Schweinepest bedroht Schwarzwild und Hausschweine
(Pfaffenhofen, rt)Symbolbild: Alfred Raths
Zunehmend als Bedrohung wahrgenommen wird nun auch in Bayern die Afrikanische Schweinepest (ASP), die sich von Tschechien kommend in Richtung Westen ausbreitet. Aktuelle Warnmeldungen gibt es bereits vom Bayerischen Bauernverband und dem Landesjagdverband Bayern.
Medienberichten zufolge sind Tschechien bereits zehn Wildschweine an der Tierseuche verendet. Inzwischen sind insgesamt fünf Länder der Europäischen Union von der ASP betroffen. Bei Haus- und Wildschweinen führt die Seuche beinahe immer zum Tod der erkrankten Tiere. Eine Ansteckungsgefahr für Menschen besteht Experten zufolge nicht. Der Bayerische Jagdverband (BJV) rät den Jägern dazu, „weiter an dem erfolgreichen Maßnahmenpaket zur Wildschweinbejagung festzuhalten.“ Zudem fordert er eine Allianz der Verantwortlichen, darunter Landwirte, Viehtransporter, Logistikunternehmen, Jagd, Politik und Gesellschaft. Gemeinsam soll eine erhöhte Aufmerksamkeit und Zusammenarbeit im Bereich des Schwarzwild-Managements umgesetzt werden. „Die Jägerschaft ist sich ihrer Mitverantwortung bewusst. Um einen Ausbruch der ASP möglichst zu verhindern, ist es notwendig zusammenzuarbeiten und umsichtig zu handeln. Daher appelliere ich auch an unsere Partner, die Landwirte, uns bei der Jagdausübung zu unterstützen“, so BJV-Präsident Professor Jürgen Vocke.
Das Risiko einer Weiterverbreitung und einer Einschleppung in weitere Länder der Europäischen Union ist hoch: Mit Produkten aus nicht durchgegartem Fleisch (etwa Schinken, Salami) infizierter (Wild-)Schweine und über Fahrzeuge, die aus betroffenen Regionen zurückkehren oder unhygienischen Transporten, kann das Virus weiter verbreitet werden. Besonders das (illegale) Verfüttern oder unsachgemäße Entsorgen von Speiseabfällen an Haus- oder Wildschweine stellt nach Ansicht des BJV hierbei eine Infektionsquelle dar.
Schweinehalter sind aufgerufen, besondere Vorsicht walten zu lassen und die Regeln guter Betriebshygiene unbedingt einzuhalten. Aber auch Touristen können dazu beitragen, dass die Krankheit nicht eingeschleppt wird. Die Jägerschaft ist aufgefordert, ein vermehrtes Auftreten von Fallwild, insbesondere Schwarzwild, der zuständigen Behörde zu melden und geeignete Proben (vor allem Blut, Lymphknoten, Milz, Lunge) amtlich untersuchen zu lassen. Der BJV appelliert daher an die Jäger, in Alarmbereitschaft zu sein und Auffälligkeiten im eigenen Revier unverzüglich dem Veterinäramt mitzuteilen.
Der Bayerische Bauernverband (BBV) bittet die Bevölkerung ebenfalls um Vorsicht, um eine weitere Ausbreitung zu verhindern.. „Die bayerischen Landwirte sind zunehmend besorgt, dass sich die Seuche nach Deutschland ausbreitet“, sagt Georg Wimmer, stellvertretender Generalsekretär des BBV. Insbesondere der freie Binnenmarkt und die hohe Mobilität der Menschen würden die Gefahr der Einschleppung erhöhen. „Besonders wichtig ist eine strikte Hygienepraxis in den schweinehaltenden Betrieben, eine sorgfältige Beobachtung und konsequente Regulierung der Wildschweinbestände und große Achtsamkeit im Reise- und Transportverkehr“, betont Wimmer.
Tierhalter und Viehhändler sollten sich beim Umgang mit Schweinen der wachsenden Gefahr einer Verschleppung der ASP bewusst sein und Vorsichtsmaßnahmen einhalten. Dazu zählen insbesondere einfache Biosicherheitsmaßnahmen wie der Zukauf von Schweinen aus Beständen mit einem gesicherten Tiergesundheitsstatus, die Abschottung des Bestandes und der Futterlager (Fahrsilos auf dem Feld) gegenüber Wildschweinen sowie die konsequente Reinigung und Desinfektion von Fahrzeugen unmittelbar nach jedem Transport.
„Ganz entscheidend sind auch die sorgfältige Beobachtung und konsequente Reduzierung der Schwarzwildbestände, um der Gefahr einer Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest über Wildschweine entgegenzutreten“, sagt Wimmer. Bei Auffälligkeiten müsse unverzüglich das zuständige Veterinäramt informiert werden. Für Jäger gilt: Reste von Schweinen, Wildschweinen oder Erzeugnissen mit Schweinefleisch dürfen auch nicht im Wald zum Anlocken von Wildschweinen oder anderen Tieren verwendet werden.
„Die Bekämpfung der ASP beim Wildschwein in der freien Natur gestaltet sich schwierig. Deshalb ist es ganz entscheidend, durch Ausdünnung der Population das Entstehen von Infektionsketten von vornherein zu verhindern“, bekräftigt Wimmer. Dazu gelte es, alle rechtlich zulässigen Maßnahmen wie revierübergreifende Bewegungsjagden, Nachtzieltechnik oder Saufänge einzusetzen. Hier seien die Behörden besonders gefordert, durch unbürokratische Genehmigungen Verantwortung zu übernehmen. Eine orale Immunisierung der Wildschweine, wie dies in der Vergangenheit bei der Klassischen Schweinepest mit Erfolg durchgeführt wurde, steht nicht zur Verfügung. Solange Wildschweine als Infektionsquelle vorhanden sind, besteht immer eine Gefahr für Hausschweine sich durch mittelbaren oder unmittelbaren Kontakt anzustecken. Die Landwirte appellieren an die Jäger, die Bejagung der Wildschweine nochmals spürbar zu intensivieren.
Die ASP kann durch Menschen verschleppt werden, insbesondere dann, wenn Erzeugnisse von infizierten Haus- oder Wildschweinen unachtsam entsorgt werden. Schon eine achtlos in den Mülleimer einer Autobahnraststätte geworfene Wurstsemmel kann von einem Wildschwein gefressen werden und das Virus so weiterverbreiten. Hausschweine und Wildschweine dürfen auf keinen Fall mit Küchenabfällen gefüttert werden. Das ist wegen der Infektionsgefahr ausdrücklich verboten.
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