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Mit einem halben Liter ein Leben retten

(Manching, ls)

Foto: @Kranz/ Pixelio

Blutspenden – überall sieht man die Plakate des Bayerischen Roten Kreuzes, auf Parkplätzen von Schulen und Universitäten stehen große Busse, außen herum tummelt sich medizinisches Fachpersonal, Menschen mit verbundenen Armbeugen nuckeln an einer Flasche Spezi. Wie oft fährt man daran vorbei? Wie oft hat man keine Zeit, keine Lust oder zu viel Angst? Und wie oft straft man das Thema mit Gleichgültigkeit ab?


Zum Weltblutspendetag treffe ich in der Lindenkreuzturnhalle in Manching Edmund Chmeliczek, Gebietsreferent des Blutspendedienstes des Bayerischen Roten Kreuzes, um mein doch recht dürftiges Blutspende-Knowhow aufzupolieren. Mit im Gepäck habe ich Markus, einen waschechten Erstspender. Ihn begleite ich auf seiner Spenden-Premiere.


Nur etwa 3,5 Prozent der Bevölkerung spenden in Deutschland Blut. 94 Prozent halten eine Spende für wichtig – eine krasse Diskrepanz. Klar, Blutspenden ist nicht unbedingt so unterhaltsam wie ein Nachmittag am See. Wenn es einen jedoch selbst betrifft, ist man für jeden Menschen dankbar, der sich alle paar Monate Zeit dafür nimmt. „Wir brauchen etwa 2000 Blutkonserven am Tag“, erklärt mir Chmelizcek. Und hinter jeder Konserve steht ein Spender. Dabei geht der Großteil des Blutes nicht an Opfer schlimmer Verkehrsunfälle. Tatsächlich kommen 70 Prozent der Spenden bei Menschen mit chronischen Erkrankungen oder Krebs an.


Die Vorbereitung


Markus ist inzwischen bei zwei netten Damen von der Anmeldung gelandet. Die prüfen seinen Personalausweis und drücken ihm einen Fragebogen und einen Stift in die Hand. Zunächst muss abgeklärt werden, ob chronische Vorerkrankungen bestehen oder ob Markus in den letzten Monaten oder Jahren mit beispielsweise Malaria oder BSE in Kontakt gekommen sein könnte. Nach fünf Minuten ist der Zettel ausgefüllt.


Die ärztliche Untersuchung
Danach nimmt eine weitere freundliche Dame Markus in Empfang. Sie ist Ärztin beim BRK und kontrolliert Markus Blutdruck, seinen Puls und die Körpertemperatur. Das ist besonders wichtig, da diese Untersuchung dem Schutz der Spender dient. „Wenn man angeschlagen ist, viel Stress hatte oder unter besonders schwülem Wetter leidet, dann sollte man sich eine Spende überlegen“, erklärt Chmeliczek. Ansonsten kann es schon mal passieren, dass der Kreislauf einem die Blutspende übel nimmt. „Wenn man aber gewisse Regeln beachtet, sollte es kein Problem sein.“


Markus hat sich nicht ganz an die Regeln gehalten, er hat zu wenig getrunken. Mindestens zwei Liter Flüssigkeit sollte man zu sich genommen haben. Ein gutes Frühstück und ein Mittagessen mit Kohlehydraten sind weitere Grundvoraussetzungen, damit bei der Spende alles glatt läuft. Erstspender Markus wird deswegen zurück an die Bar geschickt, wo ihn ehrenamtliche Helfer mit Getränken versorgen. Nach einer kurzen Wartezeit kann es dann endlich weiter gehen.


Der Hämoglobintest
Chmeliczek piekt Markus nun ins Ohrläppchen. Der schaut zunächst recht angespannt, ist dann aber sehr überrascht. „Hey, das spürt man gar nicht“, meint er, während der junge Mann einen Tropfen Blut mit einem Stäbchen aufnimmt und in einen kleinen Apparat steckt. Der misst den Hämoglobingehalt. Ist dieser nicht hoch genug, leidet der potenzielle Spender womöglich unter Blutarmut – was für eine Spende ja mehr als kontraproduktiv wäre. Bei Markus ist aber alles in Ordnung. Nachdem seine Blutgruppe bestimmt wurde, wird er mit einigen Beuteln ausgestattet und begibt sich dann zur nächsten freien Liege.


Die Spende

Ganz verbergen kann er die Aufregung nicht. „Die Mitarbeiter vor Ort machen den ganzen Tag nichts anderes, die sind geschult, haben viel Übung und versuchen es dem Spender so angenehm wie möglich zu machen“, meinte Chmeliczek im Vorfeld. Und es stimmt, eine Dame erklärt Markus ganz in Ruhe, was ihn erwartet und wie es weiter vor sich geht. Nach einem schnellen Stich geht es dann auch schon los. Keine zehn Minuten dauert es, bis der Apparat ein Signal von sich gibt – Markus hat seine erste Spende geschafft! Die geht nun in die Laboruntersuchung, dort wird sie für den weiteren Gebrauch aufbereitet. 42 Tage ist die Konserve nun haltbar – auch wenn sie so lange nicht auf ihren Einsatz warten wird.


Die Pause
Jetzt heißt es für Markus erst mal im wahrsten Sinne des Wortes: Reserven auffüllen. Nachdem ihm ein formschöner Druckverband verpasst wurde bleibt er zehn Minuten ruhig liegen, danach steht er langsam auf und geht zu dem wohl unbestritten angenehmsten Teil des Vorgangs über. An einem Tresen türmen sich Kuchen, Wassermelonen, Pizzabrötchen, Orangensaft und Wurstsemmeln. Dort kann er sich jetzt den Magen voll schlagen. „Man stellt es sich so viel schlimmer vor, als es ist“, erklärt er mir am Ende sichtlich zufrieden. In die Sauna oder zum Sport sollte er heute zwar nicht mehr gehen, aber in Anbetracht der Umstände, kann er das ganz gut verkraften.


Er war einer von 2000 Menschen, die einem Kranken oder Verletzten heute wahrscheinlich das Leben gerettet hat. „Derzeit spenden in Bayern nur etwa 7 Prozent der Bevölkerung, aber jeder Dritte ist in seinem Leben auf ein Blutprodukt angewiesen“, das erklärt mir Chmerliczek am Ende noch. Eine Tatsache, die man sich auf der Zunge zergehen lassen muss. Dabei ist der Weg der Veränderung so kurz. Ein Besuch auf der Website des Blutspendedienstes lohnt sich also. Dort kann man sich problemlos über die nächsten Spendentermine informieren oder ganz unverbindlich über das große Thema Blutspende aufklären lassen.


 

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