Hoch-esoterisches Sauglocknläutn
(Wolnzach, ls)„So.“ Mit einer großen Portion Hallertauer Pragmatismus eröffnete Ritsch vom Duo „Sauglocknläuten“ den Abend im Deutschen Hopfenmuseum. Wer sich auf leichte Unterhaltung und oberflächliche Bespaßung gefreut hatte, der wurde am Samstag enttäuscht. Die beiden Vollblutmusiker begaben sich mit humoristischer Finesse und viel bayerischem Soul auf die Suche nach dem Orakel von Pumpernudl, und hielten nicht nur der Politik und der Wirtschaft, sondern wohl auch dem eigenen Publikum den Spiegel vor.
Oder um es mit den Worten des Duos zu sagen: „Wenn die Besucherzahlen der Esoterikmesse höher sind, als die Wahlbeteiligung bei der Landratswahl, dann wird es Zeit für eine hochgeistige Betrachtung der Dinge.“ Und so stürzten sich Ritsch Ermeier und Walter Zinkl in die Höhen und Niederungen unserer Gesellschaft. An unbequemen Themen sparten sie dabei nicht – Windpark, Stromtrassen, Atomkraft, Hähnchenmast oder das Älter werden. Wer soll, wenn so viel los ist, noch den Überblick behalten? Wen trifft da nicht irgendwann der Burnout?
Doch ist es ja nicht nur die weltpolitische Lage, die den Hallertauer umtreibt. Burschenverein, Schützenverein, Kegelclub und am besten auch noch ein Sitz im Gemeinderat – ein Blick über den Alpenhauptkamm bis zum Mittelmeer verspricht bei so viel Stress die richtige Entspannung, würden die sinkenden Flüchtlingsboote nicht die Stimmung trüben. „Da schau ma liaba woanders hi“, beschloss Zinkl. Der Ruf nach einer „erträgliche Leichtigkeit“ ist groß. Und genau zu dieser stimmten die beiden ein Instrumentalstück mit echtem Gänsehaut-Feeling an, das sie mit viel Herzblut und Gefühl zum Besten gaben.
Was es da laut Ermeier und Zinkl am Ende braucht, ist ein echter Kraftort, „wo ma spürt, da is ma aufgehoben“. Im Fitnessstudio, der Volkshochschule, im Bierzelt, überall wurde gesucht. Gefunden haben es die zwei Kabarettisten im verheißungsvollen Pumpernudl. Ein Ort, „wo man 450 Meter nach dem Ortschild noch nicht da ist und nach 550 Meter a scho wieder durch is“, doch wo sie ein Orakel fanden, das zu allen drängenden Fragen der Zeit eine Antwort weiß. Zum Beispiel auch auf die mehr als drängende Frage: Wird es 2018 in Wolnzach wieder einen Maibaum geben?“ Die Antwort: Sollte Bürgermeister Jens Machold wieder ein 1000 Liter Fass Freibier anstechen, dann wird 100 prozentig wieder einer aufgestellt.
Neben hochpolitischen Angelegenheiten wie dem Maibaum und dem Eurovision Song Contest durfte ein Blick in die Küchen der Hallertauer auch nicht fehlen. „Es gab eine Zeit vor ihm, es gab eine Zeit nach ihm, aber es wird nie wieder eine Zeit ohne ihn geben“, so Ermeier. Die Rede war natürlich vom Heiligen Sankt Thermomix. Bei der Anbetung des Kartoffelbrei-Heiligen konnten die beiden sogar das anfangs noch schüchterne Publikum zur Teilnahme an ihrer Litanei mitreißen.
Das hatten sie eigentlich schon bei „Done mit der Drone in der Hand“. Das Lied mauserte sich zum echten Publikumsliebling. Das Urteil lautete in der Pause schon, in Anlehnung an einen ihrer Songs, „Mir san dafür“. Eine Dame hatte außerdem schon einen Vorschlag für eine Fortsetzung. „Wie wäre es mit der Vrone mit da Drone aus Sicht einer Frau?“
Für die beiden Künstler war es am Ende des Abends ein echtes Heimspiel im Deutschen Hopfenmuseum. Ihr erklärtes Ziel, die bayerische Kultur nicht in die Hände vom Oktoberfest zu legen, war mehr als erreicht. Beeindruckende Instrumentationen und ein dramaturgisch perfekt ausgelotetes Konzept, das genau an den richtigen Stellen auf die Zuschauer einging, sorgten für einen geistreichen und überaus unterhaltsamen Abend. Bleibt es nun für die Wolnzacher nur noch zu hoffen, dass auch Bürgermeister Jens Machold die Schwingungen des Orakels von Pumpernudel wahrnimmt, und auch in Zukunft das Freibier durch die Hopfenmetropole fließt, wie sich die Wolnzach durch die Gärten schlängelt.
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