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Landkreis Pfaffenhofen bleibt Top-Standort

(Pfaffenhofen, ls)

Sie konnten der Region ein positives Zeugnis überreichen (v.l.): KUS-Vorsitzender Andreas Hofner, Geschäftstellenleiterin der IHK-Ingolstadt Elke Christian, und IHK-Regionalvorstand Eduard Kastner

Die Region boomt. Warum das so ist, beweisen die Ergebnisse der IHK-Standortumfrage. Eine 1,9 durfte Eduard Kastner, Vorsitzender des IHK-Kreisverbandes präsentieren. „Es ist ein sehr stolzes Ergebnis“, so der Unternehmer. Handlungsbedarf gibt es trotzdem, wenn die Region weiter auf der Welle des Erfolgs schwimmen will – und das trotz einer durchaus zufriedenen Unternehmerschaft.


87 Prozent der 143 befragten Betriebe gaben dem Landkreis als Wirtschaftsstandort die Note „sehr gut“ oder „gut“, 92 Prozent würden sich erneut für ihn entscheiden. Im oberbayerischen Vergleich kann sich das sehen lassen, im Durchschnitt kommt der Regierungsbezirk auf eine 2,0. Die 40 untersuchten Standortfaktoren offenbarten das weiteren en detail, wo die Stärken der Region liegen. Doch auch Themen mit Nachholbedarf wurden offenbart.


Schwächen in der Infrastruktur


Egal ob digital oder auf der Straße – vor allem die Infrastruktur des Landkreises schnitt bei der Befragung weniger gut ab. Einen Durschnitt von 3,6 erreichte der Standort für seine Anbindung an Schienen- und Güterverkehr. Auch der öffentliche Personennahverkehr bleibt ein Sorgenkind – eine 3,4 verteilten die Unternehmen auf die Thematik.
 

„Hier fehlt eine öffentliche Struktur!“, mahnte Kastner in diesem Zusammenhang an. Vor allem, um in der fortschreitenden Digitalisierung Schritt halten zu können, braucht es dem IHK-Kreisvorsitzenden zufolge nicht nur einen Ausbau der physischen Straßennetze. Auch die Datenautobahn müsse weiter entwickelt werden. „Wir haben die Breitbandversorgung in unserem Gremium als zentrales Anliegen tituliert“, so Kastner. Das Modell in Wolnzach und Rohrbach, wo der Breitbandausbau nun auch mit haushaltseigenen Mitteln gefördert wird, sehe er sehr positiv. An der bayerischen Staatsregierung äußerte er diesbezüglich Kritik: „Sie waren da zu kurzsichtig“, erklärte Kastner. Ihr zaghaftes Vorgehen habe dazu geführt, dass obwohl der Landkreis Pfaffenhofen eine wachstumsstarke Region ist, der Ausbau der Glasfasernetze immer noch nicht up to date wäre. „Glasfaser ist die Doktrin der Zukunft“, so Kastners Plädoyer.

Das große Problem der Fachkräfte


Auch der Fachkräftemangel spiegelt sich in der IHK-Befragung wieder. Auf die Verfügbarkeit von qualifizierten Fachkräften konnten die Unternehmer lediglich eine 3,1 geben. Befriedigend – für mehr reicht es angesichts der 10.000 vakanten Stellen in der Region Ingolstadt nicht. Auch um den Nachwuchs wird sich gesorgt. Im Mai waren 315 Ausbildungsstellen unbesetzt, dem gegenüber stehen lediglich 206 unversorgte Bewerber. „Dadurch entgehen uns im Jahr bis zu 1 Milliarde Euro an Wertschöpfung“, so Kastner.


Es braucht also eine Imagepflege, und das nicht nur, wie so oft gefordert, bei den Ausbildungsberufen. Den potenziellen Arbeitnehmern muss auch ein lebenswertes Umfeld geschafften werden. Gerade bei dem Punkt sieht Kastner einen Wettbewerbsvorteil für den Landkreis. „Es gibt Leute, die mögen die Großstadt nicht. Der Charme des Landes kann für uns eine durchaus vermarktbare Strategie sein“, erklärte er.
 

Der Bürokratie den Kampf ansagen


Das Thema Bürokratieabbau bleibt Dauerbrenner. „Tatsache ist: Unternehmen stehen im Jahr durchschnittlich 100 Mal öfter mit Behörden in Kontakt als Privatpersonen. Das unterstreicht noch einmal die Notwendigkeit von schlanken Prozessen und Abläufen!“, so Kastner. 22, 2 Prozent der Unternehmer gaben an, dass sie von einer Verzögerung des Unternehmenswachstums aufgrund von Standortfaktoren betroffen sind, viele nennen die langwierigen Genehmigungsverfahren in Ämtern als Ursache.


Besonders positiv hob Kastner in diesem Zusammenhang die Gründung der Wirtschaftsfördergesellschaft „Kommunalunternehmen Strukturentwicklung Landkreis Pfaffenhofen a.d. Ilm (KUS)“ hervor. Das Dienstleistungsspektrum für Unternehmer wurde dadurch extrem ausgebaut, das KUS als Schnittstelle zwischen Landratsamt und den Betrieben leiste seit seiner Gründung wertvolle Arbeit. Vorstand Johannes Hofner begrüßte die Befragung der IHK, wies aber auch daraufhin, dass bei aller Kritik am Landratsamt, die Problematik nicht immer dort zu finden sei. „Es gibt eine große Masse an Bauanträgen. Zu sagen, wir hätten ein massives Problem mit der Bürokratie, wäre falsch“, so Hofner. Oft liege es an einem Kommunikationsproblem zwischen Landratsamt und Bauherr – ein Brückenschlag, der schon an vielen Stellen durch das KUS gelungen ist.


Man braucht sich nicht zu verstecken


Trotz allem Nachholbedarf bei Themen wie Infrastruktur, Digitalisierung und Fachkräfte – verstecken braucht sich der Standort Pfaffenhofen auf keinen Fall. Auch wenn die Zahlen an vielen Stellen ein Bedürfnis nach Verbesserung suggerieren, bleibt es doch abzuwarten, wie viele schon bereits getroffenen Maßnahmen, wie die Initiative „Elternstolz“ oder bereits geplante Prozesse im Bereich Breitbandausbau, das Klima unter den Unternehmern verbessert. Eine 1,9 als Endnote ist auf jeden Fall schon mal ein guter Ausgangspunkt für die weitere Entwicklung.
 

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