Bauern und Jäger protestieren gegen Nationalpark Donau-Auen
(Weichering , rt)Umweltministerin Scharf hob die Vorteile eines Nationalparks hervor, stieß damit in Weichering beim Bauernprotest gegen ein Schutzgebiet Donau-Auen aber auf taube Ohren.
Heftigen Gegenwind zu einem angedachten Nationalpark Donau-Auen bekam die Bayerische Umweltministerin Ulrike Scharf (CSU) gestern in Weichering zu spüren. Kurz vor einer Verbandsanhörung im dortigen Gasthof Vogelsang demonstrierten etwa 200 Forstwirte, Grundeigentümer oder auch Jäger mit Plakaten und lautstarke mit Trillerpfeifen gegen die Idee, zwischen Donauwörth und Ingolstadt ein Großschutzgebiet einzurichten. Aber auch Areale nahe Vohburg könnten zu einer notwendigen Erweiterung herangezogen werden.
Die Initiative zu der Protestaktion ging vom Bayerischen Bauernverband (BBV) aus. „Ich sage ganz klar und deutlich, dass mit allem was wir bis heute wissen und bekannt ist: Wir wollen keinen Nationalpark Donau-Auen“, sagte Ludwig Bayer, BBV-Kreisobmann des Kreisverbands Neuburg-Schrobenhausen. Die Befürchtungen der Land- und Forstwirte in den betroffenen Gebieten sind neben wirtschaftlichen Einbußen, etwa durch Brennholzgewinnung, insbesondere eventuelle Eigentumseingriffe durch den Staat. Unter anderem existieren dort mit gewissen Rechten ausgestattete Wald-Genossenschaften. Die Protestierenden haben aufgrund früherer Erfahrungen mit der Umsetzung einer Flora-Fauna-Habitat-Gebietsausweisung schlechte Erfahrungen gemacht. Es habe zu damaliger Zeit scheibchenweise Einschränkungen gegeben, hieß es am Rande der Veranstaltung. Vielleicht auch deshalb sagte Bayer, „Wir wollen nicht, wie in der Vergangenheit so oft, dass eine Vielzahl Dritter über unser Eigentum und unsere Eigentumsrechte entscheiden.“ Von den Landwirten wird auch angeführt, dass ein Nationalpark mindestens 10.000 Hektar groß sein müsse, die derzeitige Gebietskulisse jedoch nur etwas über 3.000 Hektar umfasse. „Wo sollen dies Flächen herkommen?“, lautete die Frage.
Umweltministerin Scharf versicherte sowohl gegenüber den Demonstranten als auch kurz darauf in der Verbandsanhörung, dass für einen eventuellen Nationalpark Donau-Auen auf Flächen im Staatsbesitz zugegriffen werde. Es werde niemand über landwirtschaftliche Flächen planen. In der Dialogveranstaltung mit Landrat Roland Weigert, Bürgermeistern aus den Landkreisen Donau-Ries bis nach Ingolstadt sowie Verbänden und Interessensvertretern, sagte Scharf: "Ich freue mich, dass die Region weiterhin einen ergebnisoffenen Dialog führen will. Wir werden weiter informieren und offene Fragen klären. Ein Nationalpark soll für die Menschen erlebbar sein. Wir wollen für den Nationalpark gemeinsam mit der Region ein maßangefertigtes Konzept entwickeln. Die Besucher sollen durch ein attraktives Angebot an Wegen, Informationen und Führungen an die Natur herangeführt werden.“ Der Dialog laufe momentan auch mit den Regionen Rhön, Spessart und Frankenwald.
Die Donau-Auen sind eines der fachlich wertvollsten Auwald-Gebiete Deutschlands. Scharf wies darauf hin, dass das Erleben der Natur in einem Nationalpark ausdrücklich erwünscht ist. Nationalparke dienten neben dem Schutz der Natur ausdrücklich auch der naturkundlichen Bildung und dem Naturerleben, dies sei ihr sehr wichtig. „Die Ausweisung eines Nationalparks ist für die Menschen in der Region daher eine große Chance. Ein Nationalpark leistet einen wichtigen Beitrag zur Lebensqualität der Menschen vor Ort. Ein Nationalpark stärkt die Attraktivität einer Region und den Erholungswert der Landschaft", so Scharf.
Daneben wurde auch das Thema Jagd angesprochen. In einem Nationalpark gibt es ein umfassendes Wildtiermanagement in der Verantwortung der Nationalparkverwaltung. Zentrales Ziel ist es zum einen, die Schutzziele des Nationalparks umzusetzen. Zum anderen sollen Auswirkungen der Wildbestände des Nationalparks auf die angrenzende Kulturlandschaft vermieden werden. Dazu wurde von Seiten der Ministerin bekräftigt, dass im Rahmen des Wildtiermanagements in einem Nationalpark auch private Jäger berücksichtigt werden können. Diese erhielten klare Aufträge, etwa bei Wildschäden durch Schwarzwild oder im Falle von Tierseuchen.
Außerdem wurde eine Arbeitsgrundlage für eine Gebietskulisse präsentiert. Die Ministerin betont, dass es sich dabei um keine Festlegung auf eine Nationalparkkulisse handelt. Vielmehr soll die Gebietskulisse im weiteren Dialogprozess mit der Region konkretisiert werden, bis schließlich ein maßgeschneiderter Gebietsvorschlag vorliegt.
Darüber hinaus wies die Ministerin darauf hin, dass die für einen Nationalpark erforderlichen 75 Prozent Naturzone erst über einen Zeitraum von 30 Jahren sukzessive erreicht werden müssten. Die ersten 30 Jahre des Nationalparks stellen also eine Übergangszeit dar. Für einen Nationalpark ist insgesamt eine Fläche von 10.000 Hektar erforderlich. Um auf die Mindestgröße zu kommen, würden auch Gespräche, etwa mit dem Wittelsbacher Ausgleichsfonds, geführt. Weitere ergänzende staatliche Flächen seien im Bereich der Donau in der Nähe von Vohburg im Blickfeld. „Wir brauchen noch Partner, aber das ist nicht unlösbar“, sagte Scharf. Am Ende entscheide der eindeutige mehrheitliche Bürgerwille über die Realisierung eines Nationalparks. „Es wird niemanden etwas übergestülpt!“
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