Land in d´Stadt“.
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