Stadtführung mit Musik
(Pfaffenhofen, wk)Es schien fast ein Wagnis gewesen zu sein, zwei Stadtführungen mit zwei Stadträten am Samstagvormittag zu machen. Die erste um 10 Uhr mit Stadtrat Reinhard Haiplik (ödp) und eine halbe Stunde später mit Altbürgermeister Hans Prechter (CSU), aber dieses Mal mit musikalischen Unterbrechungen.
Reinhard Haiplik zog mit knapp 20 Personen durch die Altstadt, doch auch bei Hans Prechter kam die gleiche Anzahl zusammen, so dass das Experiment geglückt war. Hans Prechter startete, ebenso wie Reinhard Haiplik, im Rathaussaal; die Gäste wurden dort vom Posaunen-Ensemble der städtischen Musikschule empfangen und auch wieder verabschiedet; Hans Prechter ging auf die Historie des Rathauses ein, an dessen Platz früher das Spital (oder auch die Siechenanstalt) stand, nach deren Abriss Mitte des 19.Jahrhunderts das jetzige Rathaus als Schranne gebaut und erst später als Rathaus genutzt wurde. Auch die Unklarheit über die Gründung Pfaffenhofens sprach er an, doch es gab um 760 n.Chr. als Außenstelle eines Klosters die Pfaffelhöfe. Die Lage an der Mündung des Gerolsbaches in die Ilm schien damals ideal gewesen zu sein. Im Jahr 1140 wird Pfaffenhofen erstmals urkundlich erwähnt, wurde um 1380 als Oppidum bezeichnet und 1438 als Stadt mit Stadtmauer, 17 Türmen und 4 Toren. Im 30-jährigen Krieg hatte der Ort 800 Einwohner und im letzten Quartal des 19. Jahrhunderts wurde die Eisenbahn nach München über Pfaffenhofen gebaut.
Nach Ende des 2. Weltkrieges nahm die Stadt 1.400 Flüchtlinge auf – eine große Leistung für die damalige Kleinstadt. Nach dem Fall der DDR strömten weitere Menschen nach Pfaffenhofen, doch die Stadt hat sich zum Ziel gesetzt, sukzessive zu wachsen, damit das Lebensgefühl in dieser Stadt erhalten bleibe. Hans Prechter wies die Gäste darauf hin, dass Pfaffenhofen den internationalen Preis als liebenswerteste Kleinstadt der Welt und den Deutschen Nachhaltigkeitspreis gewonnen hatte. Er konnte sogar einen Zeitungsausschnitt der Bildzeitung vorweisen, in dem Pfaffenhofen als Vorbild für ganz Deutschland gelobt wurde. Bevor die Gruppe das Rathaus verließ, erläuterte er noch die Bilder der vier bayrischen Herrscher im Rathaussaal.
das letzte Stück Stadtmauer mit dem Flaschlturm im Hintergrund
Durch die Weilhammer Klamm ging es dann in die Gassen der Altstadt zum letzten Rest der Stadtmauer und die Flaschlturm, der gerade einer jungen Literatin mit einem städtischen Stipendium in Höhe von 800 Euro für ein Vierteljahr als Wohnung dient und die dort an einem Roman arbeitet. Für dieses Stipendium hatten sich 40 junge Literaten beworben.
Ein kurzes Stück später an der Oberen Stadtmauer zeigte er den Gästen den alten mit viel Holz gebauten Turm, der 1964 vom Claus Hipp gekauft und renoviert wurde. Hier wurde die Gruppe von der Saxophongruppe der Musikschule mit flotten Weisen empfangen, bevor sich die Gruppe zum Oberen Hauptplatz bewegte, um dort in der Spitalkirche dem kleinen Streichorchester der Musikschule zu lauschen, bevor Hans Prechter über die Spitalkirche informieren konnte.
Zuvor hatte er draußen kurz über die Stadtpfarrkirche und den Müllerbräusaal und dessen Nazi-Vergangenheit gesprochen (der hießt früher Adolf-Hitler-Saal, weil dieser dort 1922 gesprochen hatte) sowie über die Teilnahme von Pfaffenhofener Nazimitgliedern am „Hitler-Putsch“ 1923 in München. Von dort ging es dann weiter zum Stegerbräu in der Ingolstädter Straße, der ältesten Brauerei der Stadt, wo die Stadtführungsgäste von der Trommel- und Sambagruppe der Musikschule empfangen und das letzte Stück über die Frauenstraße zum Hauptplatz begleitet wurden.
Die Stadtführung mit Musik war für viele ein neues Erlebnis, auch für die Alt-Pfaffenhofener, die daran teilgenommen hatten, denn es gab immer wieder neue Erkenntnisse, aber sie konnten auch mit eigenen Beispielen aus ihrer früheren Zeit beitragen. Hans Prechter hätte gerne viel mehr Informationen gegeben, doch der Terminplan mit den Musikgruppen machte es notwendig, dass er viel von dem streichen musste, was er sonst noch zu sagen gehabt hätte. Trotz alles war es eine interessante und abwechslungsreiche Stadtführung.
es gibt auch idyllisch wirkende Hinterhöfe in den Altstadtgassen
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