Hallertauer Volksbank: Alle zufrieden!
(Pfaffenhofen, ls)2007 – nie waren Anleger und Kunden verunsicherter, nie war der Ruf der Banken schlechter. Die weltweite Finanzkrise hat noch ein Jahrzehnt später immense Auswirkungen auf das Bankgeschäft. Die Konsequenzen von Zockerei und Spekulation treffen dabei auch die daran unbeteiligten, kleineren Banken, wie die Hallertauer Volksbank mit einer schwierigen Zinspolitik und verstärkten Regulierungen. Doch bei der Vertreterversammlung der Genossenschaft wurde eins klar: Durch einen regional orientierten Kurs und ein risikosicheres Konzept hat man sich das Vertrauen der Anleger und Kunden in den vergangenen zehn Jahren sichern können.
Die Grundbedingungen dafür sind dank der Zinspolitik der Europäischen Zentralbank mehr als schwierig. „Minus 0,4 Prozent – diesen Zinssatz müssen wir seit März 2016 für unser Guthaben bei der EZB bezahlen. Sowas ist noch nie dagewesen“, erklärte Vorstand Thomas Lange. Auf Tagesgeld, Spar- und Festgeldkonten fällt praktisch kein Zins mehr ab. Die Konsequenz: Das vorhandene Geldvermögen wird Jahr für Jahr kleiner.
Doch bleibt die Hallertauer Volksbank als Genossenschaft ihren Mitgliedern und vor allem den Privatanlegern verpflichtet. Das erklärte Ziel lautet Lange zufolge durch Vergabe von Krediten hiesige Privat- und Firmenkunden zu unterstützen und so keinen Euro unnötig bei der EZB zu parken. Für Kundeneinlagen unter 1 Millionen Euro wird der Minuszins keine Anwendung finden. „Alternativ müssten wir die Kosten, die wenige Kunden verursachen, auf alle Kunden umlegen“, so Lange. Für den Vorstand ein absolutes No-go. Dem Großteil der Kunden konnte man demnach nach wie vor eine positive Prognose für ihre Finanzgeschäfte auf den Weg geben.
Ein gutes Klima, das sich auch im Zahlenwerk der Bank wiederfindet. „Es wurde kräftig investiert“, erklärt Lange. 1 565 Kredite mit einem Volumen von 195 Millionen Euro wurden vergeben. „Mit 922 Millionen Euro lag die Summe der Kundenkredite per 31. Dezember um 5,8 Prozent über dem Vorjahresniveau“, so Lange weiter. Des Weiteren konnte eine Steigerung bei den Kundeneinlagen verzeichnet werden. 2,3 Prozent stieg das Volumen auf 1,62 Milliarden Euro an. Der Aufwärtstrend machte auch vor der Bilanzsumme keinen Halt. „Zum Stichtag 31.Dezember haben wir eine Bilanzsumme von 1,333 Milliarden Euro erreicht. Das ist ein Plus von 42 Millionen Euro oder 3,2 Prozent.“
Die beiden Vorstände Thomas Lange und Andreas Streb
Bei allen positiven, kalkulatorischen Nachrichten nahm Langes Vorstandskollege Andreas Streb die Veranstaltung zum Anlass, um einige mahnende Worte an die Öffentlichkeit anzubringen. Es herrsche ein Klimawandel, und zwar in der Regulatorik der Banken. „Die ist für jedes Haus eine Herausforderung. Doch muss eines klar gestellt werden: Für uns ist die Regulatorik viel zu viel, für die großen Häuser wie die Deutsche Bank wahrscheinlich nach wie vor zu wenig“, machte Streb klar. Was andere Finanzhäuser erst nach und nach lernen ist Streb zufolge schon seit Jahren Teil der Politik der Hallertauer Volksbank. „Wir haben uns auf die Fahne geschrieben, dass wir die Bank der Zukunft sind“, so seine Kampfansage an die Konkurrenz.
Geschafft werden soll das durch ein konsequentes Hinterfragen des eigenen Handelns und ein stringente Spezialisierung in sämtlichen Bereichen. Die Schließung der Geschäftsstelle in Langenbruck war laut Streb ein konsequenter Schritt in die richtige Richtung. „Wir nutzen die Räumlichkeiten nun als eine Art Homebase für alle Berater“, machte Streb klar. Daraus resultiere auch ein besseres Kundenmanagement, um ein langfristiger Partner in allen Lebensphasen zu sein.
Diese Langfristigkeit lässt zwar nicht die große Gewinnmaximierung zu, darum gehe es aber den Verantwortlichen auch nicht. „Im Bankgeschäft geht alles über das Vertrauen“, machte Streb klar. Dass das angebracht ist, konnte Dr. Alexander Leißl von der GVB München bei seinem Bericht über die gesetzliche Prüfung der Bilanz bestätigen.
Aufsichtsratsvorsitzender Ernst Petz und Bilanzprüfer Dr. Alexander Leißl
„Die Bilanzstruktur ist mehr als positiv hervorzuheben, so ist die Bank nicht abhängig von Kapitalmarktentwicklungen.“, so Leißl. Vor allem aber das Risikomanagement der Bank heimste großes Lob ein. „Das Risikomanagement des Vorstandes spielt in der Champions League der bayerischen Banken“, attestierte Leißl. Auch die Ertragslage und die Vermögenslage konnte er positiv beurteilen.
Aufsichtsratsvorsitzender Ernst Petz zog daher eine klare Linie zwischen der Politik der Großbanken und der Hallertauer Volksbank. „Der dezentrale Aufbau schafft Nähe zum heimischen Markt, ermöglicht flexible Geschäfte und kurze Entscheidungswege“, so Petz. Der bewährte regionale Kurs wird also auch in Zukunft der zentrale Aspekt des Geschäftsmodelles bleiben.
Alles in allem herrschte eine durchaus zufriedene Stimmung bei den Vertretern. Bei den anschließenden Neuwahlen wurden die turnusmäßig ausgeschiedenen Aufsichtsratsmitglieder Sebastian Kügel, Andrea Sandbichler und Sebastian Schneider wieder einstimmig in das Gremium berufen. Nach der durchweg positiven Bilanzen war es dann auch nicht weiter verwunderlich, dass die beiden Vorstände und der Aufsichtsrat einstimmig entlastet werden konnten.
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