Hühnermast: Gemeinderat bleibt bei seinem Nein
(Wolnzach, hr)Eschelbach stand im Zentrum der letzten Marktgemeinderatssitzung. Alleine sechs der der 18 Tagesordnungspunkte befassten sich mit dem Ortsteil. Dabei ging es nicht nur zum wiederholten Mal um die geplante Erweiterung der Hühnermastanlage, viel mehr standen auch der Ortskern - sprich das alte Klosterareal - und die Erweiterung der Biogasanlage auf der Agenda.
Eschelbach ist ein heißes Thema, das bekam man nicht nur im Sitzungssaal zu spüren. Schon vor dem eigentlichen Beginn hatte sich vor dem Rathaus eine kleine Protestgruppe aus dem Landkreis formiert, um ihren Unmut gegenüber der Hühnermasterweiterung auf 144.600 Tiere kundzutun. Auf den Zuschauerplätzen im Rathaussaal hatten derweil zahlreiche Vertreter der Dorfgemeinschaft Platz genommen, schließlich ging es um die künftige Entwicklung des Dorfes.
Bevor jedoch erneut über das seit Jahren bewegende Thema beraten wurde, standen zunächst andere Punkte auf der Agenda. Zuvorderst das Klosterareal. Seit vielen Jahren wird dort versucht, Eschelbach ein neues Gesicht zu geben. In Teilen ist dies im Rahmen der Dorferneuerung schon geschehen. So wurde beispielsweise 2012 die Dorf- und Emmeranstraße, die das Amt für ländliche Entwicklung (ALE) mit 50 Prozent bezuschusst hatte, eingeweiht. Der zentrale Punkt - sprich der Abbruch des alten Klosters - konnte aber bislang nicht in Angriff genommen werden, da vor allem das Landratsamt Bedenken wegen der Innerorts betriebenen Hühnerhaltung hatte.
"Es gibt eine rechtswirksame Vereinbarung mit der Familie Höckmeier, die Ställe im Ortskern aufzugeben", erläuterte Bürgermeister Jens Machold. Diese sei seitens des Landratsamtes geprüft und nicht an die Erweiterung des Mastbetriebes Außerorts geknüpft, fügte er weiter an. Somit ist der Weg frei, das Zentrum grundlegend zu erneuern. Auf dem Gelände des alten Klosters soll ein Dorfplatz entstehen und der Friedhof erweitert werden. Darüber hinaus bietet das Areal Platz für Grundstücke, die seitens der Pfarrpfründestiftung in Erbbaurecht vergeben werden. "Mit dem aufgezeigten Weg werden nicht nur zentrale Wünsche der Dorfgemeinschaft realisiert, sondern wir geben auch ein Stück weit Antwort auf die ständig steigenden Grundstückspreise und den Siedlungsdruck", so der Rathauschef. Ein wegweisendes Projekt, das am Ende nicht die volle Zustimmung bekam. Marianne Strobl (SPD), Max Wallner und Peter Rech (beide FDP-UW-BGW) stimmten gegen das geplante Vorhaben.
Zwar heißt es in einem Schreiben des Landratsamtes, dass "die Stilllegung bei Inbetriebnahme der neuen Stallungen erfolgen soll", aber wie Bürgermeister Jens Machold betonte, gibt dieses Schreiben nicht den aktuellen Sachstand wider. "Man hat sich in Pfaffenhofen entschlossen, nachdem bereits 2012 ein erster Antrag auf Erweiterung der Hühnermastanlage gestellt jedoch letzten Endes nicht weiter verfolgt wurde, mit dem neuerlichen Antrag das alte Verfahren wiederaufleben zu lassen, anstatt ein neues zu beginnen", erläuterte der Rathauschef auf Anfrage unserer Redaktion. So könnte nach wie vor der Eindruck erweckt werden, die neuen Ställe stehen in einem Kausalzusammenhang mit der Aufgabe Innerorts.
Doch das ist seit 2014 nicht mehr der Fall. Mit dem Antrag zur Modernisierung und Erweiterung der Biogasanlage gab es das Angebot, den Stall Innerorts stillzulegen. Dies ist, wie Bürgermeister Jens Machod betonte, rechtlich geprüft. Dass man seitens des Landratsamts ein altes Verfahren wieder aufleben lässt, das eine Textpassage enthält, die mittlerweile überholt ist, wird dabei als nicht glücklich angesehen.
Neben dem Klosterareal und der Erweiterung der Biogasanlage ging es am Ende auch um die geplante Erweiterung der Hühnermast. Wie ebenfalls einem Schreiben des Landratsamts zu entnehmen ist, planen die Fachleute dort eine Ersatzvornahme des gemeindlichen Einvernehmens. Der Gemeinderat hatte sich wiederholt gegen dieses Projekt ausgesprochen, weil die Erschließung der Anlage nicht gewährleistet ist. Rückendeckung bekommt Wolnzach dabei von der ALE. Wie Bürgermeister Jens Machold diesbezüglich erklärte, wird auch dort das regelmäßige Überfahren des Gehwegs als kritisch angesehen. Im Wesentlichen kommen die Fachleute dort zu einer ähnlichen Beurteilung der verkehrlichen Situation. Wie sich diese Stellungnahmen auf die Genehmigung der Anlage oder die Petition auswirkt, ist noch offen. Jedoch fühlt man sich in Wolnzach damit in der ablehnenden Haltung bestärkt.
Mehrheitlich votierte der Wolnzacher Gemeinderat abermals gegen dieses Projekt. Lediglich Max Weichenrieder (CSU) sowie Max Wallner und Peter Rech (FDP-UW-BGW) votierten am Ende im Sinne des Landratsamtes. Während beim ehemaligen Kreisobmann des bayerischen Bauernverbandes eine Stringenz in der Abstimmung zu erkennen war, stehen hinter Rechs und Wallners "Ja" schon gewisse Fragezeichen. Rech hatte zuvor zum wiederholten Male eine Verbreiterung des Dorf- und Emmeranstraße gefordert. Dass es sich um ein Ansinnen handelt, das bautechnisch aufgrund der Häuserfluchten kaum umsetzbar ist, sei nur am Rande erwähnt. Viel wichtiger ist dabei wohl die Tatsache, dass sich dieses Ansinnen im absoluten Gegensatz zu dem steht, was man sich in Eschelbach wünscht. "Ich würde ihnen einmal empfehlen mit den Bürgern vor Ort zu reden", reagierte Machold auf den neuerlichen Vorstoß Rechs.
Warum nun gerade derjenige, der im Gemeinderat in einer wahren "Photostory" zu Eschelbach die negativen Folgen einer solchen Anlage ausführte, am Ende dafür stimmte, bleibt wohl eines von vielen Geheimnissen der Wolnzacher Politik.
Wie man in Wolnzach insgesamt weiter verfahren wird, das ließ Bürgermeister Machold derzeit noch offen. "Wir wollen insbesondere die Stellungnahmen der Fachbehörden zur Petition abwarten", so Machold. Erst dann wollen die Kommunalpolitiker über das weitere Vorgehen beraten.
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