Archäologen beim Kramerbräu Pfaffenhofen
(Pfaffenhofen, mh)Auf dem Kramerbräu Areal neben dem Ilmparkhaus graben seit Wochen die Archäologen. Zu einer spannenden Exkursion hat der Heimat- und Kulturkreis Pfaffenhofen e.V., den Leiter der Grabungsarbeiten, Dr. Tilman Eickhoff aus Freising, gewinnen können.
Gut dreißig interessierte Pfaffenhofener und die Eigentümer des Grundstückes, Vater und Sohn Hechinger, waren zu der spannenden Baustelle gekommen. Das Areal wurde in den letzten Jahrhunderten oft überbaut, so das sich Bauwerke aus verschiedensten Epochen übereinander und ineinander verschachtelt, lokalisieren lassen. Brunnen waren das Augenscheinlichste, sie wurden bis in eine Tiefe von 15 Metern ausgelotet. Einer hatte eine Schachtwand aus einem ausgehölten Stamm, der komplett geborgen werden konnte. Das genaue Alter der riesigen Fichte, wird mit einer speziellen Baumringzählmethode gerade ermittelt.
Jauchegruben und Brandöfen sind freigelegt, meist ist jedoch nur noch der Abdruck im lehmigen Boden zu finden. Die Umrisse werden gekennzeichnet und beim längsten Durchmesser ein Halbierungsschnitt gelegt, dort gehen die Arbeiter vorsichtig in die Tiefe. Am Schnitt, der auch noch abgezeichnet wird, kann der Fachmann dann die Details verifizieren. Bei einer Zeichnung kann der Archäologe mit Fremdfarben, Details wie Knochen, Scherben oder Kohlereste eintragen, eine Methode, die mit fotografischen Mitteln nicht möglich ist.
Das Alles ist natürlich sehr zeitintensiv, das heißt es kostet Geld, was der Auftraggeber, sprich Bauherr, bezahlen muss. Nach dem finanziellen Debakel bei der Hauptplatzneugestaltung, wo sich die Kosten verzehnfachten, ist eigentlich jeder Bauherr in der Innenstadt gewarnt. Mancher verzichtet komplett auf einen Keller oder bedient sich anderer Methoden, diesen Kostenfaktor zu umgehen.
Max Hechinger und Sohn, sind sich ihrer historischen Verantwortung bewusst und unterstützen die Grabungen mit viel Engagement. Viele Teilaspekte der Grabung werden dokumentiert und finden ihre Erwähnung möglicherweise im Neubau. Die Funde werden zwischen Denkmalamt und Bauherr, je nach Bedeutung und Wert, mehr oder weniger geteilt. Sensationen bleiben meistens aus, oft sind es Keramikteile oder eben Brunnenbaureste die überbleiben, doch auch sie erzählen eine Geschichte. So wurden Tierknochen am Boden der Brunnen entdeckt, die vermutlich im Städtekrieg zur Vergiftung des Wassers hineingeworfen wurden.
Wie tief die Archäologen beim Kramerbräu noch graben werden, bis keine Kulturschichten mehr kommen wird sich zeigen, spannend war die Exkursion auf jeden Fall. Selten bekommt man einen so detaillierten Bericht eines Grabungsleiters und kann auch noch kreuz und quer durch die Fundstellen stapfen. Die erste Regel, so lernten wir, ist auf einer Grabungsstelle nie rückwärtsgehen, wer will schon, in die sprichwörtliche Grube fallen.
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