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Worse than awful!

(Wolnzach, hr)

„Warum?“ Diese Fragen dürften sich am Ende wohl nicht nur die Vertreter der Medien gestellt haben, sondern auch die Wolnzacher, die gekommen waren, um den Gemeinderat bei der Arbeit zu sehen. Wieder einmal ging es dort weniger um die Sache, als vielmehr um eigene Befindlichkeiten.

Er mache das „völlig emotionslos“, hat der SPD-Fraktionssprecher Werner Hammerschmid behauptet. In einem „Brandbrief“ warf er Bürgermeister Jens Machold (CSU) und der Verwaltung Untätigkeit bei der Sanierung des Wolnzacher Feuerwehrhauses vor. Doch so emotionslos und an der Sache orientiert war diese Sitzung nicht. Schon gleich zu Beginn gab es seitens der Opposition Gesprächsbedarf zum Volksfest.

Politik auf dem Rücken des Volksfestes

Im Vorfeld hatte sich Gemeinderat Max Wallner via Facebook zu Wort gemeldet und das Vorgehen von Bürgermeister Jens Machold in Bezug auf das Hallertau Volksfestes scharf kritisiert. „Diese Vorgehensweise haben wir so nicht beschlossen“, monierte die SPD-Rätin Marianne Strobl in der Sitzung. Ein Vorwurf, der am Ende aus der Luft gegriffen ist. Einstimmig votierte der gesamte Marktgemeinderat am 31. Juli 2014 dafür, beim Landtag eine eigene Petition für den Erhalt der Traditionsveranstaltung einzureichen. Davon scheint man einige Jahre später nichts mehr wissen zu wollen – und das an einem Zeitpunkt, an dem es endlich Fortschritte gibt.

Im Gegenteil: Auch wenn es im Moment – die Vorschläge des Marktes werde gerade und unabhängigen Experten überprüft – nichts zu berichten gibt, fühlt sich die Opposition übergangen. Vermutlich auch deswegen, weil man nicht mit am Verhandlungstisch in München sitzt. Das praktizierte Vorgehen, sich Abseits der öffentlichen Diskussion mit der Petentin an einen Tisch zu setzen und eine Lösung auszuloten, und erst dann den Gemeinderat einzubinden, stößt dabei längst nicht in allen Fraktionen für Gegenliebe. Dass man sich aber im Vorfeld gerade mit der Petentin an einen Tisch setzen muss, um abseits der Öffentlichkeit Lösungen auszuloten, und erst im Anschluss der Gemeinderat am Zuge ist, dieses Vorgehen scheint bei vielen, aber leider nicht bei allen Räten auf Gegenliebe zu stoßen.

Wallner bringt eigene Petition ins Spiel

Letztlich muss am sich hier die Frage stellen, welchen Wert hat eine Diskussion über Maßnahmen, die aktuell noch geprüft werden? Die Antwort darauf ist wohl alleine, wenn man sich Wallners Wortmeldung betrachtet, eindeutig. Er hatte angekündigt eine weitere Petition einzureichen. „Es wäre gut gewesen, wenn Alternativen gehört worden wären“, so der BGWler und brachte damit nicht nur einen Abriss der Halle, sondern auch ein Zelt ins Spiel.

Dass dieses Verhalten sehr gefährlich für das Wolnzacher Volksfest insgesamt ist, das scheint er für einen möglichen politischen Erfolg billigend in Kauf zu nehmen. „Wir verfolgen in diesem Punkt jedoch eine andere Strategie“, so Bürgermeister Jens Machold. Gemeinsam mit der Nachbarin will man in München eine dauerhafte Lösung erreichen. Für dieses Vorgehen hat der Gemeinderat seine Zustimmung erteilt. Wenn jetzt bereits um die veranschlagte Summe von 150.000 Euro gestritten wird, will man sich an die eigenen Beschlüsse bewusst nicht mehr erinnern. Dabei ist klar dass ein Haushaltsansatz noch keine konkrete Baumaßnahme beinhaltet. „Wir haben diese Summe bereitgestellt, um nach München ein Zeichen zu setzen, dass wir bereit sind, dort zu investieren“, erklärte Kämmerer Markus Rieder auf Anfrage unserer Redaktion. Dabei bestätigte er, dass dieser Sachverhalt den Gemeinderäten bei den Haushaltsberatungen dargelegt wurde.

Doch darum ging es letztlich nicht: Es stand die politische Auseinandersetzung im Vordergrund. Das gewählte Feld verdeutlicht aber insgesamt, dass nicht das Volksfest, nicht Wolnzach im Fokus standen, sondern das eigene politische Fortkommen.

Damit war die gesamte Sitzung lange noch nicht beendet. Neben dem Themenkomplex Eschelbach – hier votierte der Gemeinderat gegen die Stimmen von Max Weichenrieder (CSU), Peter Rech und Max Wallner (beide FDP-UW-BGW) dafür, das gemeindliche Einvernehmen für die geplante Erweiterung der Hühnermastanlage zu verweigern – war es am Ende die Feuerwehr, an der sich das die ohnehin schon geladene Stimmung zur Explosion brachte.

Wolnzach als Mittel zum Zweck

Es ging um die Treppe. In einem mehrseitigen Schreiben, das einem Brandbrief gleichkam, warf Werner Hammerschmid (SPD) Bürgermeister und Gemeinderat Untätigkeit vor. Das fast schon im gleichen Atemzug der Beschluss zum Einbau einer Brandmeldeanlage beschlossen wurde, und dass, wie Planerin Stefanie Maier (CSU) erläuterte, die Treppensituation untersucht werde, das spielte zu diesem Zeitpunkt keine Rolle mehr. Völlig emotionslos, aber sichtlich erzürnt schrie der SPDler im Sitzungssaal: „Seit sieben Jahren wird hier nichts getan!“

Ein Satz, bei dem Landtagsabgeordneten Karl Straub der Kragen platzte: „Sie tun mir wirklich leid. Bei jedem Punkt suchen sie das Haar in der Suppe und nehmen an der Weiterentwicklung von Wolnzach somit nicht teil.“ Mit diesem Frontalangriff auf das komplette Verhalten der Wolnzacher Opposition, war die Sachdiskussion vollständig beendet. „Sie nehmen kaum noch an den Sitzungen teil und bekommen viele Diskussionen nicht mit“, konterte Strobl.

Es waren die persönlichen Befindlichkeiten, die am Ende im Zentrum der gesamten Diskussion im Marktgemeinderat standen. „Es läuft doch“, so der eher kopfschüttelnde Kommentar von Florian Werther (FW) im Hinblick auf die Feuerwehr. Auch Bürgermeister Jens Machold sah sich am Ende ein wenig in den Schuhen seines Amtskollegen Herbert Nerb. Dieser konnte vor kurzem einen ganzen Stoß Anträge mit dem Beisatz, sie seien als Teil der Verwaltung längst erledigt, zurückgeben konnte.

Unterm Strich: So mancher Gemeinderat befindet sich drei Jahre nach der Wahl immer noch im Wahlkampf. Vielleicht müssen im Gemeinderat auch monatlich die Wunden wegen des verlorenen Urnengangs geleckt werden. Dass diese Politik für Wolnzach gefährlich ist, das zeigt wohl am besten die gesamte Diskussion um das Volksfest, das nur allzu leichtfertig geopfert wurde für einen kleinen politischen Erfolg.
 

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